Donnerstag, 30. September 2021

Rezension: Lorraine Fouchet * Pinguine bringen Glück

Broschiert: 256 Seiten
Verlag: Atlantik
ISBN-13:
978-3455009866
Preis: 16,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Januar 2021
Übersetzer: Katrin Segerer 
 
 
 
 
Inhalt:
Eigentlich sollte Dom schlafen, zumindest glaubt das sein Vater, aber dieser sitzt mit Kopfhörern vor dem Rechner und spielt ein Computerspiel. So bekommt er nicht mit, wie sich ein Drama ein paar Türen weiter abspielt. Erst das gepolter im Treppenaufgang und dann das klingeln bei ihnen an der Tür lassen Dom nachsehen. Er sieht Rettungssanitäter und seinem Vater tot auf dem Bett. Nun ist Dom allein, zwar ist Familie im Wohnhaus in Paris, aber er ist allein. Seine Mutter irgendwo in der Welt und er mit 15 Jahren allein. Aber die Geheimnisse nehmen zu und Doms Aufmerksamkeit richtet sich darauf. Wer war die Frau, die den Notdienst gerufen hat? Wo ist seine Mutter? Und von welcher Tochter wird in einem Kondolenzbrief aus Argentinien gesprochen? Ist Dom doch nicht allein? Es wird Zeit, die Geheimnisse seiner Eltern aufzudecken.

Meinung:
Lorraine Fochet ist eine tolle Erzählerin und somit ist dieser Roman auch nicht mein erster von ihr. Sie hat eine besondere Art, auf das Leben zu sehen und macht einen immer wieder klar, das man das tun soll, was das Herz sagt. Vielleicht liegt es daran, dass sie selber als Notärztin gearbeitet hat, bevor sie Autorin wurde, da sieht man bestimmt einige Schicksale. Eins davon hat sie auf jeden Fall für diese Geschichte inspiriert. Wie mir also Doms Reise gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Der Anfang des Buches ist natürlich dramatisch, nichts ahnend, das sein Vater eine Herzkrankheit hat, sitzt Dom in seinem Zimmer und spielt ein Computerspiel und dann stehen wildfremde Menschen in der Wohnung und du erlebst den Schreck deines Lebens. Man hat natürlich auch die Hoffnung, dass alles wieder gut wird, bis der Arzt ihn beiseite nimmt und ihm sagt, das nichts mehr zu machen war. Aber wer hat den Krankenwagen gerufen. Eine blonde Frau. Dom ist nun allein, seine Mutter hat sie vor Jahren verlassen und nun ist sein Vater nicht mehr da. Aber die Familie lebt mit ihm Haus und so kümmern sich nun Onkel und Tante um ihn und Dom hat eine Mission, er will wissen, wer die blonde Frau ist. Die Verdächtigungen gehen wild los und halten die Trauer und die Einsamkeit von Dom in Schach. Bis eines Tages auch noch ein merkwürdiger Brief auftaucht und von einer Tochter aus Argentinien spricht. Dom hat also eine Schwester? So steht nun für ihn fest, er will der Spur seiner Mutter folgen und seine vielleicht Schwester finden, nun muss er nur noch seine Tante überreden mitzukommen.

Der Beginn der Geschichte hat mir unglaublich gut gefallen, die Gefühlswelt des Jungen ist toll beschrieben und auch die kleinen Einschübe von der Geliebten rundeten das Ganze richtig gut ab. Es ist ja ein unglaubliches Drama, als so junger Mensch, plötzlich alles verloren zu haben und dann auch noch mit der Familie um die Wohnung kämpfen zu müssen. Das hat echt einen bösen Beigeschmack, muntern aber auch irgendwie die Geschichte auf, weil Familie ist einfach Familie und da kann man manchmal einfach nur den Kopf schütteln. Dazu noch das Detektivspiel um die blonde Frau und man wird aufs Feinste unterhaltend. Aber dann kam für mich der zweite Teil und das ist die Reise. Hier verlagert sich nämlich das Gewicht der Geschichte und Dom tauscht mit seiner Tante ein wenig. Sie entdecken Wahrheiten und auch Geheimnisse kommen ans Tageslicht. Nur das mir der Weg der Tante dann doch zu überzogen und unrealistisch war, und das ist für mich der Knackpunkt an der Geschichte. So sind Pinguine zwar toll, aber nachreisen hätte ich nicht gemusst. Die Geschichte hätte mir besser in Paris gefallen.

Lorraine Fouchet erzählt wieder ruhig, zart und mit ihrem wunderbaren Humor und doch ist der Funke nur zur Hälfte übergesprungen. Aber was man immer aus ihren Büchern mitnimmt, liebe das Leben, den Tag und nutze diesen. Geh dahin, wo dein Herz ist und sei glücklich, diese Lebensweisheit gibt sie immer mit und es tut auch unheimlich gut durch die ganze Trauer das Optimistische nicht zu verlieren. Dafür mag ich ihre Bücher sehr gern.

Pinguine bringen Glück hatte einen richtig guten Anfang, der leider mit der Hälfte abbricht und sich nicht wieder fängt. Trotzdem gute Unterhaltung für zwischendurch.
 
Henry und ich hatten eine gute Lesezeit, allerdings konnte es nicht voll überzeugen und dafür gibt es drei Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

 
Lorraine Fouchet, geboren 1956, arbeitete als Notärztin, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre zahlreichen Romane sind internationale Bestseller. Lorraine Fouchet lebt in der Nähe von Paris und auf der Île de Groix in der Bretagne. Bei Atlantik erschienen von ihr Ein geschenkter Anfang (2017), Die Farben des Lebens (2018) und Die 48 Briefkästen meines Vaters (2019).
 
Quelle: Atlantik Verlag

Vielen lieben Dank an den Atlantik Verlag für das  Rezensionsexemplar.
 

Dienstag, 28. September 2021

Rezension: Alexander Oetker * Baskische Tragödie: Luc Verlains vierter Fall

Broschiert: 288 Seiten 
ISBN-13: 978-3455010060
Preis: 16,90 EUR 
E-Book: 9,99 EUR 
Reihe: 4. Teil
Erscheinungsdatum: Oktober 2020
 
 
 
 
Inhalt:
Die Strände des Aquitaine sind nicht mehr sicher, denn es werden einige Päckchen mit weißem Pulver angeschwemmt, das sogar ein Kind ins Koma fallen lässt. Luc und sein Team versuchen dem Ganzen auf dem Grund zu gehen, aber stehen vor einem Rätsel. Gleichzeitig bekommt unser Commissaire eine weitere geheimnisvolle Nachricht und diesmal muss er agieren. Sein Weg führt ihn ins Baskenland, und ehe er es sich versieht, wird er verhaftet. Luc Verlain wird Drogenhandel und Mord vorgeworfen und das ganz ohne richtige Beweise und die Lage wird immer brenzliger. Bevor er sich versieht, bricht er aus dem Spiel aus und kann nach San Sebastiáns in Spanien fliehen. Nur kommt er von einer verzwickten Situation in die Nächste und diese Spielregeln haben mehr als nur sein Leben auf dem Plan. Was für ein böser Rachefeldzug steckt dahinter? Wem ist Luc so auf die Füße getreten? Und kann er Licht in die Dunkelheit bringen?

