Mittwoch, 23. September 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherbegeisterten,
 
heute muss es mal was ganz anderes sein, denn die liebe Britta Sabbag bringt ein neues Jugendbuch heraus und mein Herz jauchzt. Nun ist das Thema doch recht interessant, was wäre, wenn dein Leben eine Reality-TV-Show wäre, und du bekämst es gar nicht mit. Ich meine, schauen wir uns doch mal unsere Social Media Kanäle an, wie viele ihr ganzes Leben vor Fremden ausbreiten, was sie kochen, was sie machen, was sie tragen und und und ... Ist das normal? Ich bin vielleicht da etwas verstockt, aber manches soll doch privat bleiben und erst recht, sich zu verlieben, oder? Sollen wir uns das Buch mal anschauen? Klaro, also los:
 
 

Love Show: Ist deine Liebe echt?
Verlag: FJB
Erscheinungsdatum: 30.09.2020


Die siebzehnjährige Ray ist der größte Reality-TV-Star der Welt – ohne es zu wissen. Als sie sich nicht so verhält, wie die Macher der Show es wollen, wird ein junger Schauspieler in ihre vermeintliche Realität eingeschleust, der dafür sorgen soll, dass sie sich verliebt. Der Plan geht auf. Vielleicht ein bisschen zu gut. Doch kann ihre Liebe echt sein? Und was passiert, wenn rauskommt, dass Ray gar kein »echtes« Leben besitzt?

 

 
Diesmal nimmt uns die Autorin mit nach Neuseeland, genauer gesagt auf die Insel Aroha und ich freu mich schon sehr auf die Geschichte. Ich weiß nämlich, dass sie wieder humorvoll sein wird und mit diesem ganz bestimmten Britta-Flair. Außerdem bin ich gespannt, wie Ray ihre Realität finden wird und ob sie das so wollte. Ein Leben für andere, blossgestellt und für jeden einsehbar. Ende September ist es so weit, dann gibt es wieder herrliche Lesestunden. Zumindest freue ich mich so sehr darauf ihr auch? Wer ist hier auch Britta Fan? Wer kennt ihr Bücher? Und hat auch dieses auf der Wunschliste? Ich bin echt heilfroh, dass der Erscheinungstermin doch noch in dieses verrückte Jahr gelegt wurde.
 
Ganz liebe Grüße
Eure, sich schon ihre Stitch-Teetasse bereitstellende, Sharon
 

Montag, 21. September 2020

Rezension: Wiebke von Carolsfeld * Das Haus in der Claremont Street


Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: KiWi
ISBN-13:
978-3462054750
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 16,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: September 2020
Übersetzer: Dorothee Merkel
 
 
 
 
Inhalt:
Tom spielt mit seinen Transformers, als er die Geräusche seiner streitenden Eltern hört. Er duckt sich tiefer in die Welt seiner Figuren und versucht, die Realität auszublenden. Aber der Schrei der Mutter reißt ihn heraus, die Schritte des Vaters machen ihm Angst und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Seine Welt existiert nicht mehr und Tom verstummt. Nun soll sich die kinderlose Tante Sonya um ihn kümmern, aber mit dieser Aufgabe ist sie überfordert, kommt nicht an den Jungen ran und gibt ihn an ihre chaotische Schwester Rose weiter. Nun muss er in die Innenstadt von Toronto ziehen, und zwar in die Claremont Street. Dort lebt nicht nur Rose, sondern auch ihr Sohn Nick und Will, Toms Onkel. Dieses Haus steckt voller Unordnung, Leben und nun kommt auch noch Schweigen hinzu. Das versuchen sie zwar zu kompensieren, aber die Stille ist nicht zu überhören. Dazu kommt auch noch das Jugendamt, und das Leben. Kann Rose Tom erreichen? Wird dieses Haus Toms Schweigen brechen? Und wie geht die Familie mit dem Tod der verstorbenen Schwester um?

Meinung:
Dieses Jahr wäre Kanada das Gastland für die Frankfurter Buchmesse gewesen und somit bringen die Verlage doch den einen oder anderen Titel heraus. Aber dieses Jahr ist ja alles andere als planbar und so ist nächstes Jahr auch noch Kanada am Start, aber einige Bücher dürfen wir nun doch schon lesen und diese Geschichte ist mir doch direkt ins Auge gesprungen. Eine Familiengeschichte mit dramatischen Ausgangspunkt, die für Schmerz, Trauer, Schuld, aber auch mit Neuanfängen aufwartet. Übrigens hat die Autorin, bevor sie nach Kanada ausgewandert ist, ihre Ausbildung bei diesem Verlag gemacht und nun erscheint ihr Buch dort, ich finde manche Lebensüberschneidungen einfach herrlich schicksalhaft. Aber nun zum Buch, ob es mir gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Tom ist neun, als das Leben brutal zuschlägt und ihn allein zurücklässt. Er ist so verstört und weiß gar nicht, wie er damit umgehen soll, dass er einfach nicht mehr spricht. Was soll er auch sagen, er hätte mutiger sein müssen, er hätte seine Mutter retten müssen, aber kein Wort der Welt bringt ihn zu diesem Abend zurück und lässt ihn anders handeln. Nun wird er zu seiner Tante Sonya gebracht. Eine Frau, die gern alles in Ordnung hat, die gern die Woche vorab plant und ihr Leben im Griff hat. Zumindest ist das der Schein, innerlich kämpft sie mit dem unerfüllten Kinderwunsch und mit ihrem Leben, was so anders hätte sein sollen. Deshalb wirkt sie oft kühl, belehrend und scheitert an Tom. Statt sich selbst den Druck zu nehmen und Tom einfach laufen zu lassen, muss Sonya ihre perfekte Welt zum Einsturz bringen und den Jungen an ihre Schwester Rose abgeben.

