Freitag, 21. Februar 2020

Rezension: Lina Frisch * Falling Skye: Kannst du deinem Verstand trauen?

Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Verlag: Coppenrath
ISBN-13:
978-3649633440 
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1. Teil 
Erscheinungsdatum: Januar 2020




Inhalt: 
Skye ist eine vorbildliche Schülerin, kennt ihren Weg, weiß was sie mit wem erreichen möchte, und doch hat sie ein flaues Gefühl im Magen, wenn sie an ihre Testung denkt. Die Welt hat sich nämlich verändert, statt Diskriminierung, vorgetäuschter Demokratie und impulsiven Verhalten, gibt es nun die Gläsernen Nationen und hier wird zwischen rational oder emotionalen Menschen unterschieden. Jeder bekommt somit seinen Platz, bekommt ein Leben, was seinen Fähigkeiten entspricht und wird zum eigenen Schutz mit Auflagen versorgt. Was im ersten Moment als gutes Konzept klingt, begegnet Skye bei den Testungen ganz anders. Diese sind nämlich hart, verstörend und zeigen in keinster Weise auf, welchem Zweck sie dienen. Skye, die immer dachte, sie wäre eine mustergültige Rationale, muss sich selbst infrage stellen, und versucht zu verstehen, was wirklich vorgeht. Warum hilft ihr dieser fremde Testleiter? Wohin verschwinden die Mädchen, die im Ranking abfallen und als emotional gelten? Welche Wahrheit verstecken die Gläsernen Nationen?

Meinung:
Falling Skye ist das Debüt einer sehr jungen deutschen Autorin und eigentlich, wollte ich es gar nicht lesen. Ich dachte erst, schon wieder eine Dystopie, schon wieder ein Kampf gegen das neue Böse und es kann doch nicht wirklich was Neues dabei rum kommen. Dann habe ich allerdings eine Einladung zu einer Lesung erhalten und das Ganze, hat mich dann doch neugierig gemacht. Danach musste ich dieses Buch einfach lesen und ob es mich so überzeugen konnte, erzähle ich euch jetzt.

Skye ist eine Verfechterin der neuen Sicht der Dinge, wie auch nicht. Ihr Vater sitzt im Parlament, alle an ihrer Schule sind ehrgeizig, willensstark und haben nur ein Ziel, nämlich das R auf ihrer Hand. Mit ihrem besten Freund Elias schmiedet sie schon Pläne für die Zukunft und träumt davon, dass auch ihre Gefühle irgendwann erwidert werden. Somit steht dieses Mädchen auf der Sonnenseite des Lebens und doch ist nicht alles perfekt. Ihre Mutter hat sie vor vier Jahren verlassen, sie hat Albträume und der ständige Druck, geht auch an ihr nicht spurlos vorbei. Nun kommt auch noch die Testung früher als gedacht, denn die Regierung zieht ihren Jahrgang vor und so beginnt ihr Abenteuer. Am Anfang war die Figur wirklich eine perfekte Musterschülerin, bloß nicht durchfallen, immer das richtige Sagen und vor allem die Lehren der neuen Führung mit Inbrunst und aus vollem Herz wiedergeben. Eigentlich eine gut funktionierende Hülse, bis sie im Zentrum und bei den Prüfungen wirklich sieht, was es bedeutet, emotional zu sein. Erst dann beginnt ein Umdenken und Skye findet ihre Persönlichkeit.

