Mittwoch, 30. August 2017

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherabenteuerer,

oh, ich glaube, die Götter sind schon wieder los. Rick Riordan ist wohl voll in seinem Element, denn er schickt den nächsten Helden ins Feld. Der Mann scheint vor Ideen zu explodieren, da er ja ein Buch nach den anderen raus bringt. Dieses Mal geht es um den Sonnen- und Orakelgott und wir kehren wieder zu seinen griechischen Wurzeln zurück. Also ich finde es schon wieder spannend, aber schaut doch mal selbst:

 
Die Abenteuer des Apollo: Das verborgene Orakel
1. Band
Verlag: Carlsen
Erscheinungsdatum: 31.08.2017

Der Gott Apollo stürzt vom Himmel direkt in ein paar Mülltonnen – er ist bei Zeus in Ungnade gefallen und wurde zur Strafe seiner Unsterblichkeit beraubt! Prompt wird er auch noch überfallen, doch zum Glück springt ihm Meg zur Seite – frech, kampflustig, höchstens zwölf und zweifelsfrei eine Halbgöttin. Zusammen machen sie sich auf nach Camp Half-Blood, doch dort lauern weitere Gefahren. Und noch dazu funktioniert das Orakel von Delphi nicht mehr, denn es ist immer noch von Apollos altem Feind Python besetzt …

Neue Abenteuer aus der Welt der Götter, und auch mit Percy Jackson gibt es ein Wiedersehen!


Wer ist hier denn auch Riordan-Fan? Wer liebt seine Abenteuer Bücher auch so gern wie ich? Und wer hat es auch auf den Leseplan stehen? Habt ihr auf dem Cover auch die Katze entdeckt? Ich mag die jetzt schon ...lach... Bis jetzt konnte mich alles von diesem Autor begeistert und so freu ich mich auf neue Figuren und Einflüsse, denn bei den Göttern ist ja immer was los.

Ganz liebe Grüße
Eure, schon wieder mehr Platz im Regal schaffen gehende, Sharon

Dienstag, 29. August 2017

Rezension: Ellen Dunne * Harte Landung: Ein Fall für Patsy Logan


Taschenbuch: 441 Seiten
Verlag: Insel
ISBN-13: 
978-3458362883
Preis: 10,95 EUR
E-Book: 10,99 EUR
Reihe: 1. Teil
Erscheinungsdatum: August 2017




Inhalt:
Patsy Logan, Kommissarin aus München hat ihren freien Tag, bis ihr Telefon klingelt und sie, zu einem Fall beordert. Der Anruf kam recht ungünstig, denn ihr Privatleben hängt gerade nicht voller Geigen, aber da sie die perfekten Sprachkenntnisse mitbringt, ist sie die Frau der Stunde. In München macht nämlich die erfolgreiche Online-Tauschbörse Skiller ein Büro auf und sorgt damit für mächtigen Trubel. Und ausgerechnet nach der Eröffnungsparty, wird die Managerin Carolin Höller tot aufgefunden. Patsy nimmt sich der Sache an und zuerst scheint es nach Selbstmord auszusehen, aber kann das sein? Immerhin ist die Tote eine Karrierefrau mit Musterehe, Musterkinder und dem perfekten Leben. Ob hier der Schein trügt? Je mehr Patsy gräbt, umso unschöner wird es. Macht, Lügen und Dublin stehen auf dem Plan. Was wird die Kommissarin herausbekommen? Welche Intrigen wird sie aufdecken? Und warum scheut sie das Land ihres Vaters, Irland so sehr?

Meinung:
Was habe ich mich nach einem neuen Werk dieser Autorin gesehnt, was habe ich dem Erscheinen entgegen gefiebert und was habe ich diesen Krimi schnell verschlungen. Ach, was soll ich sagen, ich mochte die Art zu erzählen von Ellen Dunne schon immer gern und hier hat sie mich wieder sehr glücklich gemacht. Warum, weshalb und wieso, erzähle ich euch jetzt.

Patsy Logan ist eine Frau, die es nicht immer leicht hat im Leben. Als Kind einer deutschen Mutter und eines irischen Vaters war das Verwurzeln nicht unbedingt einfach und hat sie in vielen ihrer Entscheidungen geprägt. Aber sie ist auch eine Kämpferin, im Job steht sie ihren Mann und wird leider als Frau nicht immer ernst genommen. Mit was sie sich da immer über Wasser hält, ist ihr Humor, schwarz, bissig und kompromisslos. Sie beißt sich durch, versucht den Druck standzuhalten und ihr Augenmerk auf den Fall zu konzentieren und sich nicht durch Politik und Presse ablenken zu lassen. Nun ist auch leider ihr Privatleben etwas in schief Lage geraten, sodass sich dieser Fall ziemlich schlimm in sie hinein frisst und dann auch noch Dublin. Seit dem Selbstmord ihres Vaters war sie nicht mehr auf der Insel und nun soll sie dort ermitteln, ein schwieriger Gang, der ihr viel abverlangt. Ich mach es jetzt mal kurz, ich mag Patsy von der ersten Seite an. Sie schafft es im Job sich durchzusetzen und ist trotzdem Frau, einfach ein Mensch mit Ecken und Kanten und das macht sie unglaublich sympathisch. Ihr Humor ist einfach herrlich zu lesen, obwohl es für ihre Umwelt nicht immer einfach damit ist, aber genau das macht diese Frau aus, man würde einfach gern mit ihr was trinken gehen.