Rose lebt mit ihrem Sohn und Bruder im alten Elternhaus und dort herrscht das pure Chaos. Türme aus schmutzigen Geschirr, ein Schuhberg am Eingang, Bücher auf der Treppe und überall übervolle Schränke und Schubladen. Kurz um Tom gerät von einem Extrem ins nächste. Aber diese Familie, so ungewöhnlich, wie sie sein mag, mit Nick, der in der Pubertät ist, Will, der immer noch nicht weiß, was er machen möchte und Rose, die nach ihrer Mitte sucht, ist es das erste Zuhause für Tom. Hier fühlt sich Tom geborgen und hier möchte er nicht weg, aber diese Familie ist alles andere als einfach. So kämpft sie mit Toms Stille, mit dem Jugendamt, mit innerer Wut, mit der Trauer und treibt statt zusammen auseinander, bis zur nächsten Katastrophe.

Wiebke von Carolsfeld hat sich keinen leichten Ausgangspunkt für ihre Geschichte ausgesucht, häusliche Gewalt ist aber unter uns und wie es enden kann, sieht man hier leider verdammt gut. Die Zurückgelassenen müssen mit der Last der Schuld und der Trauer umzugehen lernen und sich ihren Vorwürfen stellen. Es ist für alle Beteiligten keine leichte Zeit und die Verarbeitung macht so einige Probleme und sorgt für neues Chaos und Unverständnis. Toms Schweigen ist für alle eine Belastung und so hat der Junge größtenteils seine Ruhe und doch ist seine Familie für ihn da, auch wenn sie es selber erst noch richtig lernen müssen. Genau das macht diese Geschichte so lebendig, echt, diese nicht perfekten Figuren, die alle zu Wort kommen, deren Leben, deren Wege und ihre unvergleichlichen Entscheidungen. Jede Figur kämpft mit eigenen Dämonen, mit Träumen, die sich nicht erfüllen und wie es in Familien so ist, ist sich auch nicht jeder grün. Aber für Tom müssen sie eine Lösung finden, einen Weg und das sein Schweigen sie zum Umdenken bewegt, ist herrlich zu lesen.

Diese ganze Geschichte, die mit Trauer und Schuld durchzogen ist, liegt aber nicht schwer auf der Seele, sie berührt unglaublich nachhaltig, bringt einem aber auch zum Lachen, zum wissenden Grinsen, zum Kopfschütteln über fragwürdige Entscheidungen und lässt einen mittendrin dabei sein. Alle Mitglieder dieser Familie gehen zu Herzen und lassen einem nicht los und dieses starke Zugehörigkeitsgefühl ist einfach perfekt eingefangen und lässt den Leser mit dabei sein.

Das Haus in der Claremont Street ist ein Roman voller Emotionen, tragisch, schmerzhaft und doch spielen auch Humor und Liebe eine große Rolle. Eine Geschichte, wie das Leben sie schreiben könnte und eine absolute Leseempfehlung für alle, die unmögliche Familiengeschichten mögen.
 
Henry und ich hatten große Freude mit dem Ausflug nach Toronto und dafür gibt es fünf Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 
 
 

Wiebke von Carolsfeld ist eine in Deutschland geborene Schriftstellerin und Filmemacherin, die in Montreal lebt. Sie führte bei drei von der Kritik gefeierten Spielfilmen Regie, u.a. »Marion Bridge« und »The Saver« und gewann zahlreiche Preise. Sie ist eine renommierte Cutterin für Spielfilme und gibt internationale Kurse über das Drehbuchschreiben, Filmemachen und den kreativen Prozess. »Das Haus in der Claremont Street« ist ihr erster Roman. 

 
Quelle: KiWi Verlag

Vielen lieben Dank an den KiWi Verlag für das  Rezensionsexemplar. 
 

Freitag, 18. September 2020

Rezension: Sandra Gugic * Zorn und Stille

Gebundene Ausgabe: 240 Seiten 
ISBN-13: 978-3455009767
Preis: 24,00 EUR 
E-Book: 16,99 EUR 
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: August 2020 


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Billy Bana ist Fotografin und ist auf der ganzen Welt unterwegs, das macht sie somit zu einer Nomadin. Früh hat sie ihr Elternhaus hinter sich gelassen, ausbrechen wollte sie und diese Enge hinter sich lassen. Nun erreicht sie ein Anruf, dass ihr Vater verstorben ist, und sie muss sich der Vergangenheit stellen. Somit kehrt sie in die Heimat ihres Vaters zurück, die er selber hinter  sich, aber wohl nie los gelassen hat. Als Gastarbeiter ist er nach Wien gegangen, um es für seine Familie besser zu machen. Aber so richtig glücklich ist die Familie nicht geworden. Warum sind die Eltern damals ausgewandert? Warum wollte die Tochter so schnell weg von alldem? Und wo ist ihr Bruder hinverschwunden?

