Freitag, 5. August 2016

Rezension: Wolfgang Herrndorf * Tschick


Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: rowohlt 
ISBN-13: 
978-3499256356
Preis: 8,99 EUR
E-Book: 8,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2012 


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Inhalt:
Maik Klingenberg ist ein Außenseiter in seiner Klasse, aber er ist in das beliebteste Mädchen verliebt. Allerdings weiß er nicht, wie er an sie ran kommen soll, er hofft still und heimlich, dass er auf ihrer Geburtstagsparty zum Zug kommt. Aber das Unvorstellbare passiert, am letzten Tag vor den Ferien, hat er immer noch keine Einladung erhalten. Frustriert, verärgert und einsam, nimmt er sein schreckliches Schicksal die Sommerferien allein zu verbringen an, denn zu Hause wartet das Taxi für die Mutter, die zur Entzugsklinik fährt und der Vater macht mit seiner Geliebten Urlaub. So bleibt Maik allein zurück, bis sein Klassenkamerad Tschick vor der Tür steht. Eigentlich haben die Zwei so noch nichts miteinander zu tun gehabt, immerhin ist Tschick erst in die Klasse gekommen und dazu kommt, dass er einen Integrationshintergrund hat. Aber da nichts ansteht, verbringen die beiden Zeit zusammen und düsen mit dem geklauten Lada rum. Bis die Idee immer mehr heranreift, einfach drauf loszufahren, ohne Karte und Kompass, einfach ins Abenteuer. Und so startet sie los ...

Meinung:
Über dieses Buch wurde schon so viel geschrieben, so viele Meinungen kundgetan, dass es eigentlich meiner Worte nicht mehr bedarf. Aber ich mag trotzdem meine Gefühle und Gedanken in Worte fassen und sie für euch, oder mich, besser gesagt niederschreiben.

Dieses Buch lag schon sehr lange auf meinem Stapel der ungelesenen Bücher, und da jetzt bald ein Kinofilm startet und viele deshalb vorab noch zum Buch greifen, dachte ich, warum ich nicht auch. Gesagt, getan und schon fing das Abenteuer an.

Wolfgang Herrndorf hat hier wirklich gut unsere Gesellschaft eingefangen und ich glaube, es ist nicht nur ein Jugendbuch, sondern eine Geschichte für jedermann. Man kann herrlich seine eigene Jugend reflektieren, seine Sorgen in diesem Alter nachempfinden und den jungen Maik in so vielen Dingen wirklich verstehen. Dann fand ich diese Unbeschwertheit, dieses nicht wirklich Bedenken und einfach dieses naive Vorangehen, herrlich zu lesen. Das Leben für diesen Augenblick genießen und den Moment, wo alles gut ist, hoch leben lassen. Dieses Gefühl, von Freiheit, blinden verstehen und einfach drauf losfahren, hat der Autor wunderbar eingefangen.

Gleichzeitig lässt er einen aber auch zwischen den Zeilen lesen. Nehmen wir Maiks Eltern, beide sind mehr mit sich selbst beschäftigt und lassen ihren Sohn allein. So muss Maik schneller erwachsen werden, mit seinem Kummer allein klarkommen und manche Entscheidungen treffen, die sonst ein Jugendlicher nicht treffen muss. Ein Problem, was in unserer Gesellschaft immer größer wird, dass sich selbst in den Mittelpunkt stellen und alles drum herum vergessen. Dann die Behandlung von Ausländern, die ganzen Vorurteile, das ablehnende Verhalten der Mitmenschen und das, nicht an sich ran kommen lassen. Genauso lässt er seine beiden Helden auf Fremde treffen und wie wir doch immer, das Schlimmste erwarten. Das uns immer gepredigt wird, Angst vor Fremden zu haben und dann die tollsten Dinge erleben. Damit will ich nicht sagen, dass man nicht vorsichtig sein soll, sondern das wir so viele negative Gedanken in unseren Köpfen verankert haben, das uns die Unbeschwertheit mit neuen und fremden einfach nicht leicht fällt.

So erleben wir ein richtiges Roadmovie mit vielen Auf und Abs und verbringen einen wunderbaren Sommer. Wolfgang Herrndorf hat eine ganz tolle Art zu erzählen und trifft mit seiner Wortwahl immer den richtigen Ton. Dabei kommt es so locker und einfach rüber, er transportiert Gefühle so leicht und schafft so eine unglaubliche Atmosphäre. Er lässt uns lachen, mitfiebern, verstehen und miterleben, das Gefühl dabei zu sein, ist hier sehr stark vertreten. Außerdem mochte ich seine Bilder, die er in unseren Köpfen auslöst, die irre Fahrt durchs Feld, der Regen der aufs Autodach prasselt und der Sprung in den See. Unverblümt, ehrlich, ein bisschen melancholisch und man wünscht sich so sehr, dass diese Fahrt nicht endet.

Henry und ich hätten am liebsten unsere Sachen gepackt und auch solch einen Sommer erlebt, deshalb die vollen Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat ursprünglich Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman «In Plüschgewittern», 2007 «Diesseits des Van-Allen-Gürtels», 2010 und 2011 folgten die Romane «Tschick» und «Sand», 2013 das posthum herausgegebene Tagebuch «Arbeit und Struktur» und 2014 der Fragment gebliebene Roman «Bilder deiner großen Liebe». An diesem Buch, dessen Heldin Isa ihren ersten großen Auftritt in «Tschick» hat, arbeitete Herrndorf noch in den letzten Lebenswochen, er hat ihn selbst zur Veröffentlichung bestimmt.
  
Quelle: Rowohlt Verlag
 
KINOSTART: 15.09.2016

 

4 Kommentare:

  1. Alter Finne! ;)

    Wirklich eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Und dass die Reaktionen in der Bloggerszene doch meist positiv sind, lässt mich doch hoffen, dass Qualität auch gewürdigt wird. Ich bin gespannt auf den Film.

    Buchige Grüße

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    1. Hallo Booksnstories,

      ich muss schon sagen, dass ich bei den ganzen guten Meinungen schon recht vorsichtig ans Lesen herangegangen bin, aber dieses Gefühl, was der Autor eingefangen hat, war einfach unglaublich und man wollte es unbedingt auch erleben ... wirklich ein tolles Buch und ich hoffe auch, dass Qualität immer gewürdigt wird.

      Vielen lieben Dank für deinen Besuch und liebe Grüße
      Sharon

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  2. Was für eine tolle Rezension! Ich stimme mit so vielen Punkten überein, vor allem das hier ein echt authentisches Buch entstanden ist. Ich habe durfte bereits den Film vorab schauen und habe dazu einen Bericht verfasst. Vielleicht magst du ja vorbei schauen. :)



    Liebe Grüße
    Katharina von
    Großstadtgedanken

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    1. Hallo Katharina,

      ganz lieben Dank für deinen Besuch und dein Lob! Es ist toll, das du meiner Meinung oft zustimmen konntest :-) das macht mich wirklich glücklich ... Wahnsinn du durftest schon den Film gucken, das ist ja klasse. Na dann muss ich doch mal schauen :-)

      Ganz liebe Grüße
      Sharon

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