Mit ihren eigenen Problemen und Sorgen beschattet, muss sie sich also auf einen neuen Fall einlassen, der sie in die Online Welt bringt. Dort scheint alles so idyllisch und perfekt abzulaufen, das Unternehmen ist einfach superfreundlich seinem Personal gegenüber und jeder reißt sich darum, dort arbeiten zu dürfen. Zumindest an der Oberfläche, schnell wird klar, dass diese Welt nicht so weiß ist, wie sie es gerne darstellen würden und seit ich „The Circle“ gelesen habe, stehe ich dem Ganzen eh kritisch gegenüber. Diese Online Firmen sind eine ganz eigene Welt und führen ein ganz eigenes Universum und lassen sich nicht gern in die Karten gucken. So ist der Fall extrem aufregend, da man wirklich Stein für Stein, der übergroßen Fassade lösen muss, um dahinter zu schauen.

Ellen Dunne wartet hier wirklich mit einem raffinierten Plot auf. Starke Frau, verwickelter Fall und die Atmosphäre von Dublin. Ich fand es perfekt abgestimmt, da sie ihrer Ermittlerin noch ein großes Päckchen Privates und dem Fall so viele schöne Ermittlungsstränge angehangen hat. Es wurde einfach nie zäh, langatmig, oder wie man das sonst manchmal kennt, nein, man rauscht ihr durch die Seiten, und da das Opfer auch seine Passagen hat, erfahren wir alles auch noch häppchenweise obendrauf. Ihr seht, ich hatte meine Freude, in München habe ich mich sehr wohlgefühlt und in Dublin habe ich mich verliebt. Hier kommt nämlich noch ein weiteres Problem auf Patsy zu, nämlich ein interessanter Kollege. Aber auch das verregnete, trinkfeste und mystische Irland blitzt durch die Seiten auf. Herrlich abwechslungsreich.

Patsy Logans erster Fall ist fesselnd, gut gestrickt und erfolgreich in mein Leserherz angelangt. Eine starke Ermittlerin, eine Kämpferin mit Überlebensmodus, Schlagfertigkeit und Willen. Ihr Humor sorgt für einige Lacher und man möchte einfach sofort mit ihr weiter ermitteln. Also go Patsy, go, go, GO!!!
 
Henry und ich hatten gigantisch gute Lesestunden und vergeben die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:

 
Ellen Dunne, 1977 geboren, arbeitete als Texterin/Konzeptionistin in Werbeagenturen, danach in verschiedenen Positionen bei Google im Europa-Hauptquartier in Dublin. Sie lebte in Berlin, München und Mexiko-Stadt, seit 2004 in Dublin. Von ihr wurden bereits zwei Kriminalromane veröffentlicht. Harte Landung ist der Auftakt einer neuen Krimireihe im insel taschenbuch.

Quelle: Insel Verlag

Vielen lieben Dank an den Insel Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 24. August 2017

Rezension: Lize Spit * Und es schmilzt


Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: S. Fischer
ISBN-13: 
978-3103972825
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 18,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: August 2017
Übersetzer: Helga van Beuningen 



Kaufen? 


Inhalt:
Eva erhält eine Einladung aus ihrem Heimatdorf. Dort, wo sie seit Jahren nicht mehr war und von Freunden, mit denen sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr hat. Erinnerungen tauchen auf, Verdrängtes möchte wieder hochkommen und Eva steht vor der Frage, was soll sie machen. Nicht reagieren? Oder doch hinfahren? Sie entscheidet, nach 13 Jahren sich ihren Dämonen zu stellen und den Sommer, der so nie hätte verlaufen sollen. Mit einem Eisblock im Kofferraum macht sie sich auf den Weg, in ihr Heimatdorf und ihrer Vergangenheit. Was hat es mit dem Eis auf sich? Was ist damals passiert? Und welche Rachegefühle trägt sie in sich?

Meinung:
Als ich zum ersten Mal von dieser Geschichte gehört hatte, war meine Neugier sofort geweckt, denn ich wollte unbedingt wissen, was hat es mit diesem vermaledeiten Eisblock auf sich. Wofür braucht sie den? Ist da was drin eingeschlossen? Und warum nimmt sie sich nach solch einer langen Zeit ihrer Vergangenheit an? Wie ihr seht, war ich mächtig gespannt, und da es die Autorin, mit diesem Buch auch gleich zum literarischen Shootingstar, geschafft hat, meine Ansprüche recht hoch. Ob es mir gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Eva ist in der Gegenwart eine Außenseiterin, eine Alleingängerin, jemand der in seinem Kosmos lebt und selten jemanden an sich heranlässt. Aber das war früher mal anders. Sie war der Teil, der drei Musketiere, bestehend aus Pim, Laurens und ihr. Überall waren sie zu dritt, in der Schule die besonderen drei und ständig mit ihren Rädern unterwegs. Pim, der Sohn von Milchbauern, Laurens, der Spross des Metzgers und Eva, tja, Eva, das Kind von zwei Alkoholikern. Ein zerrüttetes Familienhaus, Eltern, die für ihre Kinder nicht da sind und ihre Kinder schlimm vernachlässigen. So hängt sich Eva immer an die Jungs, um ihren Trott zu entfliehen. Aber der Lauf der Dinge ändert sich, die Interessen, die Ansichten und so bekommt die Freundschaft, dieses Trios risse, erst recht nach dem Tod von Jan, Pims Bruder. Eva möchte sie nicht verlieren und macht bei ihren absurden Spielchen mit, obwohl sie genau weiß, dass dies falsch und unverzeihlich ist.