Meinung:
Als ich das Buch in der Vorschau entdeckt hatte, war ganz klar Wien ein großer Grund für mein Interesse. Aber auch die Suche nach dem eigenen Platz im Leben und was das Wort Heimat eigentlich wirklich bedeutet. Somit war ganz klar, dass ich es lesen wollte, immerhin ist mir der Begriff heimatlos nicht ganz unbekannt, wenn sich alles auf einmal auflöst, verändert und manches in der geschichtlichen Vergangenheit verschwindet. In Wien habe ich mit dem Buch begonnen, zu Hause habe ich es beendet und nun erzähle ich euch davon, ob es mir gefallen hat.

In dieser Geschichte bekommt nicht nur Billy eine Stimme, nein, auch die Eltern dürfen einen Teil dazu beitragen, aber Billy darf zuerst. Eigentlich heißt sie Biljana Banadinowic und wurde in damaligen Jugoslawien geboren. Ihre Eltern wollten eine besser Zukunft, sie hatten Träume von einem besseren Leben und sind somit nach Wien gegangen, wo zu dieser Zeit Gastarbeiter gesucht wurden. Aber dort bestand das Leben aus viel Arbeit. So wurde Biljana dazu erzogen, still zu sein, die Enge auszuhalten und mit der Umgebung zu verschmelzen. Eine Familie nach Zeitplan, wann, wo und wie alles abzulaufen hat. Durch die vielen Jobs hatten die Eltern wenig Zeit und so musste die Tochter später auch auf dem Bruder aufpassen. Billy kann es kaum noch aushalten und bricht mit 17 Jahren in ihr eigenes Leben auf, ohne zurück zuschauen. Aber so ganz wird sie die Schatten nicht los und so kreuzen sich die Familienwege immer mal wieder. Das ist der erste große Teil des Romans, darauf folgen Mutter und Vater mit ihrer Geschichte, mit ihren Einblicken, ihren Träumen und Lebensentscheidungen. Somit bekommt Billys Bild über die Eltern risse und man entwickelt ein anderes Verständnis für die Familie.

Die Autorin erzählt sehr komplex, eindringlich, gefühlvoll eine moderne Familiengeschichte, die mit den Wogen der Zeit zu kämpfen hat und dran zu zerbrechen droht. Wer wünscht sich für seine Familie nicht eine bessere Zukunft? Wer träumt nicht davon, den Weg der Kinder besser zu ebenen? Und welcher junge Mensch möchte nicht aus der eigenen Familie ausbrechen? Die Eltern waren auch randvoll mit Träumen, Energie und Vorstellungen, die aber mit der Realität kollidierten und zu Schatten des eigenen Lebens wurden. Allein für diese Beschreibung lohnt sich diese Geschichte, die detailgenau diese Gefühle wiedergibt und ein Bild einer ganzen Generation spiegelt. Von Menschen, die funktionieren müssen, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um einfach zu sagen, zu überleben. Eine Generation, die es hart getroffen hat, die sich so heute gar nicht mehr vorzustellen ist. Genau das zeigt auf, wie gut die Autorin beobachtet und solche Feinheiten sprachlich wie bildlich dem Leser näher bringt. Und dann jüngere Generation ins Spielfeld einbringt und aufeinanderprallen lässt.

Dieser Roman, so dünn, wie er erscheinen mag, hat eine geballte Ladung an Gefühlen parat und ist ein großes Bild unserer Gesellschaft. Da haben wir Zorn der Jüngern auf die Alten, weil sie sich in ihr Schicksal einfach reinfallen lassen haben. Dagegen die Stille und die Erkenntnis, dass Träume schön sind, aber nicht immer die reale Welt. Ein Lebenskampf ist nicht immer ein Siegeszug und manches lässt einen eben nicht los. Mann kann es aber auch anders interpretieren, aber der Titel ist perfekt gewählt und wiederholt sich auf so vielen Ebenen. Es ist wirklich ein Roman, der einen mitfühlen lässt, der oft melancholisch schwer auf der Seele liegt, einem viele kleine Wahrheiten eröffnet und vor Augen führt. Unglaublich stark erzählt und feinfühlig zu beobachten.

Zorn und Stille, fängt das Leben einer ganzen Generation ein und ist richtig stark erzählt. Mich konnte die Geschichte sehr berühren und tief nachfühlen lassen.
 
Henry und ich fanden diese Fülle an Emotionen großartig und deshalb gibt es die vollen Bücherpunkte:


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Über die Autorin:
 


Sandra Gugić, geboren 1976 in Wien, ist eine österreichische Autorin serbischer Herkunft. 2009 begann sie zu schreiben. Sie studierte an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2012 gewann sie den Open Mike. Ihr erster Roman Astronauten (C.H. Beck) erschien 2015 und erhielt den Reinhard-Priessnitz-Preis. 2019 erschien ihr Lyrikdebüt Protokolle der Gegenwart im Verlagshaus Berlin. Zuletzt wurden ihr das Stipendium des Berliner Senats und das Heinrich-Heine-Stipendium zugesprochen. Sandra Gugić lebt als freie Autorin mit ihrer Familie in Berlin.



Vielen lieben Dank an den Hoffmann und Campe Verlag für das Rezensionsexemplar. 

