Freitag, 23. Juni 2017

Rezension: Lorraine Fouchet * Ein geschenkter Anfang


Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Atlantik
ISBN-13:
978-3455600568
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2017
Übersetzer: Sina de Malafosse 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Jo kann es nicht fassen, seine Lou hat ihn allein gelassen, auf seiner Insel und mit ihren gemeinsamen Erinnerungen und dort hin, wo sie ist, kann er ihr nicht folgen. Seine Lou, diese übermütige vor lebensprühende Frau, deren Kochkünste ein Desaster waren, aber ihre Liebe übergroß, ist nicht mehr da, aber Lou wäre nicht Lou, wenn sie Jo einfach so zurücklässt. Bei der Testamentsverlesung kommt dann der große Paukenschlag, Jo bekommt noch eine Aufgabe, nämlich dafür zu sorgen, dass seine Kinder auch wirklich glücklich sind. Sind sie etwa nicht glücklich? Wird Jo sich dem stellen? Und wird er seinen Kindern somit näherkommen?

Meinung:
Ich weiß nicht warum, aber ich habe ein Faible für französische Romane. Okay, daran ist wohl meine Mutter schuld, immerhin ist immer noch Dumas „Die drei Musketiere“ mein absolutes Lieblingsbuch und der Anfang von meiner großen Liebe zu Büchern. Aber hier muss ich wohl auch noch ein bisschen die Schuld an Antoine Laurain verschieben, immerhin hat er es für gut befunden und als Fangirl muss man solche Bücher dann ja erst recht lesen. Also gesagt, gelesen und für wunderbar befunden. Diese Franzosen sind irgendwann mein Untergang, aber wenn es um Gefühle geht, bleiben sie einfach Meister der Empfindungen.

Jo ist nun Witwer, allein, obwohl er noch so viel mit seiner Lou vorhatte und dann kommt alles anders. Für ihn kann das doch nicht das Ende sein, er fühlt sich betrogen und versucht immer noch ein Deal mit dem Himmel zu machen, denn das alles muss ein Irrtum sein. Diese Ehe ist was ganz Besonderes, eine ganz große Liebe und unvergänglich noch dazu, aber alles hat auch eine andere Seite. Jo ist zwar ein toller Ehemann und geht in seinem Job als Arzt auf, aber seine Kinder blieben auf der Strecke. Er hat das immer Lou überlassen und merkt erst jetzt, durch seine Aufgabe, dass er sie gar nicht kennt. Es ist eigentlich die typische Entwicklung, die Kinder bekommen zu wenig Zeit mit dem Vater, weil das „Versorgen“ im Vordergrund steht und erst mit den Enkelkindern auffällt, was man bei den eigenen Kindern alles verpasst hat. Bloß das nicht Jo drauf kommt, sondern Lou ihn darauf stößt und das mit ihrer ganz eigenen Art. Nun heißt es überwinden, oder ihren Wunsch ignorieren.

Natürlich mischt Jo sich ein. Hat er denn eine andere Wahl, nein! Und die Autorin erzählt mit ganz viel Fingerspitzengefühl eine wahre Entdeckungsreise der eigenen Familie. Dabei bedient sie sich mehreren Stimmen, natürlich aus der Sicht von Jo, aber auch seine Enkelin Pomme und wer glaubt, dass Lou still bleibt, hat sich geschnitten, sie muss ja den Überblick behalten. Dabei findet Lorraine Fouchet für ihren Roman einen ganz besonderen Klang, feinfühlig, zart, aber auch witzig. Diese Autorin lässt uns zu Beginn traurig sein, dann weckt sie unsere Neugier und am Ende besitzen wir alle eine Zuversicht, das es für Hoffnung, nie zu spät ist.

Ich möchte eigentlich von den Kindern nichts verraten, vielleicht nur so viel, das nicht alles so ist, wie der erste Schein uns weiß machen möchte und Glück, nicht immer einfach zu finden ist. Vielleicht steckt man ja auch in einer Findungskrise. Außerdem ist für jeden ja Familie so eine eigene Sache, wer wünscht sich nicht ein gesundes Verhältnis, oder einfach das Gefühl von verstanden sein. Oft sind Familientreffen ja auch eine Last und mehr Pflichterfüllung, als Freude. Genau diesen Problemen nimmt sich die Autorin an, welche Entwicklung manche Eltern-Kind-Beziehungen nehmen und das es nicht immer mit Resignation enden muss, oder einer Lou die einen aufweckt. Mich hat das Buch sehr berührt und ich konnte mich in vielen Kleinigkeiten wieder erkennen. Ich muss sagen, ich habe es wirklich gern gelesen, auch wenn ich glaube, dass nicht alle Familien einen neuen Anfang geschenkt bekommen müssen, da spricht wohl der Pessimist in mir, aber den Grundgedanken fand ich toll und Seelen heilend.

Ein geschenkter Anfang ist ein unglaublich feinfülliges Buch und hat wirklich einen ganz tollen Ton getroffen. Auf diese Insel würde ich gern fahren, um Teil dieser Familie zu sein.
 

Henry und ich waren von den Ausmaßen des kreativen Testaments sehr angetan und vergeben die vollen Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:
 


Lorraine Fouchet, geboren 1956, arbeitete als Notärztin, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie ist Autorin zahlreicher Romane. Sie lebt in der Nähe von Paris und auf der Île de Groix, dem Schauplatz von Ein geschenkter Anfang.

Quelle: Atlantik Verlag

Vielen lieben Dank an den Atlantik Verlag für das  Rezensionsexemplar.

2 Kommentare:

  1. Bonjour, Madame Inga.
    Jo erscheint mir in seiner Liebesfähigkeit von mehr selektiver Art & Weise zu sein, wenn er Lou quasi vergöttert, ihre gemeinsamen Kinder allerdings als "Beiläufigkeiten" erlebt.
    Dabei hätte er doch ganz gewiss den sprichwörtlichen Boden angebetet auf dem sie steht; sollte seine Liebe dann auch nicht den Kindern gelten, denen Lou einmal das Leben geschenkt hat!?

    bonté

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    1. Salut Robert,

      oh, dann habe ich mich vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt. Er liebt seine Kinder und seine Tochter ist ihn unglaublich nah. Aber erst seine Aufgabe lässt ihn hinter ihre Fassade schauen. Im Beruf so scharfsinng und im privaten etwas blind.
      Nun gibt er sich aber so viel Mühe und versucht das Erbe zutragen. Ich konnte es sehr gut nachvollziehen und ich habe einen viel unwissenderen Vater, der kennt meinen Gemützustand gar nicht :-(

      Und seine Enkelinnen vergöttern ihn.

      Hab einen schönen Abend
      Inga

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