Meinung:
Diese Reihe verfolge ich seit dem ersten Band wirklich sehr gern, denn sie hat Spannung, Lebensgefühl und so herrliches französisches Flair, da bekommt man Fernweh und doch Urlaub zwischen den Buchseiten. So war ich voller Vorfreude und mit Begeisterung habe ich das Buch aufgeschlagen und ob mir nun auch der vierte Teil gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Luc Verlain schwebt im privaten Glück, mit Anouk erwartet er ein Kind, beide sind verliebt und das Leben ist schön. Bis auf dem Fall, der sie vor Probleme stellt, denn wer steckt hinter diesen Drogenpäckchen, die an die Strände der Aquitaine gespült werden. Und dann erreicht unseren Commissaire wieder eine geheimnisvolle Nachricht und diesmal kann er sie nicht einfach ignorieren, sondern muss sich dieser stellen. Immerhin spielt hier ein Kind eine Rolle und zwar möglicherweise sein Kind. Luc Verlain muss nach Spanien und zwar genauer gesagt nach San Sebastiáns. Auf seinem Weg dorthin wird er im Baskenland angehalten und verhaftet. Ihm wird Drogenschmuggel und Mordverdacht vorgeworfen. Luc ist verwirrt und verzweifelt und daraus heraus gelingt ihm die Flucht, denn er muss nach Spanien. Dort erwartet ihn aber schon das nächste verzwickte Spiel und es dämmert in Luc so langsam, was sich hinter dem allen verbirgt und wer aus seiner Vergangenheit auf Rache sinnt. Aber um es mit Sicherheit herauszubekommen, muss er weiter auf der Flucht sein und einer gefährlichen Schnitzeljagd beiwohnen. Sein Leben gerät schrecklich in Schieflage und steht auf Messersschneide.

Was für ein Höllenritt hat unser Protagonist hier hinter sich gebracht und wie ernüchtert fand ich diesen vierten Fall. Zuerst schlich sich bei mir etwas Verwirrung ein. Denn man las die Kapitel mit dem neuen Fall, um dann urplötzlich das Ende von Teil drei nochmals im Anfang von Teil vier zu lesen. Ich fand das nicht gut gewählt und es harmonierte für mich auch am Anfang nicht und dann begann der wirklich kuriose Ritt. Unser Ermittler wurde von einer Schreckenslage in die nächste geworfen, bangte um Leben und stand oft vor dem Tod. Eine actiongeladene Szene jagte die andere und man geriet gar nicht mehr aus der Luftholaktion heraus. Aber während das bei manchen Büchern richtig gut gelungen ist, merkte ich hier, dass man einfach zu viel wollte und es für mich auch gar nicht passte. Luc Verlain ist für mich nicht der Commissaire, der solche Abenteuer erleben sollte. Für mich war das alles to much, überzeichnet, gewollt und überzogen. Leider, weil sonst Alexander Oetker so ein herrliches Händchen für die Balance interessanter Fall und französisches Flair hat.

Allerdings kommt seine Beschreibung von Ort und Leute auch nicht zu kurz, die engen Gassen von San Sebastiáns tauchten förmlich vor den Augen auf und auch die Bucht mit denn rauschendem Meer, dazu das köstliche Essen und das hat mich doch sehr ausgesöhnt. So bin ich mit Land und Leuten herrlich ausgekommen, aber der Fall ist bei mir durchgefallen. Trotzdem habe ich es gern gelesen und ich glaube an Top-Agent Verlain können wir einen Haken machen und zurück nach Bordeaux kehren und dort weiter ermitteln. Der nächste Band steht fürs Jahresende auf dem Plan und ich glaube, das klingt wieder genau noch meinen Lesegeschmack.

Baskische Tragödie konnte bei mir nicht ganz punkten, die Ortsbeschreibungen waren wie immer perfekt und malerisch, aber der Fall war mir zu viel von allem und einfach überzogen. Aber beim fünften Band bin ich auf jeden Fall wieder mit dabei.
 
Henry und ich vermissten das französische Flair und die kleinen Fälle deshalb gibt es drei Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Alexander Oetker, geboren 1982, ist der Frankreich-Korrespondent von RTL und n-tv und profunder Kenner von Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Seine Luc-Verlain-Krimis sind regelmäßig Spiegel-Bestseller, seine Romane und Reiseführer Erfolgsgaranten im Buchhandel. Alexander Oetker pendelt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen zwischen Brandenburg, Paris und der französischen Atlantikküste. 
 
 
Luc Verlain - Reihe:

https://www.genialokal.de/Produkt/Alexander-Oetker/Retour_lid_31914800.html?storeID=barbershttps://www.genialokal.de/Produkt/Alexander-Oetker/Chateau-Mort_lid_34587271.html?storeID=barbers

 1. Teil: Rezension I 2. Teil: Rezension
 
3. Teil: Rezension I 5. Teil: ET: 01.11.2021

 Vielen lieben Dank an den Hoffmann und Campe Verlag für das Rezensionsexemplar. 
 