Mittwoch, 16. September 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Büchereulen,

heute kommt mal etwas ganz anderes. Seit ich meine Katzen habe, habe ich ein ganz anderes Verhältnis zu Tieren. Meine Eltern sind darüber immer noch total erstaunt, aber mal ehrlich, der Vater hat Angst vor Tieren und meine Mutter mag auch nicht unbedingt Haustiere, diese machen zu viel Dreck. Somit hatte ich als Kind nie mein Wunschtier bekommen, nämlich eine Katze, sondern immer ein Alibi-Tier. Ein Vogel, den mein Vater wegfliegen lassen hat und ein Hamster, der mich direkt gebissen hat. Kein Wunder, das ich mit meiner Katzenbande eskaliert bin ...lach... Nun habe ich dieses Buch entdeckt, und mein Verlagskontakt sagte direkt, das es genau etwas für mich wäre, also schauen wir uns diesen Buchschatz doch ein Mal an:


Das Glück ist grau
Verlag: Dumont
Erscheinungsdatum: 22.09.2020


Warme Augen, vorwitzige Ohren, die Hufe eines Champions und das Herz eines Helden: Das ist Sherman. Doch der kleine Esel strotzte nicht immer vor Lebensfreude – ganz im Gegenteil. Als Christopher McDougall ihn bei sich aufnimmt, ist er so stark verwahrlost, dass kaum jemand an sein Überleben glaubt. Fest entschlossen, Sherman seinen Lebenswillen zurückzugeben, fasst McDougall den wahnwitzigen Plan, ihn für Eselrennen auszubilden, wie man sie in den Rocky Mountains veranstaltet. Auf seinem Weg zum selbstbewussten Läufer wird Sherman von McDougalls Familie, Freunden, Nachbarn und ein paar seiner Artgenossen begleitet. Und erweist sich dabei für einige seiner Gefährten als Quelle des Trostes und der Unterstützung.
Christopher McDougall gelingt es, ein authentisches Bild des ländlichen Amerikas zu zeichnen – lebendig, liebevoll, unverkitscht. Und er führt uns vor Augen, was die meisten von uns verloren haben: die jahrtausendealte enge Verbindung von Mensch und Tier.


So ein Esel hat doch etwas und ich finde es so klasse, was Christopher für ihn macht. Nämlich ein zu Hause geben, Wertschätzung, Zeit und Liebe. Und wisst ihr was, er bekommt das Doppelte bestimmt zurück. Die Geschichte klingt herrlich und genau richtig für unsere schnelllebige Zeit, wo man sich kaum für sich selbst Auszeiten nimmt. Für mich sind Tiere im Leben ganz wichtig und meine Katzen immer noch meine Sonnen, die mir den Alltag leichter machen und die Schwermut weg schnurren. Deshalb bin ich sehr auf Sherman gespannt und möchte ihn unbedingt kennenlernen. Auch ein Buch für euch? Habt ihr es schon auf der Wunschliste? Und lebt ihr auch mit einem Tier zusammen?

Ganz liebe Grüße
Eure, immer noch einen roten Kater haben möchtende, Sharon

Montag, 14. September 2020

Rezension: Adriana Popescu * Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln

Broschiert: 464 Seiten
Verlag: cbj  
ISBN-13: 
978-3570313374
Preis: 13,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: September 2020 
 


Leseprobe? Kaufen?


Inhalt:
Man hat es als Neuer an einer neuen Schule nicht leicht, man muss sich Blicken und Neugier stellen und ob man will oder nicht, den Mittelpunkt ertragen. Allerdings begegnet einem auch ein Lächeln, der Tausch eines Kugelschreibers und die Hoffnung auf einen neuen Lebensabschnitt wird zum Greifen nah. Zumindest glimmt dieser Funke bei Samuel auf, als er auf Marie trifft. Beide fühlen sich angezogen und sind doch auch vorsichtig, da sie auch mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. In eines dieser Probleme tappt Samuel auch direkt, denn er sprengt eine Mobbingattacke und legt sich mit Andi an, der sich für den Coolsten hält. Der andere Schüler, Theo, das Lieblingsopfer, stellt sich auch noch als jüngerer Bruder von Marie heraus. So nähern sich die drei einander an und doch schweben Geheimnisse zwischen ihnen. Warum ist Theo so passiv? Warum ist Samuel an einer neuen Schule? Und wie sieht es in Marie aus?

Meinung:
Adriana Popescu hat ein neues Jugendbuch geschrieben und ich musste es sofort lesen. Eine Geschichte, die mich zurück in meine Schulzeit katapultiert und so einige Erinnerungen an meinem coolsten und gehasstesten Mitschüler wach rief, aber darum geht es hier gar nicht. Es geht um Chancen, um Neuanfänge, um Verzeihen und um Mut für sein Leben zu finden. Ihre ersten Bücher waren ja locker leichte Lektüre, aber seit dem Mond werden die Töne ernster, gewichtiger und ich finde die Mischung immer äußerst gelungen. Dazu noch der wunderbare Popescu Sound, der mich immer einfängt und zu einer Berg- und Talfahrt der Gefühle einlädt. Ob mir diese Geschichte nun ein Lächeln im Dunkeln gezaubert hat, erzähle ich euch nun.

