Freitag, 29. Mai 2020

Rezension: Kai Meyer * Serafin: Das kalte Feuer

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: Sauerländer
ISBN-13:
978-3737356787
Preis: 16,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 4. Teil
Erscheinungsdatum: Februar 2020 



Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Die Kanäle von Venedig sind leer, denn es ist Neumondnacht und das Wasser zieht sich zu dieser Zeit immer zurück. So macht sich Serafin auf der Suche nach Schätzen und findet zwei Mädchen im Schlamm. Darauf hat er mit Sicherheit nicht gewartet und will sich erst wieder in den Schatten schleichen. Als aber die Gilde der Glasbrenner auftaucht und eines der Mädchen mitnimmt, erwacht dann doch sein Beschützerinstinkt. Er hilf den anderen Mädchen und erlebt ein wahres Abenteuer. Serafin begegnet der Spiegelwelt, muss sich gegen Kartographen stellen und Venedig retten. Wird ihm das gelingen? Welchen eigenen Zauber wird er entdecken? Und wird er sein Venedig nun mit anderen Augen sehen?

Meinung:
Es ist so lange her, dass ich damals die Merle-Trilogie gelesen hatte, und ich wusste noch, dass ich das Ende total schlimm empfand. Das hat auch dazu geführt, dass ich kein Kai Meyer Buch mehr lesen wollte. Nun überrascht er seine Leser mit einem weiteren Band und ja, ich war neugierig darauf. Schnell habe ich alle drei Bände mir als Hörbuch angehört, damit ich mit allen Wissen wieder neu in die Geschichte starten konnte. Ob ich diesen Serafin mochte, erzähle ich euch nun.

Ganz klar es ist ein Zusatzband, zumindest für mich, da wir nämlich ein anderes Venedig kennenlernen und einen anderen Serafin. Die Geschichte spielt zwei Jahre nach dem Ende der Trilogie und Merle reist mit Junipa durch die Spiegelwelt auf der Suche nach ihrem Vater. Allerdings werden sie dort verfolgt, ihre Angreifer rücken immer näher und so landen die zwei Freundinnen im Matsch des Canal Grande. Merle wird verschleppt und Junipa trifft auf Serafin und seiner Katze Cagliostra. Nun heißt es, schnell die Neue Welt entdecken, sich wieder finden und die Aufgabe in Angriff nehmen. Auf solch ein Abenteuer hat Serafin nicht wirklich Lust und doch möchte er helfen und erlebt seine Stadt mit neuen Augen. So findet er nicht nur neue Dinge heraus, sondern vielleicht auch eine neue Zukunft.

Die Geschichte wird aus Serafin- und Merles Sicht erzählt und es geht rasant zur Sache. Schnell ist man in der Geschichte drin, erlebt eine Rettung nach der anderen und kommt kaum zum Luft holen. Mir hat gut gefallen, dass es weitergeht mit Merles Suche und ja, ich fand, das hatte im dritten Teil ein bisschen gefehlt, nämlich der Vater. So kommt es nun doch zu einem wirklichen Abschluss. Merle ist natürlich in den zwei Jahren reifer geworden, sie ist umsichtiger und sie ist froh Junipa zur Seite zu haben. Diese Freundschaft hat immer noch festen Bestand. So haben sie andere Visionen von Venedig besucht und auch andere Visionen ihrer selbst. So ist ein neuer Serafin nicht wirklich eine große Überraschung, sondern eher, welcher er sein wird. Dieser ist kein Meisterdieb und auch kein großer Held, sondern einer der versucht sich und seine kranke Mutter über Wasser zu halten.

Kai Meyer hat es in meinen Augen geschafft, dieses alte Gefühl für die Geschichte wieder aufleben zu lassen. Man fühlt sich sofort wieder wohl, hat das Gefühl alte Freunde zu treffen und ihnen mal wieder über die Schulter zu schauen. Klar fehlen auch viele liebe Charaktere, so vermisste ich Vermithrax, den fliegenden steinenden Löwen sehr und Unke, die Meerjungfrau, war mir doch auch sehr ans Herz gewachsen, aber Meerjungfrauen waren wenigstens da. Dafür gab es dann Cagliostra, die fliegende Katze. Diese Figur, war mir die Liebste und hat so einiges für den humorvollen Anteil getan. So streifen wir durch ein anderes Venedig, entdecken Altes und viel Neues und rasen durch die Seiten. Mehr verraten möchte ich nicht, denn es passiert so viel und ich habe die Geschichte wirklich innerhalb von zwei Tagen inhaliert.

