Sonntag, 9. August 2020

Rezension: Clare Clark * Im gleißenden Licht der Sonne

Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
Verlag: Atlantik 
ISBN-13:
978-3455006551
Preis: 24,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juli 2020
Übersetzer:
Bernhard Jendricke und Christa Prummer-Lehmair




Inhalt:
Der Erste Weltkrieg ist vorbei und Berlin befindet sich noch mitten in deren Auswirkungen um 1923. Aber auch der hochgeschätzte Kunstexperte Julius Köhler-Schultz befindet sich in einer Lebenskrise. Die Zukunft ungewiss, die zu junge Ehefrau verlässt ihn und nimmt auch den gemeinsamen Sohn mit nach München. Zum großen Leidwesen des Verlassenen ist, aber die Tatsache, das sie seinen Van Gogh mitgehen lassen hat. Dieser Künstler hat es Julius besonders angetan und deshalb hat er auch ein Buch über ihn geschrieben, was sich großer Beliebtheit erfreut. So lernt Julius zu dieser schweren Zeit Matthias Rachmann kennen und es entwickelt sich eine Freundschaft daraus, die später deren Kunstleben sehr beeinflussen soll. Rachmann bringt nämlich Jahre später eine ganze Sammlung von Van Gogh Bildern auf dem Markt, die die ganze Kunstszene in Entzücken ausbrechen lässt, bis der Schatten des Vorwurfes auftaucht, das die Bilder nur Kopien seien. Nun steht die Frage im Raum, welches Bild ist echt? Ist Matthias Rachmann ein Betrüger? Was ist mit den Experten? Und wer hat die Bilder überhaupt kopiert?

Meinung:
Ich habe gerade richtig Lust auf Romane, mit geschichtlichem Hintergrund und ja, es muss nicht immer ein Krimi sein, so dachte ich mir, dass die Kunstszene doch mal was anderes wäre. Immerhin hört sich berauschender Cocktail und verhängnisvolle Intrigen sehr prickelnd und interessant an. Ob mich nun das Licht der Sonne überflutet hat, oder untergegangen ist, erzähle ich euch nun.

Das Buch ist in drei große Teile untergliedert, und zwar in Julius, Emmeline und Frank. Diese drei Protagonisten erhalten jeweils einen Zeitraum, um ihre eigene Geschichte zu erzählen, und nehmen einen gleichzeitig mit in die geschichtliche Gratwanderung bis zum Zweiten Weltkrieg. So fangen wir doch einfach 1923 mit Julius an.

Julius ist Kunsthistoriker, Autor und ein Experte, wenn es um Kunstexpertisen geht. Er ist ein gestandener und vermögender Mann, der schon die guten Jahre hinter sich hat. So ist es nicht verwunderlich, dass seine junge Frau mehr möchte, feiern gehen, ausgelassen sein, übermütig herumtollen. Das macht sie auch und verlässt ihn eines Tages mit Kind und van Gogh Gemälde, womit sie ihn zu erpressen versucht, für eine bessere Scheidung. Aber Julius schaltet auf stur und lernt zu der Zeit Matthias Rachmann kennen. Dieser junge Kunsthändler versprüht förmlich seine Begeisterung für Farben und Bilder. So reißt Matthias Julius aus seiner Abgestumpftheit und weckt ungewöhnliche Gefühle, keine romantischen und doch über Freundschaft hinaus, vielleicht eher große Vatergefühle und so lässt sich Julius immer mehr in das Netz von Matthias einweben und merkt es nicht.

Emmeline Eberhardt bekommt ihre Zeitgeschichte ab 1927. Eine junge Frau, die schnell weiß, was sie will und sie will Kunst machen. So überredete sie damals Julius, sie an die Kunstakademie zu schicken, aber diese Begegnung endete nicht glücklich. Zwar ist Emmeline nun eine Künstlerin mit Abschluss, aber davon leben kann sie auch nicht. Unterstützung bekommt sie heimlich von ihrem Stiefvater und so hält sie sich mit kleinen Arbeiten über Wasser. Aber so ganz aus dem Weg gehen kann sie Julius und Matthias nicht und steht auf einmal mitten in der Eröffnungsfeier von der Rachmann Galerie und vielen van Gogh Bildern. Aus dieser Inspiration macht sie Künstlerporträts für Werbekampagnen und steht später unter Fälscher Verdacht. Aber bis dahin erzählt sie uns von rauschenden Partys, sexueller Orientierung und vom Leben als alleinstehende Frau.