Es wird ein bisschen schwierig, die Figuren zu beschreiben, ohne ihre Geheimnisse direkt preiszugeben, denn diese sind für den ersten Teil es Buches ja entscheidend wichtig. So lernen wir in abwechselnden Erzählsträngen Samuel, Marie und Theo kennen. Also legen wir mit Samuel los. Dieser ist also neu an der Schule versucht sich von allen zurückzuhalten, aber gegen Großmäuler hat er was und mischt sich auch ein, wenn alle anderen wegschauen. Er scheint das Opfer zu verstehen, auch wenn man nicht verstehen kann, wie das genau zusammenpasst. Somit ist Samuel im ersten Moment stark etwas geheimnisvoll und doch liegt auf ihm ein Schatten. Man ahnt, dass etwas in seinem alten Leben passiert sein muss, aber genau kann man es nicht direkt greifen. Nur so viel er lebt jetzt bei seiner Mutter, soll sich von seiner alten Clique fernhalten und immer brav zur Schule gehen. Diese Aussicht gefällt Samuel immer besser, weil er dort Marie jeden Tag begegnet.

So kommen wir doch direkt zu den Geschwistern Marie und Theo. Auch in dieser Familie ist etwas passiert, und zwar bei Theo. Seit diesem Erlebnis dreht sich alles um den kleinen Bruder und die Welt steht somit still. Theo kämpft mit Panikattacken, Ängsten und dunklen Dämonen, er zweifelt an sich der Welt und will am liebsten sein Zimmer nicht verlassen. So versucht er, alles stoisch über sich ergehen zu lassen, ohne sich zur Wehr zu setzen, und wird somit zum Lieblingsmobbingopfer. Marie versucht, das alles auszugleichen, auf Wunsch vom Theo belügt sie die Eltern, wahrt dem Schein von dem perfekten Schultag und wird immer mehr in einem Lügenstrudel hinabgezogen. Sie muss funktionieren, Verantwortung übernehmen für die Eltern, für Theo und sie selbst verschwindet immer mehr. Erst durch Samuel wacht sie langsam wieder auf und dieses beginnende Kribbeln möchte sie ganz für sich alleine haben.

Drei Teenager, drei unterschiedliche Schicksale und doch träumen alle drei von einem Ausweg, um neu anzufangen. Adriana Popescu beginnt die Geschichte mit dem typischen Schulkram, lernen, genervt sein und Tuscheleien über den Schulflur, das kennen wir doch alle, daran können wir uns zurückerinnern und sind somit direkt in der Geschichte. Aber schnell wird klar, da steckt aber noch einiges mehr in den Figuren und wir steigen immer tiefer in die Geheimnisse, Gefühle und Erlebnisse ein. Dieser Tiefgang ist unglaublich einfühlsam, aber auch authentisch und nachvollziehbar beschrieben. Genau so könnte es wirklich sein und genau deshalb kann man es so gut nachempfinden. Diese Spirale von Jugendgruppen, welche Einflüsse, Umgebungen oder auch die Suche nach Liebe, ein Leben steuert und beeinflusst. Die Sichten aus beiden Seiten von Opferrolle und Täter ist mehr als gelungen. Ab wo es nicht mehr nur lustig ist und ab wo muss sich entscheiden, was richtig ist. Wo fängt Verantwortung an und bin ich bereit, dass Richtige zu tun, aber auch kann ich verzeihen. Ist eine zweite Chance überhaupt möglich.

Die Autorin hat viele Sichten beigesteuert, einige Gedanken und manche Denkanstöße gesetzt und einen dabei mehr als gut unterhalten. Ich habe einfach mitgelitten, mitgefiebert und manchmal einfach nur vor Freude gelacht. Drei unterschiedliche Figuren und die lebensecht beschrieben und einfach für jedes Leserherz gemacht sind. Ich wollte die Geschichte gar nicht mehr loslassen.

Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln, ist eine einnehmende Mischung aus Humor und Tiefgang. Diese Autorin schaut in die Seele ihrer Figuren und macht diese für uns sichtbar und lebendig. Ich liebe diese Geschichte.

Henry und ich machen mit dieser Autorin gerne Gedankenspaziergänge und deshalb gibt es die vollen Bücherpunkte:


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Über die Autorin:


Adriana Popescu, 1980 in München geboren, arbeitete als Drehbuchautorin fürs Fernsehen, schrieb für verschiedene Zeitschriften und studierte Literaturwissenschaften, bevor sie sich ausschließlich dem Schreiben von Romanen widmete. Mittlerweile harrt eine große Fangemeinde ihren nächsten Veröffentlichungen entgegen, die in mehreren großen Publikumsverlagen erscheinen.

Quelle: cbj Verlag

Vielen lieben Dank an den cbj Verlag für das  Rezensionsexemplar.

Mittwoch, 9. September 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherbewunderer,

dieses Mal entführe ich euch nach Italien. Dieses Land ist ja immer eine Reise wert, oder? Na ja, so oft war ich noch nicht da, aber ich liebe allein die italienische Literatur. Ich bin immer ganz entzückt von den Beschreibungen und diesem Gefühl, was sich wohlig warm in meinem Innern ausbreitet. Nun schickt uns die Österreicherin Irene Diwiak nach Italien und in eine Welt, die mehr Schein als Sein ist, und das ist ja wohl immer spannend. Schauen wir es uns doch einfach erst ein Mal an:
 

Malvita
Verlag: Zsolnat
Erscheinungsdatum: 21.09.2020

Irene Diwiak beleuchtet in ihrem neuen Roman die faszinierende Welt der Reichen und Schönen in Italien. Und sie zeigt auch deren Abgründe. 