Einen kleinen Wermutstropfen hatte die Geschichte für mich allerdings doch, ich kam mit der Liebesgeschichte nicht ganz klar und ich darf hier auch nicht wirklich was verraten, sonst verrate ich zu viel. Allerdings hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht, nein, versteht mich nicht falsch, ich gönnte den beiden ihr Glück, fand es allerdings etwas befremdlich, erwachsen sein hin oder her. Aber man kann es nicht allen recht machen, soll man ja auch nicht und ich empfand die Geschichte doch als sehr gelungen und für mich als einen würdigen Abschluss, der keine Fragen mehr offen lässt. Oder doch noch einmal nach Venedig, denn der Autor beschreibt es so unglaublich schön, da bekommt man immer Fernweh und möchte, selbst in die Geschichten hineinspringen.

Serafin und das kalte Feuer ist eine gelungene Fortsetzung. Spannend, rasant, neue Figuren und viele neue Begegnungen, die einfach Lesefreude bereiteten.
 
Henry und ich lieben dieses magische Venedig und vergeben vier Bücherpunkte:
 
__________________________________________________________________________
  
Über den Autor:


Kai Meyer, geboren 1969, ist einer der wichtigsten deutschen Phantastik-Autoren. Er hat über fünfzig Romane veröffentlicht, Übersetzungen erscheinen in dreißig Sprachen. Seine Geschichten wurden als Film, Hörspiel und Graphic Novel adaptiert und mit Preisen im In- und Ausland ausgezeichnet. 



Merle-Reihe:

https://www.genialokal.de/Produkt/Kai-Meyer/Merle-Das-Glaeserne-Wort_lid_41879333.html?storeID=barbershttps://www.genialokal.de/Produkt/Kai-Meyer/Merle-Die-Fliessende-Koenigin_lid_41879377.html?storeID=barbershttps://www.genialokal.de/Produkt/Kai-Meyer/Merle-Das-Steinerne-Licht_lid_41879360.html?storeID=barbers


Vielen lieben Dank an den Sauerländer Verlag für das  Rezensionsexemplar.  
 

Mittwoch, 27. Mai 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherstapelhochspringer,

heute gibt es mal ganz andere Kost, nämlich einen Thriller aus der Feder von Nalini Singh. Diese Autorin ist bekannt durch ihre Gestaltenwandler-Reihe und auch ich habe diese Bücher geliebt und muss noch ab Band elf weiterlesen. Zumindest ist das immer noch mein Plan. Außerdem habe ich sie schon einmal live erlebt und finde sie ganz besonders sympathisch. Leute, das war vor sechs Jahren, wo ist die Zeit hin. Aber ich muss auch sagen, dass nicht alles meinem Geschmack gefällt und auch nicht alles auf meinem Radar erscheint, denn sie schreibt wie der Teufel. Dieser Thriller ist mir aber ins Auge gesprungen, auch wenn der Verlag nun doch noch den Titel und das Cover nachträglich geändert hat. Sollen wir es uns mal anschauen? Dann mal los:
 

Im grausamen Licht der Sonne
Band: 1
Verlag: Knaur
Erscheinungsdatum: 02.06.2020 


Flieh, so weit du kannst – deiner Vergangenheit entkommst du nicht!
Nalini Singhs fesselnder Thriller mit eine Prise Romantik vor der atemberaubenden Kulisse Neuseelands

Als Ana nach acht Jahren am anderen Ende der Welt nach Golden Cove zurückkehrt, scheint sich dort kaum etwas verändert zu haben. Beinahe könnte sie glauben, dass die Zeit stehen geblieben ist – wäre da nicht Will, der neue und einzige Cop im Ort, der seltsam unnahbar wirkt.Wie sehr die Dinge tatsächlich beim Alten geblieben sind, wird Ana allerdings erst bewusst, als erneut ein schönes junges Mädchen verschwindet, so wie es auch schon früher geschehen ist. Nach und nach holt die dunkle Vergangenheit Golden Cove ein und zwingt die Bewohner, ihre gefährlichsten Geheimnisse preiszugeben. Denn eins steht fest: Wer auch immer für das Verschwinden des Mädchens verantwortlich ist, muss aus Golden Cove stammen!!