Sehen wir uns das Konzept doch einmal genauer an. Rationale können ihre Entscheidungen klarer und wohlüberlegt treffen, da sie ihre Gefühle beherrschen und gegebenenfalls zurückstellen können. Emotionale dagegen lassen sich genau davon leiten und haben sich natürlich somit weniger unter Kontrolle. Deshalb gibt es jede Menge Auflagen zu ihrem Schutz, die aber ihre Freiheit sehr einschränken. Aber der Deckmantel muss gewahrt werden. Klingt das nach gerechter Behandlung? Ist das nicht das Grundrezept für eine Spaltung der Gesellschaft? Sogar nach Unterdrückung und Machtmissbrauch von Rationalen. Offiziell sind aber emotionale genauso wichtige Mitglieder der Gesellschaft, deshalb muss man sie, auf besondere Art beschützten. Genau das möchte uns die Autorin ans Herz legen, Dinge die vielleicht im ersten Moment als gut klingen, einfach mal zu hinterfragen, sich genau anzusehen und nach den Haken zu schauen, denn meistens gibt es ja einen. Ich fand diesen Aspekt, besonders im Vergleich mit unserer jetzigen Gesellschaft mehr als interessant und auch erschreckend.

Ihr seht, hier steckt viel Zündstoff drin und das war es noch gar nicht, denn auch die Gleichberechtigung findet hier einen großen Platz im Buch und brachte mich zum Platzen. Der Großteil der Geschichte, spielte über die Testungen und hier werden schon Jungs und Mädchen getrennt. Und was mich wirklich überrascht hatte, wie leicht Mädchen sich manipulieren lassen und sich ihre Rechte, mit denen sie aufgewachsen sind, beschneiden lassen. Aber ich glaube, ab hier verrate ich nichts mehr. Skye muss sich dem nun allen stellen, sie muss hinter die Fassade schauen, ihre Schlüsse ziehen und überlegen, was sie mit dem Wissen anfängt. Natürlich gibt es auch ein bisschen emotionales Herzklopfen, denn unser helfender Testleiter, lässt die Protagonisten nicht kalt.

Mir hat Falling Skye gut gefallen, diese Thematik ist unglaublich wichtig und vielleicht gerade in jungen Köpfen noch nicht so präsent. Außerdem hat mir die junge Autorin unglaublich gut gefallen und ihre Ansätze fand ich echt gelungen. Was mir nicht ganz so zugesagt hatte, waren die Längen, davon gab es nämlich einige und das hätte man straffen können. Außerdem fand ich manches nicht ganz logisch, bei der Überwachung wären viele Dinge nicht so machbar gewesen, wie beschrieben, aber gut das ist künstlerische Freiheit, fand ich aber nicht ganz gut umgesetzt. Dennoch eine Geschichte mit viel Potenzial.

Falling Skye ist aktuell, aufwühlend, mit vielen interessanten Aspekten bestickt und gut zu lesen. Ich bin sehr neugierig, wie es im zweiten Band weitergeht, denn da sind noch einige Geheimnisse offen.
 
Henry und ich fanden die kritischen Aspekte richtig gut und vergeben dafür vier Bücherpunkte:

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Über die Autorin: 

Lina Frisch kommt aus Flensburg und lebt mittlerweile in Osnabrück, wo sie Psychologie studiert. Ihre Liebe zu Geschichten entdeckte sie schon im Kindergarten – und schreibt selbst, seit sie einen Stift halten kann. "Falling Skye" ist ihr Debütroman. Eine Fortsetzung ist bereits in Planung.


Vielen lieben Dank an den Coppenrath Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 


2 Kommentare:

  1. Salut, Inga.
    Ich denke das zentrale Konzept des Romans ist ein wichtiges; daß Dogmen (die einzig der Macht Weniger & Unterdrückung anderer dienen)keine Gesellschaft je verbessern. Eben weil sie auf dem Prinzip "divide et impera" beruhen. Skye muß dies schmerzhaft erkennen - aber sie ist eben auch dazu fähig, dies zu erkennen!
    Klingt anmerkenswert für ein Debüt.
    bonté

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    1. Grüß dich Robert,

      ihre Gedanken und Ansetzte waren bemerkenswert und ich finde dieser wichtiger den je, gerade in unserer unbestimmten Zeit. Eine bemerkenswerte junge Frau ...

      Liebe Grüße
      Inga

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