Freitag, 24. Juli 2020

Rezension: Lea Coplin * Für eine Nacht sind wir unendlich



Broschiert: 304 Seiten
Verlag: dtv 
ISBN-13: 978-3423740609      
Preis: 12,95 EUR   
E-Book: 9,99 EUR 
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juli 2020  


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Inhalt:
Glastonbury ist im Festival Zustand, tausend feiernde Menschen, Musik, Lachen und dieser ganz besondere mystische Ort. Mittendrin Jonah mit seiner Gruppe, seinen Kumpels, deren Freundinnen und seiner Ex, die aber immer noch an ihm klebt, er will einfach nur weg. Nach einer turbulenten Nacht braucht er einen starken Kaffee und befindet sich in einer der vielen Schlangen bei den Fressbuden wieder. Dabei beobachtet er ein Paar, er blöder Schnösel, sie Hippiemädchen und Jonah ist fasziniert. Das Mädchen ist Liv, die ihrer Tante im Food-Truck hilft und irgendwie hat ihr Freund gerade auf die Pausetaste gedrückt. Der Zufall führt die beiden zusammen und ehe sie sich versehen, erleben sie den letzten Festivaltag gemeinsam. Für beide ist klar, dass es nur diesen Moment gibt und es kein danach geben wird, und doch spüren sie, das da mehr ist. Sie sind Fremde und doch spüren sie eine Verbundenheit, sie erzählen sich Dinge, die sie sonst keinen preisgeben und öffnen Wunden, die doch verheilt seien sollen. Was wird diese Nacht aus den beiden machen? Kann eine Nacht, alles verändern? Und ist dieser Zauber wirklich mit Festivalende vorbei?

Meinung:
Lea Coplin ist wieder am Start und wer sie etwas kennt, weiß das England einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen und bei ihren anderen Büchern hat. Diesmal ist es Festivalluft die wir schnuppern dürfen und zwei Fremde, die sich vielleicht so nicht getroffen hätten, aber die zur richtigen Zeit einander begegnen. Mich hat das Konzept ein bisschen an den Film „Before sunrise“ erinnert. Immerhin verbringen auch zwei völlig Fremde einen Tag in Wien und erleben ein Zusammensein, wie keinen anderen. Ich war gespannt, was die Autorin hier raus macht und ob mir das gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Da die Geschichte abwechselnd aus Jonah- und Liv-Sicht erzählt wird, fangen wir, wie im Buch, auch mit Jonah an. Jonah ist auf den ersten Blick, ein gut aussehender Typ, der eigentlich immer in einer Beziehung steckt, nun aber gerade mal solo ist und es bereut, überhaupt mitgefahren zu sein. Aber sein bester Freund meinte es gut. So hockt er also mit zwei Pärchen und seiner Ex zusammen und soll dabei megabegeistert sein. Er ist einfach genervt, von allem. Die guten Ratschläge, die vielen Leute, die ständigen Unterstellungen und von seinem eigenen Dasein. Also genau die richtige Stimmung für ein Festival. Als er Liv sieht und die Szene mit ihrem Freund beobachtet, fühlt er sich ihr direkt nahe, weil er spürt, dass es ihr auch nicht so toll geht. Ganz klar, dieses Mädchen ist anders und Jonah möchte sie näher kennenlernen, über diesen Gedanken ist er selbst am meisten überrascht. Tja, und Freund Zufall und Tante Mafalda spielen ihm sehr in die Karten und bald schlendern sie zusammen über das Gelände voller Menschen.

Liv ist nur angereist, weil der Freund ihrer Tante sich das Bein gebrochen hat und diese nicht allein die Menschenmassen mit Falafel versorgen kann. So steht sie den ganzen Tag an der Fritteuse und hat kaum Zeit, selbst mal ein bisschen Festivalluft zu schnuppern. Nun ist auch noch Laurent angereist, um Zeit mit ihr zu verbringen, und das passt Liv absolut gar nicht. Natürlich spürt auch Laurent ihr Desinteresse und als er sich verabschiedet, legt er ihr eine Pause nahe, damit sich jeder über seine Gefühle klar werden kann. Liv ist überrascht, aber wenn sie ehrlich ist, macht es ihr nicht ganz so viel aus, wie es sollte. Das sie dabei beobachtet wird, fällt ihr nicht direkt auf, erst als der gleiche Typ viel später wieder in Erscheinung tritt. Dank ihrer Tante steht sie später mitten im Festivalgedränge und wartet auf einen fremden Jungen, um den letzten Tag zu verbringen.

Es ist dieser besondere Augenblick, wenn sich zwei fremde Menschen treffen und direkt klar ist, das ihre Seelen sich mehr zusagen haben, als beabsichtigt. Genau das fängt Lea Coplin gekonnt ein, diese eine Chance, die das Leben beeinflusst. Beide Protagonisten tragen tief verborgen ihre Päckchen, ihre Wunden und Narben. Beide reden nie darüber und haben es auch jetzt nicht vor und doch ist es diese Nacht, die mehr in sich hat, als alles, was sie bis jetzt erlebt hatten. Diese Geschichte ist viel mehr als eine beginnende Liebesgeschichte, die mit witzigen Dialogen, megaklassen Setting und perfekten Timing beginnt. Es wird vielschichtiger, wir ziehen immer mehr Schichten ab und darunter kommt ein anderer Mensch vor, der sich schüchtern zeigt, der verletzlich und ängstlich ist. Für beide war klar, es ist nur für diese eine Nacht und diese eine Nacht bringt mehr Ehrlichkeit, als sie je ihn ihrem Leben jemanden eröffnet haben. Sie vertrauen sich Dinge an, erleben Überraschungen und merken das diese Begegnung tiefer geht.

Dieses Buch lässt einem Lachen, mitfiebern und mitzittern, man möchte gar nicht, das es endet und man will so gern die Repeat-Taste drücken. Diese beiden schließt man schnell ins Herz und auch diese unterschwelligen Konflikte sind richtig gut eingeflochten. Eine ernsthafte Thematik, die nicht nur Jugendliche betrifft, sondern manchen ein Leben lang begleitet. So ist diese Geschichte ein gut gemischter Mix, der nicht nur locker, sondern auch sensibel und mitfühlend erzählt wird. Ich mochte es richtig gern und habe es mit einem fetten Grinsen beendet.

Für eine Nacht sind wir unendlich, ist mehr als eine Liebesgeschichte und doch hat es genau dieses Flair von sprühenden Funken und ernsten Themen. Humorvoll, berührend und besser als das Schicksal.
 
Henry und ich hatten eine richtig gute Festivalzeit und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:


Lea Coplin ist das Pseudonym einer Autorin, die mit ihren gefühlvollen Romanen bereits auf der Spiegel-Bestsellerliste stand. Mehr als fünfzehn Jahre arbeitete sie als Journalistin, bevor sie sich für die Schriftstellerei entschied. Nachdem ihre Romane »Nichts ist gut. Ohne dich.« und »Nichts zu verlieren. Außer uns.« lose zusammenhingen, ist ihr dritter Roman »Für eine Nacht sind wir unendlich« völlig unabhängig.

Quelle: dtv Verlag

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

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