Die Geschichte beginnt im jedem Kapitel mit der Gegenwart, erzählt dann aus der Vergangenheit, des schlimmen Sommers und hält als Drittes, immer noch eine Anekdote bereit, eine bestimmte Erinnerung. Ich fand es unglaublich schwer in diese Geschichte hineinzukommen, und da uns Eva auch recht fern von sich hält, baut man auch ziemlich mager eine Bindung zu ihr auf. Für mich war es ein wahrer Kampf und mein Durchhaltevermögen war hart auf die Probe gestellt, aber es passt auch sinnbildlich gut zur Hauptfigur. Ihr Leben ist auch ein Kampf, ein Auffallen, ein wahrgenommen werden, ein sich nicht vor der Umwelt verschließen. Dieses Dorf weiß nämlich, wie es in dieser Familie zu geht und wie so üblich in kleinen Gemeinden, wird darüber geschwiegen. Die Kinder trifft es besonders hart, Jolan, der älteste Bruder geht in der Natur forschen, Eva ist bei ihren Freunden und Tes, hat es wohl am schwersten und je älter sie wird, ums so schlimmer wirken sich ihre Macken aus. Aber Hilfe von außen ist fern und diese Kinder sich selbst überlassen.

Aber nicht nur das, hält Eva diesem Sommer auf, sondern Pim, Laurens und ihre beknackte Idee. Je mehr man von diesem Sommer liest, umso schlimmer wird die Chemie der Drei und man fragt sich ständig, wann kommt hier der Kat, das kann sonst nur böse enden. Allerdings hält uns die Autorin mit vielen Episoden, sehr lange auf und gewährt uns nur häppchenweise Einblicke. So spielt sie mit meiner Ausdauer, mit meiner Neugier und hält mich nicht wirklich sehr am Ball. Dieses Ganze zwischen den Zeilen lesen, mit Halbwahrheiten, die man sich zusammenreimt, jonglierend, kämpft man sich vorwärts. Und die Grundstimmung im Buch ist bedrückend, beklemmend und einengend. Je mehr man liest, umso fassungsloser ist man, wenn sich die Wahrheiten bestätigen.

Ohne Frage hat Lize Spit ein Buch geschrieben, was einem nach Beenden nicht loslässt. Allerdings wurde es für mich erst in den letzten hundert Seiten erst wirklich gut, davor habe ich mich doch recht gequält und hätte es, das eine oder andere Mal auch gern abgebrochen. Die Autorin nimmt sich nämlich viel Zeit ihr Szenario aufzubauen, erzählt langsam und entwickelt mit jeder Stunde und Tag ein Inferno mit ungeahntem Ausmaß, was sie am Ende mit einer Wucht zusammenlaufen lässt und einem geballt entgegenschleudert und das Verdauen ist unglaublich schwer.

Lize Spit befasst sich in ihrem Buch mit so vielen Themen unserer Zeit und zeigt mit rasiermesserscharfer Genauigkeit am Ende, wie schlecht unsere oberflächige Welt ist, wie abgrundtief Menschlichkeit sein kann und das, Verdrängen nicht immer eine Lösung ist, erst recht nicht, wenn man selbst auf der Strecke bleibt. Für mich war es nicht ganz das Buch, was ich erwartet hatte und ich kann den Hype somit auch nicht ganz nachempfinden, aber sie hat es geschafft, das ihr Eva noch in mir nach hallt und ich nach Luft schnappe. Zum Schluss kann ich nur sagen, zuerst langatmig, sehr verschlüsselt, dann erbarmungslos, knallhart und grausam. 

Henry und ich fanden die Geschichte am Anfang sehr zäh und zu lang in der Entwicklung, trotzdem, lässt es einen atemlos zurück und dafür gibt es drei Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:

Lize Spit wurde 1988 geboren, wuchs in einem kleinen Dorf in Flandern auf und lebt heute in Brüssel. Sie schreibt Romane, Drehbücher und Kurzgeschichten. Ihr erster Roman »Und es schmilzt« stand nach Erscheinen ein Jahr lang auf Platz 1 der belgischen Bestsellerliste und gewann zahlreiche Literaturpreise, darunter den Bronzen Uil Preis für den besten Debütroman und den Preis des niederländischen Buchhandels für den besten Roman des Jahres.



Vielen lieben Dank an den S. Fischer Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

Mittwoch, 23. August 2017

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherentdecker,

heute gibt es kein Krimi, Thriller oder Sonstiges in der Richtung. Das heißt aber nicht, das es nicht spannend hier zugehen wird. Diesmal gibt es nämlich Fantasy und die kann, einen genauso zusetzten und einen an den Lesesessel festbinden. In diesem Buch geht es um eine junge Frau, oder zuerst um ein Mädchen, dessen Familie zerstört wurde und sie sinnt auf Rache. Aber das allein ist es nicht, was mich erschauern lässt, sondern die Tatsache, dass sie zur Assassinen ausgebildet wird und einen Begleiter hat, der sich von ihrer Angst nährt. Aber was es genau damit auf sich hat, lest ihr besser selbst:

 
Nevernight: Die Prüfung
Verlag: TOR
Erscheinungsdatum: 24.08.2017

Sie ist keine Heldin. Sie ist eine Frau, vor der sich Helden fürchten.
 
In einer Welt mit drei Sonnen, in einer Stadt, errichtet auf dem Grab eines toten Gottes, sinnt eine junge Frau, die mit den Schatten sprechen kann, auf Rache.
Als Mia Covere noch ein kleines Mädchen war, haben einige mächtige Männer des Reiches – Francesco Duomo, Justicus Remus und Julius Scaeva – ihren Vater als Verräter an der Itreyanischen Republik hinrichten und ihre Mutter einkerkern lassen. Mia selbst entkam den Häschern nur knapp und wurde unter fremdem Namen vom alten Mercurio großgezogen.
Doch Mercurio, der sich als Antiquitätenhändler ausgibt, ist kein gewöhnlicher Bürger der Republik, er bildet Attentäter für einen Assassinenorden, der den Namen »Rote Kirche« trägt, aus. Und Mia ist auch kein gewöhnliches Kind, sie ist eine Dunkelinn: Seit der Nacht, in der ihre Familie zerstört wurde, wird sie von einer Katze begleitet, die in ihrem Schatten lebt und sich von ihren Ängsten nährt. Mercurio bringt Mia vieles bei, doch um ihre Ausbildung abzuschließen, muss sie sich auf den Weg zur geheimen Enklave der »Roten Kirche« machen, wo sie eine gefährliche Prüfung erwartet …


