Hallo meine Lieben,
darf ich euch wieder auf einen Lesungsbesuch entführen? Ich habe da nämlich wieder was zu berichten.
Vielleicht haben es ja einige von euch auf meinem Blog gesehen, mich hat der Roman "Rimini" total umgehauen und begeistert. Diese Familiegeschichte wurde so Rasiermesserschaf beschrieben und trotz der Alltagstragik humorvoll rübergebracht, genial. Ein absoluter Genuss, der aber auch nachdenklich stimmt und das eigene Leben reflektiert. Ihr wollt mehr wissen, dann schaut doch mal bei meiner Rezension vorbei.
Naja, und wie ich nun mal so bin, habe ich auf der Verlagsseite beim KiWi nach Lesungsterminen geschaut und was sehen meine Augen, eine Lesung in Köln und auch noch an einem Freitag. Direkt mit Feuereifer den Göttergatten erzählt und er hat sich sofort um Karten gekümmert. Musste ich direkt einer Freundin (Anja von Der Bücherblog) erzählen und schwups fuhren wir zu dritt am 20. Oktober 2017 nach Köln zu einem sehr speziellen Abend.
Da man nicht mehr wirklich den Straßenverkehr planen kann, waren wir eine Stunde zu früh vor Ort. Aber das überbrückten wir schnell mit Buchhandlung Goltsteinstr. 78 suchen, Karten bezahlen, Platz reservieren (man wollte uns noch nicht dabehalten) und gemütlich noch einen Kaffee schlürfen gehen. Das war nun der fröhliche Teil mit ausgelassenem plaudern und lachen, dann ging es zurück in die heiligen Bücherhallen. Die Buchhandlung ist recht klein, aber überaus gut bestückt und mit Sicherheit für jeden was dabei. Allerdings war es auch viel zu eng bestuhlt, dass man immer über den anderen Besucher stolperte. Das Team war freundlich, aber ich muss auch sagen, mehr an ihren Stammbesuchern interessiert, als vielleicht auch Neue zu gewinnen, das schmälerte ein bisschen die Atmosphäre. Außerdem schienen wir den Altersdurchschnitt zu senken und ich war äußerst gespannt, wie das Buch bei solch einem Publikum ankommen würde. Aber schauen wir uns das Werk erst mal genauer an:
Sonja Heiss musste nicht allein vorne sitzen, denn man hatte ihr einen Moderator zu Seite gestellt, und zwar Peter Henning. Aber zuerst lass sie uns aus ihrem Roman vor und Masha kam als Erstes dran, mit 39 Jahren wünscht sie sich ein Kind und merkt, das sie ihren Partner nicht mehr so liebt wie früher und das ihr, alles an ihm stört. Tja, und zwar direkt eine Sexszene und Anja und ich mussten ein bisschen auf die gesetzteren Leute schauen und deren Reaktion. Herrlich, wie sie versuchten, sich nix anmerken zu lassen. Danach kamen Masha's Eltern dran und das neue Leben als Rentner, wie unterschiedlich die Ansichten dazu sind und das man sich dabei schnell entfremdet. Bei diesen Figuren ist die Autorin geblieben und mein Buchliebling Hans kam nicht, schade, der war nämlich genial. Aber egal, sie kann hervorragend vorlesen, an den richtigen Stellen mit Gesten unterstreichen, Worte wirken lassen und den Zuhörer fesseln. Das war ein absolut schöner Hörgenuss und dann kam der Moderator ...
Ich weiß gar nicht, wie ich es nett sagen soll, aber er war eine absolute Katastrophe. Er bezeichnet sich direkt auch zu Anfang als Autor und Kritiker und so leitet er, auch jede seiner Fragen ein. Ich kenne von dem Mann nix und möchte seine Arbeit auch gar nicht schlecht machen, aber sich bei jeder Frage auf sich selbst zu beziehen und sich in den Vordergrund zu drängen, spricht nicht unbedingt für sein Können. Wir wollten was von Sonja Heiss hören und nicht sein gefaseltes Blabla ... Übrigens kann ich mich kaum noch an seinen Kauderwelsch an Fragen erinnern, allein die Einleitung kam aus der Urzeit, bis sie den Punkt trafen. Ich hatte unglaubliches Mitleid mit der Autorin. Und ich werde mit Sicherheit nach diesem Abend auch nichts von ihm lesen, er kam nämlich total von sich eingenommen rüber, meinte sich in seinen Ausführungen überflügeln zu müssen, und als ich mir nun die Fotos anschaute, wie er grimmig jedes Mal in die Kamera schaute, unglaublich unsympathisch. Mit diesem Moderator hat sich die Buchhandlung keinen Gefallen getan.
So blieben mir leider auch die spärlichen Antworten der Autorin nicht mehr wirklich im Gedächtnis, aber es ging einfach zu sehr um ihre Filmarbeit, als um die Geschichte. Ehrlich Schade. Tja, und kaum war der Lesungsteil vorbei, waren auch schon viele weg. Bücher wurden wenig signiert und man hielt sich eher an den Wein. Allerdings habe ich mein Buch signiert und mein Foto, auch wenn Sonja Heiss ein wenig reserviert rüberkommt, fand ich sie nett, und fremde Menschen sind ja nicht jedermanns Sache. So schlich sich nämlich auch Anke Engelke durch das Publikum und verließ fast zeitnah mit uns den Ort des Geschehens. Wir mochten sie wegen ihrer abweisenden Körperhaltung nicht ansprechen, da dass unsere Kinderstube nicht erlaubte ...lach...
Unser Fazit des Abends, sehr durchwachsen. Ich weiß nicht, ob ich mir das Buch so gekauft hätte, wahrscheinlich schon, weil die Autorin einfach genial vorgelesen hatte. Aber der Rest war schon sehr besonders, aber nicht immer im positiven Sinne, auf jeden Fall hatten wir eine sehr gesprächige Rückfahrt.
Ich hoffe meine kleinen Einblicke und meine Plauderei, haben euch gut unterhalten. Vielleicht könnt ihr mich ja auch in einigen Punkten gut verstehen, aber bitte lasst euch dieses Buch nicht entgehen, es ist so stark und unglaublich gut geschrieben. Wie hat euch denn mein Erfahrungsbericht gefallen? Habt ihr auch schon mal eine Lesung besucht und seit mit gemischten Gefühlen wieder gefahren? Habt ihr die nächste Lesung vielleicht schon geplant?
Ganz liebe Grüße
Eure, sich das Lesevergnügen nicht nehmen lassende, Sharon
Dia dhuit, Inga.
AntwortenLöschenNicht unähnlich der Romanhandlung, flutscht im Leben die Nadel auch einmal quer über die Schallplatte - mit den Ungemütlichkeiten akustischer Dissonanzen. Trotz Störgeräuschen bleibt die Musik der Platte aber die gleich Hörenswerte.
Folge ich Deinen netten Ausführungen zum Moderator, läßt sich annehmen, daß er sich der Aufgaben als solcher nicht bis in letzter Konsequenz bewußt war; als Vermitler zwischen Autorin & den potenziellen Fragen des Publikums zu fungieren. Dabei dem Buch wie der lesenden Autorin den Vordergrund überlaßend.
Besagte Aufgabe sollte einem Germanisten & Dozenten nicht gänzlich unbekannt sein... ;-)
Rein den gezeigten Fotos folgend, kommt mir Sonja Heiss freundlich & offen rüber.
Ich denke Menschen, wie eben die erwähnte Anke Engelke, sind auch froh darüber, in einer Öffentlichkeit normal behandelt zu werden. Saoirse Ronan könnte neben mir an der Käsetheke stehen, ich würde deswegen kein sonderliches Aufheben machen.
Apropos Miss Ronan! :-)
Ein kommender Filmtip über eine Tochter-Mutter-Beziehung - fein & versponnen:
https://www.youtube.com/watch?v=QlhOnYPPL1Q
for your consideration
bonté
Guten Abend Robert,
Löschendiese Zeit verfliegt mir momentan einfach zu schnell, da plant man alles so schön und wusch .... Time OUT!
Das Leben ist halt wie eine Parlinen Schachtel, man weiß nie was man erwischt ...hihi... Du wirst das Zitat bestimmt erkennen.
Klar, ist das Leben, die beste Romanvorlage, aber nicht jede ist so gut erzählt. Echt unglaublich genial.
Dieser Moderator! Leider, leider, leider, ging der gar nicht und sobald ich nochmals eine Lesung besuche und der steht dort als Moderator, bin ich raus! Ich fand es der Autorin gegenüber so gemein. Ich merke gerade, das der mich immer noch aufregt ...lach...
Ich muss ja gestehen, ich habe ein gutes Gedächtnis für Gesichter und mir würde es auffallen, aber ich würde nix sagen. Immerhin will ja jeder seine Privatleben haben. Aber so ein witziges Foto wäre schon cool gewesen, aber wie du siehst nicht um jeden Preis :D
Ganz liebe Grüße und einen feinen Abend
Inga