Christina reist nach Italien, um bei der Hochzeit ihrer Cousine Marietta zu fotografieren; sie kennt bisher weder die Braut noch deren Geschwister. Der Reichtum der Familie ist beeindruckend: Sie wohnen in einer schlossartigen Villa, und alle im Dorf scheinen für sie zu arbeiten und vor allem auf die Frauen der Familie zu hören.
Doch die Idylle ist trügerisch: Nach wenigen Tagen findet Christina die Leiche von Blanca, die zuvor als Fotografin vorgesehen war. Und auch sie hat das Gefühl, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
Irene Diwiak gelingt es meisterhaft, uns in eine faszinierende Welt zu entführen, in der man sich wenig Mühe gibt, den Eingang zur Hölle zu verstecken. 


Ich muss ja gestehen, ich liebe Klatschmohn und deshalb habe ich mir das Buch genauer angeschaut und es klingt genau nach meinem Geschmack. Eine Welt, die viele dazu einlädt, mehr zu wollen, und die einen dann doch mit ihren menschlichen Abgründen schockiert. Hier scheint es ähnlich zu sein und wie die Autorin das einspielt in ihrer Geschichte macht mich neugierig. Auf meiner Wunschliste hat es oben Platz genommen. Habt ihr von der Autorin schon etwas gelesen? Ist das Buch schon auf eure Wunschliste gelandet? Und mögt ihr auch Geschichten über den schönen Schein?

Ganz liebe Grüße
Eure, gerade Lust auf ein Gelato habende, Sharon

Montag, 7. September 2020

BÜCHERPOST im August ...

Hallo meine Bücherentdecker,

es ist Montag und ich bin schon wieder im Alltagstrott angekommen und darf nun Urlaubsvertretung machen, ihr wisst, was das heißt, bye bye Gelassenheit. Aber für diese Kollegin mache ich das unheimlich gern und ihren Urlaub hat sie sich mehr als verdient. Wie es scheint, ist nicht nur mein Urlaub vorbei, nein, auch der Sommer meldet sich ab, aber dafür heißt es Herbst. Bunte Blätter, warme Töne, wieder mehr Tee kochen und sich einkuscheln mit Buch und Kater, ich mag den Herbst sehr. Damit dieser Plan noch besser umgesetzt werden kann, benötigt man doch auch Lesematerial und das wurde natürlich auch im August nach Hause geschleppt. Bücher, Bücher und nochmals Bücher und die schauen wir uns nun an:


Ich finde, das ist doch eine hübsche Mischung <3


Diesmal gibt es keinen reinen Buchhändlerstapel, denn irgendwie war ich gar nicht so oft da. Somit gibt es nur ein Buch, was ich gekauft hatte, nämlich "Lovecraft Country". Dieser Autor ist mir bei den Vorschauen das eine oder andere Mal aufgefallen und er wird als kultig bedacht und so muss ich mich dem doch stellen. Außerdem scheint es auch eine Netflix-Serie dazu zu geben. "Extreme Book: Wien" haben wir von einer Freundin bekommen. Als Wien-Begeistere ist es nicht so einfach, einem was Neues zu zeigen, aber beim durchblättern ist doch noch einiges dabei, was ich mir anschauen möchte. Tausend Dank Kerstin und die nächst Tour planen wir zusammen. "Todeswächter" lag beim Spaziergang in einem Karton auf der Straße zum Mitnehmen und da der Autor eine coole Socke ist, habe ich mir das einfach mal eingepackt.



Mein Eichborn Stapel und die haben ein richtig gutes Programm. Auf der Suche nach Kanada Büchern bin ich direkt über zwei aus dem Verlag gestolpert. "Die Unschuldigen" klingt einfach nach Mut, Kampf, Wildnis und nach Neufundland bin ich literarisch noch nie gereist. Was bin ich gespannt. "Tagebuch einer furchtbar langweiligen Ehefrau" klang herrlich amüsant und der Vergleich mit der kanadischen Brigdet Jones hatte mich so neugierig gemacht, das ich das Buch schon verschlungen habe, und deshalb könnt ihr meine Rezension hier nachlesen.


Mein Hoffmann und Campe Stapel. "Und dann noch die Liebe" ist der erste Roman von Alexander Oetker, und da ich seine Luc Verlain Krimi-Reihe sehr mag, bin ich hier doch neugierig. Außerdem hat mir sein Charme extrem imponiert, wenn er dann noch über die Liebe schreibt, wird es bestimmt gut. "Zorn und Stille" lese ich gerade und kann schon sagen, das ihre Sätze tief gehen, Gefühle nachfühlen lassen und mit ihrer Stärke von Gedanken einen mitreißt. Da folgt bestimmt bald eine Rezension.


Mein KiWi Stapel. "Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens" war eine Empfehlung von meinem Verlagskontakt, und da mich diese Frau gut kennt, ist es bestimmt megagut. Außerdem zu meinem Geburtsjahr nach New York reisen, das wird bestimmt eine spaßige Zeitreise. "Herzfaden" ist die Geschichte über die Augsburger Puppenkiste, die ich selber gar nicht so toll fand, aber die Geschichte dahinter ist mehr als vielversprechend. Immerhin spielt die Geschichte auch zur Zeit des 2. Weltkriegs und das kann ein höchst interessanter Einblick sein.

 
Mein Stapel meiner Lieblingsdamen. "Aus schwarzem Wasser" durfte ich vorab lesen und was für eine Wucht an Spannung. Ganz klar, die Autorin kann auch Thriller schreiben, mehr in meiner Rezension. "Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln" lese ich gerade und kann jetzt schon sagen, ich liebe es. Was bin ich froh, dass ich vom Verlag ausgewählt wurden bin, es vorab lesen zu dürfen, absoluter Genuss.


Nun ist der Streifzug durch meine August Neuzugänge schon vorbei und sind das nicht tolle Bücherschätze. Dieser wilde und bunte Mix wollte hier unbedingt einziehen und ist herzlich willkommen. Was mich besonders freut, ich habe schon 2 davon gelesen und bei 2 Büchern bin ich schon fleißig dabei. Wie sah denn euer August aus? Ist eins meiner Bücher vielleicht auch bei euch eingezogen? Und welches möchtet ihr am liebsten sofort lesen? Ach, Bücher sind was Feines.

Ganz liebe Grüße
Eure, sich auf den Herbst freuende, Sharon

Freitag, 4. September 2020

Rezension: Marco Balzano * Ich bleibe hier


Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN-13: 
978-3257071214
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 18,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Juni 2020
Übersetzer: Maja Pflug




Inhalt: 
Trina ist eine junge Frau, die gerne Lehrerin werden möchte und sich dafür auch mächtig ins Zeug legt. Allerdings sind die Zeiten im idyllischen Südtirol alles andere als unbeschwert. Zuerst ziehen die Faschisten durchs Land und knechten die Bauern. Verbieten ihr das Unterrichten und gehen mit Regelbrechern schwer ins Gericht. Darauf folgt der Nationalsozialismus, für einige, der erhoffte Befreiungsschlag, für andere die weitere Katastrophe, denn Krieg folgt. Dazu schwebt die ständige Gefahr des Staudammbaues über dem Tal, der die Bewohner immer wieder angedroht wird und ihr Dorf überfluten würde. Ein unbeständiges Leben für alle und Trina‘s Schicksal ist davon kein anderes. Wie wird sie die Zeit erleben? Kann sie den Schrecken entfliehen? Und wird sie mit ihrem Widerstand etwas bewegen?

Meinung:
Mich hat dieses Cover förmlich angezogen und die Frage, was steckt da für eine Geschichte dahinter, das dieser Turm allein im Wasser steht. Somit war für mich klar, dass ich auf unserer Urlaubsrundreise einen Abstecher zum Reschensee machen möchte, und war wirklich da. Landschaftlich einnehmend, dieser Turm zieht einen magisch an und der Abstecher hat sich gelohnt. Allerdings ist im Heute die Dramatik nicht mehr spürbar, wenn Kinder mit ihren Luftmatratzen um den Turm paddeln. Nach dem Besuch habe ich nun das Buch gelesen und ob sich auch diese Geschichte lohnt, erzähle ich euch nun.

Die Südtiroler Gegend gehörte in den 1930er Jahren schon zu Italien, aber davon ist in der Bergregion nichts zu merken. Ihre Sprache ist weiterhin deutsch, ihr Leben weiterhin bescheiden und ihre Arbeit hart. Trotzdem sind die Bewohner zufrieden, leben unbeschwert und genießen ihre grünen Wiesen. Aber der Faschismus hält Einzug, die Zeiten werden rauer, ihre Sprache wird nicht mehr unterstützt und Trina‘s Träume, als Lehrerin zu arbeiten, platzen. So bleibt für sie nur die Möglichkeit, im Untergrund heimlich zu unterrichten und Kindern etwas beizubringen. Und schon zu dieser Zeit gibt es Pläne für einen Staudamm, die geraten aber in den Hintergrund, weil eine weitere Macht sich erhebt. Der aufkommende Nationalsozialismus ist für viele im Dorf die erhoffte Hilfe gegen den Faschismus und wird weitestgehend willkommen geheißen. Nur wenige äußern Bedenken und sehen eine neue Gefahr hereinbrechen. Für viele Bewohner ist es an der Zeit, den Bergen zu entfliehen und sich der neuen Macht anzuschließen. Aber was für ein Schicksal erwartet die Zurückgebliebenen? Können sie bleiben? Und was ist mit dem Staudamm? Diese Sorgen können sie zurückstellen, denn der Krieg kommt. Soviel zu dem historischen Hintergrund dieser Gegend, der einen erstaunt, überrascht und dem idyllischen Eindruck mit anderen Augen betrachten lässt.