Klingt das nicht bombastisch? Ja, gut es ist ein Auftakt, aber wenn das der Anfang ist, wohin führt uns dann der Nächste! Allein der Klappentext ist schon so vielversprechend und die Idee eine Stadt auf einem Grab zu errichten schafft schon schaurige Atmosphäre. Ich bin gespannt, kribblig und rutsche unruhig hin und her. Das ist bestimmt genau meins und diese teuflische Katze ... Ich muss es lesen. UNBEDINGT! Wie geht es euch? Steht es auch auf der Wunschliste? Und kennt ihr Jay Kristoff vielleicht schon? Scheint ja sein Jahr in deutschsprachigen Raum zu werden.

Ganz liebe Grüße
Eure, den Schokomann fürs Covershooting einplanende, Sharon
 

Freitag, 18. August 2017

Rezension: Graham Norton * Ein irischer Dorfpolizist


Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Verlag: Kindler
ISBN-13: 978-3463406909
Preis: 19,95 EUR
E-Book: 16,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: August 2017
Übersetzer: Karolina Fell 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Duneen ist ein verschlafenes kleines Kaff, wo jeder jeden kennt und nie was passiert. Genau deshalb hat sich damals PJ Collins auf die Polizistenstelle beworben, ein ruhiger Job. Immerhin ist der Sergeant nicht gerade von der sportlichen Sorte und mag es gemütlich. Während seiner wohlverdienten Pause passiert es allerdings, das ein Bauarbeiter auf ihn zu kommt und ihn bittet, mit auf die Baustelle zu kommen, da man dort etwas gefunden hätte, was seiner Aufmerksamkeit bedarf. Und tatsächlich findet man menschliche Überreste und PJ muss die Kriminalisten einschalten. Im Dorf macht der Fund auch direkt die Runde und es wird gemunkelt, um wen es sich handeln könnte. Tommy Burke ist nämlich damals verschwunden und hat eine Verlobte und Geliebte zurückgelassen. Ist er der Tote? Was ist damals passiert? Und wer wird den Fall aufklären, der Profi aus Cork, oder der doch über sich hinauswachsende Dorfsheriff?

Meinung:

Als ich damals die Vorschauen durchstöbert hatte, ist mir dieses Buch sofort ins Auge gesprungen. Irland, Dorf und ein Toter! Momentan genau mein Beuteschema und die Kritiken aus Irland und England haben auch ein bisschen beigesteuert. Ich wollte es unbedingt lesen und habe es in zwei Tagen verschlungen, und ob es sich gelohnt hat, erzähle ich euch jetzt.

PJ Collins ist das typische Klischee, gutmütig, gemütlich und überaus dick, naja, unbedarfte Dorfbewohner würden fett sagen. Dabei hat er eine sehr angenehme Ausstrahlung und wird, trotz das er kein Einheimischer ist, in der Gemeinde gut aufgenommen und anerkannt. Zu Anfang spürt man aber, dass er nicht ganz glücklich ist, mit seiner momentanen Situation und sogar übers Abnehmen denkt er nach. Und dann kommt diese Leiche und das Gefühl, selbst diesen Fall lösen zu wollen, als es den Schnösel von Detective zu überlassen. Dass er dabei auch noch zwischen zwei Frauen gerät, hätte er niemals gedacht. Ich fand dieses sympathischen Bären einfach klasse und mochte seine tollpatschige Art unheimlich gern. Er versuchte immer sein bestes zu geben und hat sich selbst angespornt und sogar den höheren Ermittler gezeigt, was Polizeiarbeit ist. So ist man einfach mit gewachsen und hatte wirklich Freude dabei, wenn er seinen Schäfchen auf den Leim ging.

Die Damen möchte ich auch noch kurz erwähnen. Brid Riordan war Tommys Verlobte, von Liebe kann man hier nicht sprechen, da sie einfach ein gutes Erbe hatte und sie nicht unbedingt eine Schönheit ist. Das Leben meinte es mit ihr auch nicht immer so gut, aber ihre Entwicklung hat unglaublich Spaß gemacht zu verfolgen. Von der Alkoholikerin und ungeliebten Ehefrau mausert sie sich noch um einiges und stellt sich auch ihrer Vergangenheit. Sie wird von Seite zu Seite einfach sympathischer.

Dann haben wir Evelyn Ross, sie lebt mit ihren drei Schwestern zusammen auf dem Hof ihrer verstorbenen Eltern und irgendwie ist das ein dauerhafter Zustand. Drei Jungfern, die sich selbst genug sind. Zumindest nach dem ersten Anschein, denn Evelyn fehlt was, sie sehnt sich nach Liebe, Zweisamkeit und Glück. So dachte sie damals, alles in Tommy gefunden zu haben und hängt dieser Vorstellung ihre restliches Leben nach. Beschützt von ihren Schwestern und trotzdem einsam, als dann die Knochen gefunden wurden, brechen alte Wunden auf. Evelyn ist ein spezieller Charakter, aber sie macht die Fallsuche auch unheimlich spannend.

