Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
ISBN-13: 978-3455404371
Preis: 18,00 EUR
E-Book: 13,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: August 2014
Inhalt:
Peter Maydell ist auf den Weg zur Lübecker Zeitung, wo er immer noch als Redakteur arbeitet, weil er sich einfach nicht von seinem Berufsleben trennen kann. Dort angekommen erwartet ihn eine Sendung von einem jungen Historiker, Johannes Kiellands, der immer wieder mit neuen mysteriösen, aber auch romantischen Berichten für die Zeitung aufwartet. Diesmal allerdings klingt alles anders, Peter erhält ein Art Abschiedsbrief und dazu die letzten Aufzeichnungen von seinen Recherchen. Johannes Kielland war auf der Spur einer ganz besonderen Geschichte. Ein Mann wurde am Sylter Strand angespült und auf dem Friedhof für die Heimatlosen bestattet, kein Name ziert sein Grab, nur der Tag seines Fundes. Johannes wird auf diese Geschichte aufmerksam und schreibt darüber und bekommt kurze Zeit später ein Brief von einer Frau, die behauptet den Toten gekannt zu haben. Natürlich weckt das Johannes Neugier und so trifft er sich mit der Frau und wird gefangen genommen von ihrer Geschichte. Aber nicht nur das, er fühlt sich auch zu hier hingezogen, lässt sich immer mehr von ihr einwickeln und wird in einen Sog aus Faszination, Legenden über Sylt und dem Meer hinabgezogen, bis er die Wahrheit entdeckt. Ob es da schon zu spät für Johannes ist? Was ist mit dieser geheimnisvollen Frau? Warum spielt Sylt so eine Rolle? Und welche große Liebe wird hier erzählt?
Meinung:
Endlich ein neuer Lebert und was habe ich erwartet? Eine Geschichte, die mich berührt und Poesie. Habe ich das bekommen? Aber so was von!
So viele Bücher habe ich von dem Autor noch nicht gelesen, aber ich wusste, wenn ich ein Buch von ihm anfange, muss ich mir Zeit dafür nehmen und das habe ich. Er schreibt nicht mal eben eine Geschichte für nebenbei, die den Alltag ausblenden lässt. Nein, er geht mit seinem Büchern tiefer, lässt uns über seine wunderbaren Worte schweifen und oft muss man die Sätze nochmals lesen, weil darin so viel Wahrheit steckt. Dabei hat er einfach ein Talent sich auszudrücken und seine Wortwahl ist einfach großartig. Für mich ist es einfach unglaublich toll, wie er schreibt und ich kann meine Begeisterung gar nicht in Worte fassen.
Aber was erzählt er diesmal, er nimmt uns mit auf Sylt, aber nicht das typische Urlaubsziel, nein, das Sylt der Seeleute, das Sylt der Einwohner und das Sylt der Legenden. Ich kenne nur Sylt als VIP Insel, die einfach nur mega überteuert und Touristenreich ist, obwohl ich gestehen muss, dass ich noch nie da war, die typischen Vorbehalte eben. Aber hier machte er mich schon neugierig, mit einem Friedhof für die ganzen namenlosen Angespülten, die nicht einfach in irgendein Loch verscharrt werden, sondern einen Platz bekommen. Es berührt einen sehr, davon zu lesen und für jeden bedeutet ja Heimat auch etwas anderes. Man kommt ins Grübeln und man muss einfach auch ein bisschen über seine eigene Definition nachdenken. Es wird also nach langer Zeit wieder ein Toter angespült und beerdigt, über diese Geschichte schreibt Johannes Kielland und gerät so in einen Strom aus Ereignissen, die er so nicht erwartet hätte, ich übrigens auch nicht.
Mit Johannes Kielland hat er wieder einen sehr interessanten jungen Mann geschaffen, der eine bewegende Kindheit hinter sich hat, sich in der Gothic Szene angehört fühlt und ein richtiger Einzelgänger ist. Hier spürt man seine Einsamkeit, die unbeholfene Art anderen gegenüber, dieses, sich schnell von jemanden angezogen fühlen, sich berauschen lassen und erst später darüber nachzudenken, der das Besondere sucht und meint es müsste traurig und rätselhaft sein. So wird er in eine Geschichte verstrickt, die von Seite zu Seite mysteriöse, unglaubwürdiger und schwerer zu entschlüsseln wird. Dann kommt diese Frau dazu, die ihn anzieht, die mit ihm Dinge macht, wovon er sonst nur träumt, die unheimlich ist, geheimnisvoll, aber trotzdem eine Unschuld ausstrahlt, die seinem Beschützerinstinkt wachruft und trotzdem ahnt er schon das ,was nicht stimmt. Diese Frau ist ein Rätsel und Johannes will es knacken, aber was er langsam und mühsam rausbekommt, erschreckt ihn viel mehr. Mehr möchte ich gar nicht verraten, denn ich habe Angst, dass jedes weitere Wort zu viel ist und den Zauber dieses Buch kaputtmachen könnte.
Es ist eine Geschichte, die nicht leicht verdaulich ist, die schwer, melancholisch, sogar sehr dramatisch geschrieben ist, aber sie berührt, lässt einen oft nachdenklich zurück. Dabei ist man erst verwirrt und schon denkt man, was soll das, schon ein bisschen zu spukig, lässt er es so toll Enden, das es für mich ein Rund um gelungenes Ganzes ergibt. Er lässt Vergangenes mit der Gegenwart verschmelzen, zeigt das beides immer eine Rolle spielt und findet dabei Worte die einen diese Atmosphäre so spüren lässt. Die salzige Seeluft, der Matsch unter unseren Füßen, oder den Wind in unseren Haaren, man ist einfach dabei. Aber auch den Schrecken spürt man, den Schauer, wenn was Unglaubliches sich wieder zeigt und die Härchen sich aufstellen. Für mich wieder eine gelungene Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat und mich wieder sprachlich überrollt hat, herrlich. Bitte noch ganz viele Bücher Herr Lebert, mit so wunderbaren kleinen versteckten Weisheiten.
Henry und ich wurden nach Sylt, mit seinem Mythen entführt und sind wieder von der Wortgewalt verzaubert wurden, das können nur die vollen Bücherpunkte sein:
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Über den Autor:
Benjamin Lebert lebt in Hamburg. Er hat mit zwölf Jahren angefangen zu schreiben. 1999 erschien sein erster Roman Crazy, der in 33 Sprachen übersetzt und von Hans-Christian Schmid fürs Kino verfilmt wurde. Sein zweiter Roman, Der Vogel ist ein Rabe, erschien 2003, danach Kannst du (2006), Flug der Pelikane (2009) und zuletzt Im Winter dein Herz (2012).
Weitere Werke des Autors: