Montag, 17. September 2018

Rezension: Jess Kidd * Heilige und andere Tote

Gebundene Ausgabe: 382 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832198909
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 12,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: September 2018
Übersetzer: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Maud Drennan ist Sozialbetreuerin und bekommt einen besonders schweren Fall zugeteilt. Viele ihrer Kollegen haben schon aufgegeben und nun ist sie die letzte Chance von Cathal Flood. Ein alter Antiquitäten- und Kuriositätenhändler, der seit dem Tod seiner Frau allein lebt und sich alle Fremden mit Beschimpfungen und seinem überfluteten Messie-Anwesen vom Leib hält. Aber er hat die Rechnung ohne Maud gemacht, diese behält die Ruhe, geht mit einer Unerschrockenheit gegen Müll und Bewohner an und lässt sich nicht in die Flucht schlagen. Obwohl sie Bridlemere mehr als unheimlich empfindet und sie über einige Geheimnisse zu stolpern droht. Denn ihr werden Botschaften zugespielt und diese lassen vermuten, das Mr. Flood auch noch eine Tochter hatte. Aber wo ist sie? Und warum spricht er nicht von ihr? Tja, und was ist mit seinem Sohn? Denn diese Verbindung ist durch Hass durchwoben. Maud möchte am liebsten gar nix wissen, wird aber wegen ihrer Freundin zur Detektivin und bekommt Unterstützung von einigen Heiligen, die nur sie sehen kann.

Meinung:
Ich habe mich schwer in das Debüt der Autorin verliebt gehabt und konnte die Freude kaum bändigen, als ich hörte, dass nun ein zweites Buch an den Start geht. Ihre Gesichten aus Geheimnissen, Menschenschicksalen und ihren Geistern sind so wunderbar sprachlich verstrickt und herrlich zu lesen. Nun steht also eine Sozialarbeiterin im Mittelpunkt und ihr folgt eine ganze Horde schrulliger Heiliger. Das wird bestimmt ein Spaß, und ob es einer wurde, erzähle ich euch nun.

Maud Drennan ist in ihrem Job richtig gut und deshalb auch der letzte Versuch für Mr. Flood, bevor es sonst ins Altenheim geht. Sie bewahrt stoische ihre Ruhe, flippt nicht direkt aus und kämpft einfach unerbittlich weiter. Sie stellt sich Dreck, Müll und Mr. Flood im Weg, und ob er will oder nicht, so langsam zeigt es Wirkung. Dabei ist Maud alles andere als innerlich ruhig, denn auch sie hat eine Vergangenheit und ihr Päckchen zu tragen, das sie in Form einer Horde Heiliger hinterher rennt. Diese verstorbenen Märtyrer kann nur sie sehen und auch hören und das ist nicht immer toll. Und da sie nun für Übernatürliches empfänglich ist, bekommt sie in dem Haus Botschaften zugespielt. Zuerst erreicht sie auf ganz dramatischem Weg ein Foto, was ein Geschwisterpaar zeigt, wo das Gesicht des Mädchens ein Brandloch hat. Erst will sie es wegtun, aber dann zeigt sie es doch Renata, ihrer Vermieterin und Freundin und diese liebt Kriminalfälle. So kommt es, das sie beide anfangen detektivisch vorzugehen. Allerdings spitzt sich die Lage immer mehr zu und es tauchen nicht nur neue Botschaften auf, sondern auch Gewalt, dass ihre Ermittlung unterbinden soll. Aber sie ist nicht gewillt klein beizugeben und ihre Heiligen unterstützen sie dabei.

Was soll ich sagen, klingt gut und ist gut. Ich mochte Maud unglaublich gern und das gilt irgendwie für alle Figuren im Buch, ob Gut oder Böse. Sie alle haben so eine tolle Aura und sind so liebevoll beschrieben und in Szene gesetzt, dass man sie einfach sieht und gern mehr Zeit mit ihnen hätte, als die Buchseiten hergeben. Dann die unglaubliche Wortwahl der Autorin, ihre Beschreibungen, ihre fast schon poetischen Verknüpfungen lassen einen einfach herrlich seufzen, dabei ist der Inhalt manchmal gar nicht nett. So gibt es schlimme Szenen und diese werden aber so unglaublich mit Worten geschildert, das man ein bisschen zwischen den Zeilen lesen muss, um die Genauigkeit zu bekommen, aber genau das macht das Magische an den Geschichten aus. Es sind nicht nur die Geister, sondern die Wörter. Aber auch die Geister haben es in sich, zynisch, schlecht launig und doch zauberhaft in ihrer Schrulligkeit. Ich bin immer wieder total entzückt, wie toll sie das alles hinbekommt und aus einem Familiendrama solch ein Hokuspokus erwachen lassen kann. Ah, ich habe noch den einzigartigen Mr. Flood vergessen zu erwähnen, aber ich glaube, denn muss jeder selber kennenlernen.

Heilige und andere Tote ist wieder herrlich skurril, aber mit dem gewissen magischen Etwas, was einfach einmalig ist und wahnsinnig gut unterhält. Schicksale werden geheimnisumwoben verpackt und mit warmherzigen Figuren ausgestattet. Entdecken und mit rätseln wird inklusive mitgeliefert. Ach, ich möchte mehr, viel mehr, solcher magischen Bücher.
 
Henry und ich hatten unbändige Lesefreude und vergeben dafür die vollen Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:
 


Jess Kidd hat Creative Writing an der St. Mary’s University in Twickenham studiert. Seit 2011 unterrichtet sie dieses Fach. Bei DuMont erschien 2017 ihr Debütroman ›Der Freund der Toten‹, der auf der Krimi-Bestenliste stand. Die Autorin lebt mit ihrer Tochter in West London.

Quelle: Dumont Verlag

Weitere Werke der Autorin:

https://www.genialokal.de/Produkt/Jess-Kidd/Der-Freund-der-Toten_lid_31876516.html?storeID=barbers

Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar.


2 Kommentare:

  1. Sali, Inga.
    Das Alter ist eine zweigeteilte Angelegenheit, denn einerseits pflegt die Gesellschaft nach wie vor den Nimbus all der Erfahrungen (nicht zuletzt auch in Geschichten). Auf der anderen Seite stehen die "seltsam gewordenen" Alten. Eine Frage der Wahrnehmung, denn speziell in Geschichten tarnen sich die Weisen gern als spinnerte Schrägvögel. Gern auch, um lästige Bittsteller abzuschrecken oder Suchende zu prüfen.
    Wobei mir hier der Tross der persönlichen Heiligen der Protagonistin fast der interessantere Part erscheint.
    Ob die Cover-Kombination von Efeu, Farn & Fuchsienblüten eine weitere Bedeutung birgt?

    Gelegentlich scheint ja zwischen Dexters Ohrspitzen ein Heiligenschein zu erscheinen... :-)

    bonté

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    1. Hello Mr. Robert,

      die Literatur nimmt sich halt, das was sie braucht und hier steht ein verschrobender Alter im Vordergrund. Außerdem passt der so gut zu den schrägen Heiligen. Ach, die Mischung macht die Geschichte einfach aus. Schräge und liebevolle Figuren, die einfach magisch verzaubern ...
      Und ja die Cover, verraten schon das eine oder andere :-)

      Auf jeden Fall, Dexter der kleine Heiligenschein <3

      Ganz liebe Grüße
      Inga

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