Nalini Singh beschreibt für mich eine Zeit, wo der Buchmarkt von Übersinnlichen bevölkert wurde und mit ihren Crime-Romanze-Geschichten auf Erfolgstour ging. Auch ich habe einige Serien von Gestaltwandlern, Valkyren, Vampire und noch vielen mehr sehr gern gelesen und es gab so eine Masse, nun ist es schon lange nicht mehr so. Die Phase ist eingeschlafen und nur wenige Autoren haben ihren Platz im Bücherregal behalten, darunter auch Nalini Singh. Nun also ein Thriller Auftakt und mich spricht er einfach an, immerhin Neuseeland, seit Herr der Ringe möchte ich es bereisen und dazu diese Kleinstadt-Idylle. Das könnte so richtig schön knallen. Also ich habe das Buch auf dem Schirm, ihr auch? Wer kennt Nalini auch noch von ihren Anfängen her? Und kann dieses Buch ganz ohne Fantasy funktionieren?

Ganz liebe Grüße
Eure, sich schon einmal eine Tasse Tee brauen gehende, Sharon

Montag, 25. Mai 2020

Rezension: Angie Kim * Miracle Creek

Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
Verlag: hanserblau
ISBN-13: 
978-3446266308
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 16,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2020
Übersetzer: Marieke Heimburger




Inhalt:
Familie Yoo ist nach Miracle Creek gezogen und bietet dort Überdruckbehandlungen an. Dazu benötigt man ein U-Boot, was sich in einer Scheune befindet und deren Benutzung für allerlei Krankheitsbilder verwendet werden kann. So wäre es ein ganz normaler Tag gewesen, wenn da nicht diese Demonstrantinnen wären, der Stromausfall und am Ende des Tages steht der Sauerstofftank in Flammen. Zwei Menschen sterben dort drin. Kitt, die Mutter von fünf Kindern ist und der autistische achtjährige Henry. Die Ermittlungen beginnen und schnell kommt es zur Anklage, gegen Elizabeth, Henrys Mutter. Diese sitzt nun vor Gericht und während die Beweise erdrückend sind und man immer mehr an ihre Schuld glaubt, entspinnt sich ein Netz aus, Geheimnissen und Verrat der anderen Beteiligten. Ist Elizabeth an dem Tod ihres Sohnes wirklich schuld? Wie hat sich diese Brandstiftung wirklich zugetragen? Könnte es auch anders gewesen sein?

Meinung:
Letztes Jahr habe ich aus dem Verlag „Der Gesang der Flusskrebse“ gelesen und das hatte mir sehr gefallen. Nun beim Durchstöbern der Frühjahr-Vorschauen sprang mir dieses Buch direkt ins Auge. Auch wieder eine etwas ruhigere Geschichte, die durch einen guten Klappentext direkt Lust auf mehr macht, weil man das große Ganze einfach erfahren möchte und ob diese Mutter wirklich ihr Kind auf dem Gewissen hat. Nun habe ich es gelesen und wie mir diese Geschichte gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Dieser Roman wird aus verschiedenen Sichten erzählte, was ein unglaublicher guter Ausgangspunkt ist. So erleben wir das Geschehene aus verschiedenen Blickwinkeln heraus, erkennen, das es da dunkle Lücken gibt und das es vielleicht doch anders gewesen sein könnte. Aber zuerst kommt das Ereignis selbst und wird von Young Yoo berichtet, diese steigt schon mit der ersten Lüge ein, das nämlich sie am Kontrollpult saß und nicht ihr Mann und dann gab es den Knall und ihr ganzes Leben steht kopf. Ihr Mann sitzt nun im Rollstuhl und ihre Tochter ist gebrandmarkt. So hatten sie sich ihr Leben in Amerika nicht vorgestellt, deshalb haben sie nicht alles auf sich genommen und haben Korea verlassen, damit ihre Tochter eine bessere Zukunft hat. Nun sitzen sie vor Gericht und schauen Elizabeth auf der Anklagebank an. Young geht ihrem Gedanken nach, ihrer Geschichte und das soll sie nicht nur allein, jeder aus der Runde der Beteiligten hat seine Geschichte und seinen Beitrag an dem Geschehen.

