Montag, 23. August 2021

Rezension: Andreas Izquierdo * Revolution der Träume

Broschiert: 512 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13: 
978-3832164997 
Preis: 16,00 EUR
E-Book: 5,99 EUR
Reihe: 2. Teil 
Erscheinungsdatum: August 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Endlich gelangt auch Carl nach Berlin, zwar fast einen Monat nach der gestarteten Revolution, aber am 06. Dezember 1918 steht er mittendrin. Er schafft es nicht mal aus der Tram und schon landet er im Kugelhagel. Wie soll er in dieser chaotischen Stadt seine besten Freunde Isi und Artur nur finden. Aber das Schicksal meint es gut mit ihm und bald umarmt er sie wieder. Zu dritt wollen sie einen Neustart wagen und die Schrecken aus ihrer Vergangenheit hinter sich lassen, aber so einfach ist das nicht und manche Feinde tauchen immer wieder auf. Und doch fängt Carl bei der berühmten UFA an und möchte seinen Traum vom Kameramann erfüllen. Isi kämpft an vorderster Front in der Revolution und verliebt sich ausgerechnet in einen Adeligen. Und Artur spielt mit der Unterwelt und schwingt sich dort zu einem unantastbaren Anführer auf. Aber nichts bleibt in dieser Zeit beständig, ständig ist alles in Bewegung und überall lauern Missgunst, falsche Freunde, Versuchung und Enttäuschungen. Werden die drei zusammenhalten? Kann diese Zeit ihre Freundschaft schwächen? Und werden sie sich allem stellen können?

Meinung:
Endlich geht es weiter mit diesem wunderbaren Gespann aus Figuren. Aber was heißt endlich, eigentlich legt der Autor recht schnell nach und liefert wieder einen richtig dicken Schinken zum Verschlingen ab. So ist die Vorfreude enorm gewesen und ich war so gespannt, was diese drei erleben werden und was die Geschichte in den vier Jahren alles durchläuft. Es ist ja unglaublich, wie wenig man selbst so auf dem Schirm hat und welche Wucht einen da erwartet. Ihr seht schon, ich bin wieder voll gefesselt gewesen und wie es mir gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Carl ist ja ein bisschen ein Spätzünder, und so kommt er erst nach dem Sturz des Kaisers in Berlin an. Die Revolution ist voll im Gange und wer steht mit beiden Beinen mittendrin, natürlich Isi. So begegnen sie sich relativ schnell und Isi nimmt Carl unter ihre Fittiche, nur Artur bleibt noch unauffindbar. Zusammen streifen sie durch Berlin, sehen eine Stadt im Wandel und erleben, was Armut aus einem macht und wie schwer der Kampf ums Überleben ist. Während also Isi bei dem Revolutionären mithilft, versucht Carl bei der UFA einen Job zu bekommen, und das gelingt ihm auch und während er zu seiner ersten richtigen Kinopremiere gehen soll, schnappen ihn zwei Schlägertypen. Was erst unheimlich und bedrohlich wirkte, endete am Ende in einer festen Umarmung mit Arthur und die drei Freunde sind wieder komplett vereint. Zusammen stellen sie sich der ununterbrochen verändernden Zeit, geben sich untereinander halt und sorgen sich um den anderen. So verwächst dieses Team mehr und mehr und doch geht jeder seinen eigenen Weg. Carl wird Kameramann und ungewollt Adoptivvater, Isi will in den Adel einheiraten und Artur will mehr als nur die Unterwelt von Berlin.

Andreas Izquierdo hat mit diesen drei Freunden, Protagonisten geschaffen, die einen so ans Herz gehen und wachsen, das man ihnen einfach durch jede Epoche folgen möchte. Dazu diese ständig verändernde Zeit, die einem nichts gibt, keine Stabilität oder Zukunftspläne. Die sich permanent in Umbruch befindet und auch zum Zerreißen gespannt ist, zwischen Adel und Volk, zwischen Arm und Reich, zwischen Militär und Freiheit, das jeder Funke zu einem Inferno ausbrechen kann. So ist allein der Geschichtsverlauf spannend und wird durch die drei Protagonisten hervorragend verwoben. So schauen wir bei Carl in die Glanzzeit des Kinos, erleben Sternchen und den Schall von Ruhm und Rauch. Isi und ihr Aldo, der für sie auf alles Standesmäßige pfeift und eine Bürgerliche heiraten will, gegen den Protest seiner Familie. Und natürlich Artur, er ist für mich der Interessanteste, er behält den Überblick und alle Fäden zusammen, er sieht seine Chancen und ihm hat der Krieg übelst mitgespielt und trotzdem ist er ein überlegener Mann, der im Schatten seine Macht ausspielt. Der Autor hat somit eine hervorragende Ausgangslage, Spielwiese um uns Einblicke zu geben und trotz der ganzen Dramatik auch ab und zu etwas Komisches zu liefern. Und das ist gut so, denn Lachen ist ja die beste Medizin und muss einfach sein, hier gibt es Wortgefechte, die einfach genial sind und typisch für den Autor.

Diese Fortsetzung ist genauso gelungen wie der Auftakt und ich hoffe wirklich, dass da noch ganz viele Bände kommen, denn die golden Zwanziger kommen ja jetzt erst und so mancher Bösewicht ist auch noch im Spiel. So ist dieser Band fesselnd, spannend und auch abenteuerlich gewesen, hatte Charme und Witz und lässt Geschichte spielend einfliessen und gibt einen Rahmen, denn man so gar nicht gefasst bekommen hat. Ich finde besser kann man es nicht machen und bildhaft ist es auch noch. Man hat beim Lesen Kopfkino und solch ein Stoff, wäre doch eine geniale Serie wert, denn das ist ganz großes Filmpotenzial.

Revolution der Träume ist eine ganz gelungene Fortsetzung und lässt dem Leser nicht los. Es ist spannend, verwickelnd, hat verdammt gute Wendungen und drei Freunde, die sich ins Leserherz verankern. Unbedingt lesen, das ist ganz großes Kino.
 
Henry und ich wurden aufs Beste unterhalten und deshalb die vollen Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 
 
Andreas Izquierdo ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Er veröffentlichte den mit dem Sir-Walter-Scott-Preis ausgezeichneten historischen Roman ›König von Albanien‹ (2007) und zahlreiche weitere Romane, u. a. den SPIEGEL-Bestseller ›Der Club der Traumtänzer‹ (2014) und ›Fräulein Hedy träumt vom Fliegen‹ (2018). Zuletzt erschien ›Schatten der Welt‹ (2020). ›Revolution der Träume‹ setzt die darin begonnene Geschichte der drei Freunde Carl, Artur und Isi fort. Andreas Izquierdo lebt in Köln.
 
Quelle: Dumont Verlag
 
Wege der Zeit - Reihe:
 

 1. Teil I Rezension


Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für das  Rezensionsexemplar.
 

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