Ein irischer Dorfpolizist hat einfach alles, was ein gutes Buch ausmacht. Einen interessanten und kniffeligen Fall, einen sympathischen Ermittler, Frauengeschichten und Dorfgeheimnisse, die schwer aufzudecken waren. Tja, und Geheimnisse können ja gerade in solch einer Konstellation für mächtig Wirbel sorgen. Außerdem fand ich die Grundstimmung und die Situationskomik einfach wunderbar und diese war ganz perfekt in die Geschichte eingemischt. Auch seine Figuren gingen einen ans Herz und so manche Situation hat einfach überrascht. Der Autor lässt uns kennenlernen, entdecken und staunen. Dabei erleben wir mit, wie sich manche an ihr Schicksal klammern, oder sich freikämpfen und das es Liebe gibt, diese nur nicht immer einfach ist. Ein unglaublich authentischer Roman, der einen oft das Gefühl gab, mittendrin zu sein im Geschehen und den vorbei fahrenden Polizeiwagen hinterher zu schauen. Einfach total süffig, wie ein guter Baileys.

Graham Norton hat eine einfühlsame, charmante und geschickte Geschichte geschrieben, die es lohnt, zu lesen. Am Ende seiner Danksagung hofft er, dass einem sein Buch gefallen hat und ich kann aus ganzen Herzen sagen, es war absolut großartig! Thank you
 
Henry und ich hatten eine Geschichte genau nach unserem Geschmack und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über den Autor:


Graham Norton, Schauspieler, Comedian und Talkmaster, ist eine der bekanntesten Fernsehpersönlichkeiten der englischsprachigen Welt. Geboren wurde er in Clondalkin, einem Vorort von Dublin, aufgewachsen ist der Sohn einer protestantischen Familie aber im County Cork im Süden Irlands. Sein erster Roman „Ein irischer Dorfpolizist“ überraschte viele durch seine Wärme und erzählerische Qualität, er avancierte in Irland und Großbritannien zum Bestseller, wurde mit dem Irish Book Award 2016 ausgezeichnet und wird nun auch zu einer Fernsehserie.


Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar.

Donnerstag, 17. August 2017

Rezension: Sonja Heiss * Rimini


Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: KiWi
ISBN-13:
978-3462050448
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 16,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: August 2017 



Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Hans, ein erfolgreicher Anwalt, der verheiratet ist und zwei goldige Kinder hat, erweckt alte Wutanfälle wieder zum Leben. Alkohol soll ja auch in schwierigen Situationen helfen, aber je weiter er es vorantreibt, umso mehr spielt ihn sein Leben ins Abseits. Und ausgerechnet jetzt steht Weihnachten vor der Tür und Schwester Masha und seine Eltern kommen auf Besuch. Während Masha auf der Fahrt merkt, das sie einen unbändigen Kinderwunsch hat und dieses sofort in Angriff nimmt, kommen die Eltern bei Hans an. Gerade haben sie die Rente erreicht und versuchen sich in diesem Alltag einzurichten. Natürlich kommt es zu Spannungen und Missverständnissen und jeder nimmt seinen Lebenszweig anders in die Hand. Hans geht zur Psychoanalytikerin. Ob ihm das hilft? Masha merkt, das ihr Freund sie eigentlich nur noch nervt, und begibt sich panisch auf Männersuche. Ob dieser Weg überhaupt funktionieren kann? Tja und die Eltern haben auch so ihre Schwierigkeiten, Alexander fühlt sich einsam und klammert und Barbara nimmt die Beine in die Hand und ist auf der Flucht. Wird es hier auch noch eine Lösung geben? Oder wird eine Katastrophe eingeleitet?

Meinung:
Ich möchte ganz ehrlich sein, mir ist das Buch zuerst bei der Lektorin aufgefallen und das, hat mich schon unglaublich neugierig gemacht. Außerdem ist das Cover so wunderbar außergewöhnlich und fällt durch seine Andersartigkeit sofort ins Auge. Tja, und wenn man sich den Klappentext widmet, muss man es einfach lesen wollen. Zumindest war es bei mir so, und ob ich meine Freude daran hatte, erzähle ich euch jetzt.

Hans hat hart gekämpft, um dort zu sein, wo er jetzt ist, nämlich in der Statushölle. Erfolgreich ja, aber glücklich? Seine Frau darf er nicht mehr anfassen, seine Partner finden, er macht zu wenig Umsatz und vor seinen Kindern, darf er nicht fluchen. Je mehr er sich eingeengt fühlt, umso unbeherrschter agiert er. Da kann auch schon mal ein Bleichstift brechen, oder ein Tennisschläger den Falschen treffen. Und zum Allen übel, setzt ihn seine Frau die Pistole auf die Brust und schickt ihn zur Psychoanalyse. Allerdings passt ihm das gar nicht und so gibt es wunderbare Streitgespräche zwischen Ärztin und Patient. Außerdem stellen sich Gefühle ein, die so nicht beabsichtigt waren und für einige neue Erkenntnisse sorgen.

Masha ist 39 und Schauspielerin, nur hat sie schon ewig nicht mehr gearbeitet und lebt mit ihrem Arzt Freund Georg glücklich zusammen. Nun ist aber der Kinderwunsch da und Masha, fühlt sich von ihrem Freund abgestoßen. Alles ist ihr zu wieder, der Geruch, die Geräusche und die Gespräche. Sie trennt sich und sucht verzweifelt nach jemand Neuem und versucht durch akrobatischen Bettsport, denn perfekten Vater zu finden, aber ist das eine gute Idee. Außerdem nerven sie die Eltern und stellen immer ihre Probleme über ihre eigenen. Keiner nimmt sie ernst und so steigert sie sich immer mehr in ihre eigene Welt hinein.

Alexander und Barbara sind damals eine Vernunftehe eingegangen und haben sich aber mit den Jahren arrangiert. Nun glucken sie aber aufeinander und nicht jeden schmeckt der Rentenalltag. Während sich Barbara erdrückt fühlt und sich mehr als Gefangene sieht, sucht sie einen Weg, um auszubrechen. Dagegen fühlt sich Alexander schon einsam, wenn er allein im Raum ist. Als Barbara sich freischwimmt und sich ihren Alltag anders gestaltet, ahnt sie noch nicht wirklich, welche Folgen das haben wird.

Ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen, wie großartig ich diesen Roman finde. Die Figuren sind zum Greifen nah und dadurch, dass wir jeden kennenlernen, verstehen wir sie besser. Manchmal denkt man nämlich zwischendurch, Gott ist der grässlich und dann liest man durch seine Augen und ist überrascht, man entwickelt eine Bindung zu denjenigen. Und das ist die große Stärke, diese Feinsicht auf das Leben, diese Beobachtung und das detaillierte Wiedergeben unseres Alltags. Denn der Leser wird sich in einigen Situationen wieder erkennen, zumindest ging es mir so, viele Gedanken,   Sorgen und Szenen kommen einen einfach bekannt vor und statt diese traurig, dramatisch zu beschreiben, bringt die Autorin einen Humor rein, für den ich sie einfach lieben muss.

Diese Familiengeschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und keinen Moment Langeweile auf kommen lassen. Ein absolut gelungener Blick ins Leben, der so viel aufzeigt und statt zu erdrücken, einen Spaß macht mitzuerleben und das, obwohl mich die Eltern an meine erinnert haben, nicht immer positiv. Wie meistens, geht es um Liebe und Glück, und ob es diese Familie noch schafft, müsst ihr einfach erleben. Übrigens spielt Rimini, wenn auch nur klein erwähnt, eine gewaltige Rolle.

Herrlich realistisch, mit großartigen Figuren und ein absolut umhauender Humor. Für mich wunderbar stimmig, griffig, sensibel, warmherzig und auf den Punkt gebracht. Eine klare Leseempfehlung.
 
Henry und ich fanden die Geschichte so stark und gelungen dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:

Sonja Heiss, geboren 1976, absolvierte ihr Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München. »Hotel Very Welcome«, ihr erster Kinofilm, feierte seine Premiere bei der Berlinale 2007, wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und lief weltweit auf Festivals. Ihr zweiter Kinofilm »Hedi Schneider steckt fest« war für den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Drehbuch nominiert und gewann in der Kategorie Beste Hauptrolle. Sonja Heiss war Stipendiatin der Villa Aurora. 2011 erschien ihr vielbeachteter Erzählungsband »Das Glück geht aus« im Berlin Verlag. »Rimini« ist ihr erster Roman. 

Quelle: KiWi Verlag

Vielen lieben Dank an den KiWi Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 


Mittwoch, 16. August 2017

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherfüchse,

ach Irland, du wunderschöne grüne Insel, mit Schafen, Geschichte und Pubs. Oh, und Elfen und Magie, habe ich noch vergessen. Aber auch hier gibt es kleine Gemeinden, die verschlafen wirken und vor sich hindümpeln, wo aber auch das Verbrechen nicht davor zurückschreckt. Ihr seht, es ist wieder eine Dorfgeschichte und für mich steht 2017 wirklich in diesem Zeichen, ich habe immer noch nicht genug. Aber schaut euch es doch mal an:

 
Ein irischer Dorfpolizist
Verlag: Kindler
Erscheinungsdatum: 18.08.2017

Sergeant PJ Collins ist nicht dick, er ist fett. PJ gerät schnell ins Schwitzen und schnell aus der Puste, er hat in dem verschlafenen Kaff Duneen aber zum Glück auch nicht viel zu tun.
Das ändert sich, als bei Schachtarbeiten menschliche Überreste gefunden werden. Im Dorf ahnen alle gleich, wessen Knochen das sein müssen: Tommy Burke, verschwunden vor zwanzig Jahren, genau an dem Tag, an dem sich seine Verlobte und seine Geliebte auf dem Marktplatz prügelten. PJ geht daran, die Frauen zu befragen – beide immer noch unglücklich und ungeliebt. Und begeht dabei einige schwer verzeihliche Fehler. Der aus Cork angereiste Kriminalkommissar hält den Dorfsheriff sowieso für eine Niete.
Doch er irrt sich.


Der Autor Graham Norton ist wohl im englischsprachigem Fernsehprogramm kein unbekannter und legt jetzt seinen ersten Roman hin. Von der Presse gefeiert, zum Bestseller in Irland und England gemacht und sogar eine Fernsehreihe ist geplant. Ich sage es euch, wenn das keine guten Vorzeichen sind, dann weiß ich auch nicht. Mir ist es auf jeden Fall ins Auge gefallen und der Wunsch nach Irland zu reisen ist wieder entflammt. Was sagt denn ihr zum Buch? Seit ihr solche Geschichten langsam über? Wer möchte auch gern nach Irland reisen? Und bei wem steht es auch auf der Wunschliste?

Ganz liebe Grüße
Eure, wieder mal den Reiseführer in die Hand nehmende, Sharon

Montag, 14. August 2017

Rezension: J.L. Carr * Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten


Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832198541  
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: April 2017

Übersetzer: Monika Köpfer 



Leseprobe? Kaufen?  


Inhalt: 
Alex Slingsby, Exfußballprofi und Lehrer, hat es satt, dass die Dorf-Fußballmannschaft wieder knapp am Sieg vorbeigesegelt ist, und wünscht sich größere Taten. Das unterstützt sein Schuldirektor und wirft einen kritischen Blick auf das Spiel. Dabei entwickelt er einen Masterplan, aus einfachen Regeln, wie man aus einer kleinen Mannschaft, was Großes herausholen kann. Und damit ist es beschlossene Sache, die Steeple Sinderby Wanderers nehmen am F.A. Cup teil. Nun heißt es Mannschaft aussuchen, Lösungen finden und immer schön ins Tor schießen. Dabei werden alle Regeln umgesetzt und aus einem ruhigen Dorf, wird eine begeisterte Anhängerschaft. Aber wie sieht es hinter den Kulissen aus? Wird der Erfolg einigen zu Kopf steigen? Oder hat sich das Team gut in Griff? Immerhin, große Ambitionen haben sie.