Trina ist die Hauptprotagonisten und schreibt ihre Geschichte für ihrer Tochter auf. So erfahren wir von ihrem heranwachsen, ihren Träumen und Wünschen. Wie sie ihren Mann heiratet, wie sie zusammen leben und wie der Wandel der Zeit über ihre Familie einbricht. Von dem einst lebensfrohen und unbekümmerten Mädchen wird sie zu einer stillen Frau. Die politischen Jahre verlangen ihr einiges ab, fordern Opfer und Entbehrungen. So muss sie in den Kriegsjahren um ihr Überleben kämpfen, bangen und doch nicht verzweifeln. Sie muss so viele Schicksale ertragen, und doch hätte sie ihre Heimat nie verlassen, obwohl der Staudamm diese immer bedrohte. Trina ist doch für diese Zeit eine besondere Figur, da sie lesen und schreiben konnte, Italienisch verstand und so immer wieder von allen Bauern aufgesucht wird. Selbst ihr Mann zog sie immer mit ein, und das zu einer Zeit, wo Frauen nicht so viel zu sagen hatten. Aber irgendwie wusste Trina auch immer, wo ihr Platz war.

Marco Balzano erzählt hier ein Stück Zeitgeschichte und lässt durch Trina eine fiktive Erzählung mit einfließen. Aber solch eine Figur wird es gegeben haben und macht damit die Geschichte runder. Er beschreibt das einfache Leben, hart arbeitende Land- und Viehbauern, die in dieser Gegend schon seit Jahrhunderten verwurzelt sind und kein anderes Schicksal kennen. Bis die Politik und die Macht diese Region zerreiben und ein ganzes Dorf bis zur Belastungsprobe treiben. So beherrscht die ganze Geschichte eine dramatische und melancholische Grundstimmung, da man ja weiß, wie das alles enden wird. Durch die gewählte einfache Sprache lässt sich die Geschichte auch mühelos verschlingen, und man ist einfach erstaunt, was für eine bewegende Zeit diese Menschen aushalten mussten. Wie sie hin und her geschupst wurden und wie man über ihre Existenz hinweggegangen ist, davon spürt man vor Ort nichts mehr. Marco Balzano hat mich mit seinem Roman einfangen können und hat mir ein Stück Zeitgeschichte geschenkt. Ich habe es unglaublich gern gelesen, was ich mir aber gewünscht hätte, wäre ein bisschen mehr Tiefe von Trina gewesen. So bleibt sie oft etwas farblos, sparsam an Emotionen und recht eindimensional. Bestimmt so gewollt, aber hätte für mich die Geschichte besser abgerundet.

Ich bleibe hier, ist eine gelungene Mischung aus Historischen und Fiktion, ein Stück Zeitgeschichte, was einnimmt, schockt und berührt. Am Ende grübelt man über aktuelle Machtverhältnisse nach. Der Mensch lernt ja nicht aus Geschichte, und dafür brauchen wir solche Bücher.
 
Henry und ich waren fasziniert von der bewegenden Geschichte und dafür gibt es vier Bücherpunkte:


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Über den Autor:


Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand, ist zurzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autoren. Er schreibt, seit er denken kann: Gedichte und Essays, Erzählungen und Romane. Neben dem Schreiben arbeitet er als Lehrer für Literatur an einem Mailänder Gymnasium. Mit seinem letzten Roman, ›Das Leben wartet nicht‹, gewann er den Premio Campiello, mit ›Ich bleibe hier‹ war er nominiert für den Premio Strega. Er lebt mit seiner Familie in Mailand.

Quelle: Diogenes Verlag

Mittwoch, 2. September 2020

NEUES auf dem Büchermarkt ...

Hallo meine Bücherumschmeichler,

heute bin ich ein bisschen Coveropfer, denn mir gefällt dieses ausgesprochen gut. Diese Farbtöne einfach herrlich, es ist bestimmt in den Händen wunderschön farbenprächtig. Es passt auch gut zum Inhalt, ein Hausboot und dazu die Unterwasserwelt. Eine Mutter-Tochter-Geschichte über das Verlassen werden und der Wahrheit suchen. Dazu noch eine Stimme von Celeste Ng und meine Wunschliste wächst. Sollen wir es uns mal anschauen:


Untertauchen
Verlag: btb
Erscheinungsdatum: 14.09.2020
 
Sechzehn Jahre ist es her, dass sie ihre Mutter zuletzt gesehen hat. Die Hälfte ihres Lebens hat sie versucht, ihre Kindheit zu vergessen - die Zeit auf dem Fluss, auf einem Hausboot, frei und ungebunden. Die Jahre danach, als ihre Mutter plötzlich weg war und sie bei Pflegeeltern unterkam. Gretel hat nicht aufgegeben, bei Kliniken, Leichenhäusern und Polizeistationen nachgefragt. Dann bringt ein Anruf die beiden wieder zusammen. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Während das Erinnerungsvermögen der Mutter zusehends schwindet, will die Tochter endlich verstehen. Warum wurde sie im Stich gelassen? Was ist damals geschehen, in jenem letzten Winter auf dem Fluss?


Ich glaube, es ist eine ruhige Geschichte mit vielen Gedanken, Erinnerungen und Traurigkeit. Eine Suche nach dem eigenen Selbst und dann passiert solch etwas. Demenz! Für die Tochter eine Bürde, und ich bin gespannt, wie sie das meistern wird oder ob sie sich zu viel zugetraut hat. Wie gefällt euch die Geschichte? Habt ihr es auch schon auf die Wunschliste gesetzt? Und wie gefällt euch die btb Selection Reihe? 

Ganz liebe Grüße
Eure, den Underwater-Love-Song summende, Sharon