Der dritte im Bunde ist Frank Berszacki und dieser ist der Anwalt von Matthias Rachmann und beginnt seine Erzählung um 1933. Der Prozess ist schon gelaufen und der Ausgang leider nicht gut. Zudem übernehmen die Nationalsozialisten immer mehr Macht. Für Frank beginnt eine unruhige Zeit, als Jude bleiben ihm die Mandanten aus und auch der damalige Prozess lässt ihn nicht los. Mit der Freigabe der Besitztümer seines Mandanten blüht noch einmal der Wunsch bei Frank auf, dem allen auf den Grund zu gehen und vielleicht doch die Wahrheit heraus zubekommen. Aber auch sein eigenes Leben wird dramatisch.

Die Autorin hat sich einer wahren Begebenheit angenommen und lässt, die Zwanziger- und Dreißigerjahre neu aufblühen. Zuerst die unsichere Zeit nach dem Krieg und dann das anschleichen von neuen bösen Mächten, die ein Volk vieles Versprechen und grausam andere bestrafen. So ist das eigentlich ein ansprechender Mix, der sich mir aber nicht wirklich offenbarte. Die Geschichte war für mich recht langatmig und auch spannungslos erzählt. Weder Julius, Emmeline, noch Frank, dieser am wenigsten, konnten mich reizen. So plätscherte vieles hin, musste durch die Zeilen gedeutet werden und verlor sich doch in anderen Themen. Auch der Bruch von der Erzählungsart fand ich nicht unbedingt gewinnend. So suhlte sich Julius in Selbstmitleid, Emmeline wollte die große Freiheit und Frank, hing an der Vergangenheit fest und wollte die Augen vor dem Jetzt nicht öffnen. Drei unterschiedliche Leben und alle durch Matthias Rachmann verbunden und genau dessen Geschichte, hätte einen mehr interessiert. Von Tollkühnheit, Übermaß und Dreistigkeit, anderen etwas zu präsentieren und als echt zu verkaufen, das wäre doch mal was.

So schwanke ich immer noch etwas hin und her. Zum einen mochte ich die persönlichen Schicksale, weil sie viel von der Zeit wieder spiegelten, Verhaltensregeln, Sittsamkeit, Kultur und Freidenker, auch wie die Unzufriedenheit der Menschen sich ausbreitet und sie ihren Unmut auslassen. Auch das Leben von Homosexuellen, war hier mit eingeflochten und es ist erstaunlich, wie sich Geschichten wiederholen. Dann die Einblicke von Frank, der sich immer kleiner im großen Berlin vorkommt und die Gefahr nicht an sich ran lassen möchte, weil es doch seine Heimat ist. Seine Tagebuchkapitel, fand ich zum einen interessant und zum anderen störend, weil sie halt wie Tagebucheinträge waren, es fühlte sich nicht so rund an. Tja und dann diese Gemälde von Vincent van Gogh, die einem doch immer noch unschlüssig zurücklassen. Aber diese Lebendigkeit und die Begeisterung für Kunst hat Clare Clark fantastisch eingefangen. Eine Geschichte die einen manchmal doch etwas Zweifeln lässt.

Im gleißenden Licht der Sonne konnte mich nicht so sehr begeistern, da die Geschichte etwas langatmig und ohne Spannungsbogen erzählt wurde. Dafür sind die gesellschaftlichen Entwicklungen und Einblicke gelungen, ich hätte mir hier mehr Kunst gewünscht.

Henry und ich finden diese Zeit extrem interessant und vergeben drei Bücherpunkte:
 
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Über die Autorin:


Clare Clark, 1967 in London geboren, studierte Geschichte in Cambridge. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA lebt die Autorin wieder in London. Für ihren driten Roman Die französische Braut (2016) wurde sie, ebenso wie für ihr Debüt, für den Orange Prize nominiert. Zwei weitere ihrer Romane standen auf der Longlist des Women's Prize for Fiction. Im Sommer 2020 erscheint bei Atlantik ihr neuer Roman Im gleißenden Licht der Sonne.

Quelle: Atlantik Verlag 

Vielen lieben Dank an den Atlantik Verlag für das  Rezensionsexemplar.

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