Meinung:
Letztes Jahr habe ich vom Autor „Ein Monat auf dem Land“ gelesen und fand es einfach toll, es hat mich so schön vom Alltagsstress entschleunigt und so wunderbar zur Ruhe gebracht. Tja, und nun steht Fußball auf dem Plan und ich, sofort dabei. Da ja erst wieder die Saison der Ballkünstler anfängt, ist das die beste Lektüre um sich wieder drauf einzustellen. Dachte ich zumindest, aber dieses kleine Buch, ist so viel mehr und davon erzähle ich euch nun.

Joe Gidner ist im Dorf nur ein Zugezogener, aber recht aktiv und das Mädchen für alles beim Fußballclub. Er verdient sein Geld durch Grußkartentexte und das bringt ihm den Ruf ein, ein großer Wortdrechsler zu sein und er soll nun die Chronik, nein, die Erfolgsgeschichte der Steeple Sinderby Wanderers erzählen. Im Prinzip wissen wir Leser also schon, das sie den Pokal gewinnen, das sagt ja auch der Titel aus, aber wie sie es schaffen und welche Mühen und Anstrengungen sie dafür eingehen, das erzählt uns dann Joe. Und zwar ganz lebendig und manchmal ein bisschen überschwänglich.

Eigentlich mag ich gar nichts weiter zum Inhalt verraten, da das Ende ja eh klar ist, ist natürlich die Entwicklung dahin, der interessante Punkt und das hat J.L. Carr wieder ganz wunderbar beschrieben. Seine Figuren sind wieder der Hammer, wir haben da den Exilungarn und Schuldirektor Dr. Kossuth, der sich aus Fußball nicht viel macht, aber gern seine Weisheiten beiträgt. Natürlich Alex, ein gebrochener Mann, dem das Leben am höchsten Punkt ein Schnippchen schlägt und der heldenhaft damit umgeht. Sein kühler Kopf und sein Talent sind für die Mannschaft maßgeblich. Dann haben wir einen weiteren Exprofi, der depressiv versackt ist und nun wieder erweckt wurde. Außerdem einen kickenden Pfarrer und einen Torhüter, der mit Fußball nichts anfangen kann, aber die Herausforderung den Kasten freizuhalten, nicht widerstehen kann. Ach, und der Vorsitzende Mr. Fangfoss, der ein wirklicher Pfundskerl ist. Diese Figuren, natürlich auch Joe und noch viele weitere, wachsen einen sofort ans Herz und sind der eigentlich Mittelpunkt, der Geschichte. Es geht nämlich um den Willen Unmögliches zu erreichen und wie weit man dafür bereit ist, zu gehen.

J.L. Carr erzählt hier wieder mit leisen Tönen eine wirklich großartige Geschichte, die nicht vom Sport allein lebt, sondern von den vielen kleinen Schicksalen der Dorfgemeinschaft. Jeder hat so seine Gründe mitzumachen und vielleicht so den Alltag zu entkommen. Er beschreibt diese ganz vorsichtig, sanft, sensibel und doch spürt man die Melancholie in jeder einzelnen Figur nach. Mit jedem Sieg merkt man so die Veränderung, die Euphorie, das gestärkte Selbstbewusstsein, aber auch die Angst vor dem Danach und der Öffentlichkeit. Denn das so eine Gruppe aus Underdogs, die großen Vereine einfach weg kickt, zieht die Medien und das ganze Land förmlich an. Aus einem großen Wunsch wird ein brüllendes unbezwingbares Tier der Aufmerksamkeit. Tja, und diese Entwicklung ist wirklich mehr als nur gelungen.

Aber das war nicht das Einzige, was ich toll fand, ich mochte auch unglaublich gern die Spieldokumentation lesen. Wie sie sich darauf vorbereitet haben, wie die Gegenmannschaft, überheblich und arrogant auf die Dorfkicker geschaut hat und dann haushoch verloren hat. Es war ein Genuss dem Ball hinterher zu schauen, die Spielkombinationen vor Augen zu sehen und das Brüllen des Stadions zuhören, wenn das Tor fiel. Ich war so drin und hatte unglaublichen Spaß, man hielt die Daumen beim Lesen gedrückt, fieberte mit und hörte die Hymne am Ende laut und deutlich. Was für ein Sieg, was für ein Buch. Für mich hatte es alles und ich habe es förmlich verschlungen.

Die Steeple Sinderby Wanderes sind ein großartiges Team und müssen einfach gelesen werden, egal ob Fußball Fan oder nicht! Ein wahrer Lesespaß und ein erfühlender Genuss.

Henry und ich fanden diese Geschichte großartig und vergeben die vollen Bücherpunkte: 

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Über den Autor: 

J. L. Carr wurde 1912 in der Grafschaft Yorkshire geboren und starb 1994 an Leukämie. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 einen eigenen Verlag und verfasste acht Romane. ›Ein Monat auf dem Land‹ ist Carrs bekanntestes Werk und war 1980 für den Booker-Preis nominiert. Bei DuMont erscheint es nun erstmals auf Deutsch.