Gleichzeitig erleben wir die Gerichtsverhandlung und die hat es in sich, der Staatsanwalt beginnt und man ist geschockt, erstaunt und zweifelt kein bisschen an der Schuld, der Angeklagten. Zermürbend, stichfest und unantastbar scheinen die Beweise zu sein, dazu kommt noch das Verhalten der Angeklagten, die teilnahmslos dabei sitzt und keine Regung von sich gibt. So scheint es im ersten Blick keine Zweifel zu geben. Aber dann kommt die Verteidigung und man knickt ein, die Beweise sind mehr Indizien, Hören Sagen und auf keinen Fall beweisen sie ihre Schuld. So ist man als Leser Hin und Her gerissen und weiß, hier wird man der Wahrheit nicht auf den Grund gehen, sondern man muss in die Köpfe der Zeugen gucken, da könnte doch das eine oder andere erhellende dabei sein.

Angie Kim baut dadurch einen absoluten Lesesog auf, man ist wirklich an die Seiten gefesselt, erfährt so viel und ist sich ganz im Klaren, hier stimmt etwas nicht, aber das wie, ist die große Frage. Eigentlich packt die Autorin jede Menge menschlicher Probleme ein. Kinderwunsch, Ehefrust, Entfremdung, Einsamkeit, Rassismus, Missbrauch, Sorgen und natürlich auch die Betreuung eines besonderen Kindes. Die Last der Mütter, von Kindern mit Behinderung und deren Aufopferung. So ist Elizabeth eine Vorzeige-Mutter, die aus ihrem autistischen Sohn, einen normalen Mitmenschen machen möchte. Einer der Gefühle versteht und ablesen, verstehen und wieder geben kann. Dafür nimmt sie alles auf sich, ein Termin jagt den Nächsten, Ernährung, Lernzeit und Fortschritt steht jeden Tag auf ihrem Plan. Manche empfinden sie übermotiviert, übertrieben und verstehen ihren Wunsch nach immer mehr nicht. Das ist ein zentrales Thema in der Geschichte, wie gehe ich mit so einem Kind um, wie sieht es bei den Müttern im Inneren aus und kann diese Last zu einer Kurzschlussreaktion führen.

Diese Autorin überrascht, stimmt nachdenklich und packt die Gefühle sehr einfüllig an und trifft dadurch einen tiefen Kern. Außerdem lässt sie einen immer ständig neu überdenken, denn aus einer Sicht, ist die Handlung vielleicht gut, aber ein andere sieht es anders. Das macht aus dieser Geschichte wirklich ein spannendes Buch und es steigert sich immer zu. Konflikte brechen auf, Nervenkitzel setzt ein und ich war auf die Lösung mehr als gespannt. Ich habe das Buch extrem gern gelesen, da es eine tolle Mischung war und allein die Herangehensweise mit der Gerichtsverhandlung absolut genial zu lesen war. Eine Geschichte, die ihrer 500 Seiten gerecht wird.

Miracle Creek ist ein Buch über die Schwäche der Menschen, einfühlsam, spannend und genial erzählt. Ich kann es nur empfehlen.
 
Henry und ich fanden das Buch ganz toll und dafür die kompletten Bücherpunkte:

__________________________________________________________________________
  
Über die Autorin:


Angie Kim wurde in Südkorea geboren und kam als Teenager nach Baltimore. Sie studierte Jura in Stanford und Harvard und arbeitete als Anwältin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Virginia. Einer ihrer Söhne war jahrelang in Sauerstofftherapie. Miracle Creek ist ihr erster Roman. 


Vielen lieben Dank an den hanserblau Verlag für das  Rezensionsexemplar.