Quelle: Dumont Verlag

Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 

Freitag, 11. August 2017

Rezension: Grégoire Delacourt * Der Dichter der Familie


Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Atlantik
ISBN-13:
978-3455404685
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juli 2017
Übersetzer: Tobias Steffel




Inhalt:
Édouard ist sieben, als er sein erstes Gedicht schreibt und der Familie vorträgt. Begeistert, mit viel Lob und Applaus nehmen sie es auf und in dem Augenblick steht fest, er wird später Schriftsteller. Doch so leicht sind vorformulierte Träume nicht. Édouard scheitert, in der Liebe, als Schriftsteller und irgendwie scheint ihn dieses Schicksal, in die Wiege gelegt, denn seine Umgebung zerbricht, in viele Einzelstücke. Wie soll er da nur ans Schreiben denken und warum, wird das immer von ihm verlangt? Sein Vater meinte mal zu ihm, „Schreiben heilt“, davon hat er bis jetzt nichts gemerkt und fühlt sich in seinem eigenen Leben als Versager. Was macht dieser Traum aus ihn? Findet er wirklich nie die richtigen Worte? Und folgt nicht nach einem Abstieg auch wieder der Aufstieg?

Meinung:
Letztes Jahr habe ich mein erstes Buch von diesem Autor gelesen und mit „Die vier Jahreszeiten des Sommers“ konnte er mich total überzeugen. Ein richtiges Sommerbuch, zum entspannen und genießen. Natürlich wünschte ich mir dieses gleiche Wohlgefühl bei dieser Geschichte und der Klappentext sorgte für Vorfreude und liess auf großes Lesevergnügen hoffen. Ob mich der Autor auch dieses mal begeistern konnte, erzähle ich euch jetzt.

Im Mittelpunkt des Buches steht Édouard, der älteste Sohn von drei Kindern. Auf dem ersten Blick scheint es eine ganz normale Familie zu sein, aber der Schein trügt. Es ist alles andere als leicht. Der Vater war im Krieg, und als er wieder nach Hause zurückkehrte, wurde er sofort mit seiner Jugendliebe verheiratet. Sein wohl bedeutendster Satz im Leben, ist wohl „Mach den Mund auf, sonst entscheiden andere dein Leben“ und das, zieht sich durch die ganze Geschichte. Verpasste Chancen, schlechte Planung, unerfüllte Sehnsüchte und Depressionen beschreiben diese Familie. Das Drama schleicht sich leise an und wütet dann Schlag auf Schlag. Tja, und Édouard mittendrin. Er ist da leider wie sein Vater, lässt vieles geschehen, was er gar nicht möchte, weil er nicht die richtigen Worte findet. Überhaupt sucht er die richtigen Buchstaben und statt diese zu finden, ist er der gutmütige Tropf, der dann die Verantwortung trägt. Dabei könnte sein Leben gar nicht so schlecht verlaufen, statt Schriftsteller, ist er nämlich Werbetexter geworden und das ziemlich erfolgreich. Aber trotzdem fühlt er sich als Versager, da er das Buch, von dem alle reden, immer noch nicht veröffentlicht hat.

Die ganze Geschichte handelt eigentlich von Träumen, Hoffnung und Sehnsüchte, die sich alle nicht erfüllen und einige dran zerbrechen. Es sind die Wünsche, die man sich im Leben ersinnt und an denen man zerbricht. So wünscht sich die Mutter Liebe, der Vater sein Leben und eine Tochter, einen Märchenprinzen oder Édouard sein Buch. Oft sind es eigene ersponnene Träume, oder die in die Wiege gelegten. Allerdings haben beide was gemeinsam, sie machen das Leben nicht einfach und manche sollen eben nie in Erfüllung gehen.

Grégoire Delacourt nimmt sich hier einer traurigen Geschichte an, und obwohl ich sein Blick in das realistische Leben mag, war die Melancholie und die dramatische Steigerung schon recht überraschend und machte beim Lesen unglaublich wehmütig. Er erzählt nämlich nicht allein die Geschichte dieses jungen Mannes, sondern einer ganzen Familie und diese ist einfach schrecklich traurig. Der Anfang ist noch recht beschwingt, aber schnell kommt die Wende, Internat, Klinik, Scheidung, ungewollte Heirat, und wenn man aus dieser hinabschleife, ausbrechen möchte, schlägt auch noch das Schicksal zu. Édouard‘s Geschichte lehrt uns einfach, nicht immer an allen fest zuhalten, auch mal auf den Tisch zu hauen und statt die richtigen Worte zu suchen, einfach überhaupt was zu sagen.

Dabei benutzt der Autor leichte, sogar fast zarte Töne. Er haucht seinen Figuren Liebe ein und so leidet man, einfach schrecklich mit. Dabei verwendet er auch ganz gern gezielte Kosenamen, die einen manchmal etwas verwirren, es aber mit jeder weiteren Seite charmanter machten. Tja, und obwohl es recht schwermütig ist, habe ich es gern gelesen. Die Art des Erzählens und seine Figuren wachsen einen einfach ans Herz. Man leidet zwar furchtbar mit und möchte gern eingreifen, gibt aber auch nicht auf zu hoffen. Ich fand es wieder toll zu lesen, wünschte mir aber, dass er uns noch ein bis zwei Kapitel mehr gegönnt hätte, um die aufgewühlte Seele wieder träumen zu lassen.

Der Dichter der Familie ist eine ruhige und dramatische Familiengeschichte, die sehr sensibel, aber auch mit vielen Schicksalsschlägen erzählt wird und uns zeigt, dass Träume zwar wichtig sind, wir sie aber nicht immer einhalten können im Leben. Es ist nämlich immer Zeit, Neue zu erträumen.
 
Henry und ich mögen diese feinfühlige Erzählart und vergeben vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 


Grégoire Delacourt wurde 1960 im nordfranzösischen Valenciennes geboren und lebt mit seiner Familie in Paris. Sein Bestseller Alle meine Wünsche wurde in fünfunddreißig Ländern veröffentlicht. Im Atlantik Verlag erschien von ihm zuletzt Die vier Jahreszeiten des Sommers (2016).

Quelle: Atlantik Verlag 

Vielen lieben Dank an den Atlantik Verlag für das  Rezensionsexemplar.