Freitag, 24. September 2021

Rezension: Ingo Bott * Pirlo: Gegen alle Regeln - Der erste Fall für Strafverteidiger Pirlo

Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Scherz
ISBN-13: 978-3651001046
Preis: 15,00 EUR
E-Book: 12,99 EUR
Reihe: 1. Teil
Erscheinungsdatum: August 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Anton Pirlo ist ein Staranwalt und steht kurz vor der Partnerschaft in einer großen Kanzlei. Die große Karriere und nun steht er mit einem Karton an der Düsseldorfer Rheinpromenade und hat nichts mehr. Alles futsch, aber warum nicht allein loslegen. Ein Fall fällt ihm vor die Füße, eine Mitarbeiterin ist gefunden und zusammen stellen sie sich einen medienträchtigen Fall, der aussichtslos erscheint. Tja, das ist aber noch nicht alles, denn seine Familie taucht auch auf und er soll seine Schulden begleichen, immerhin hat er sich von der Familie losgesagt! Pirlo steht vor vielen Herausforderungen und mächtig unter Druck, und ob er für alles eine Lösung finden wird, ist die große Frage. Wie wird der Fall laufen? Kann er seine Mandantin und somit seinen Ruf gerecht werden? Und welche Wege muss er dafür einschlagen?

Meinung:
Dieses Buch ist mir schon in der Vorschau aufgefallen, weil es in Düsseldorf spielt, das ist ja schon fast ein Heimspiel, aber nur fast. Und ich mag Anwaltsserien und was habe ich die ersten Bücher von John Grisham geliebt oder Crime im Allgemeinen, lass Law & Order laufen und ich bin nicht mehr ansprechbar. Wie wäre es da mal mit einer deutschen Reihe, einen Anwalt, der zwei Leben hat und sich durchzuschlagen weiß, also ich bin dabei und ob mir Pirlo gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Dr. Anton Pirlo ist ein verdammt guter Anwalt und in der Presse kein Unbekannter, das ruft natürlich Neid und Missgunst hervor und so bekommt seine Karriere einen Knacks, als er die große Kanzlei verlässt. Die ersten Tage überlässt er sich dem Selbstmitleid, aber dann fällt ihm ein Fall vor die Füße, ein medienträchtiger Fall und somit seine Chance, sich mit seiner eigenen Kanzlei einen Namen zu machen. Es wäre doch gelacht, wenn er die Angeklagte nicht freiboxen könnte. Marlene von Späth soll ihrem Mann, einen Düsseldorfer Unternehmer, getötet haben. Sie beteuert ihre Unschuld, alle Unterlagen und Zeugen sprechen eine andere Sprache. Aber Pirlo bereitet den Fall nicht alleine vor, zu seiner Unterstützung heuert er Sophie Mahler an, eine junge, engagierte Anwältin und zusammen verwandeln sie sein Wohnzimmer in eine Papierlandschaft. Die Fakten sehen nicht gut aus und jeder Kniff läuft ins Leere, sie müssen immer tiefer graben und alle Einfälle umsetzten und doch hängt alles von Pirlos Talent ab. Sein Gespür, sein schnelles Handeln und auch er kommt an seine Grenzen, aber ohne einen Freispruch sieht seine Zukunft schlecht aus. Tja, und wenn man denkt, es geht nicht noch schlimmer, taucht seine Vergangenheit auf, denn Pirlo hat zwei Leben, zwei Seiten und verdammt viel Pech gerade.

Was für ein rasanter Einstieg, was für ein schneller Erzählstil, was für ein wilder Mix und was für eine geniale Unterhaltung. Ich gestehe, ich mag es total. Die Figur Prilo ist seriös, charismatisch und ein kluger Kopf, ein Anwalt, der hellwach ist, ein gutes Gespür hat und ja auch ein kleines bisschen ein Macho ist. Sophie hat darunter schon etwas zu leiden, aber als Team ergänzen sie sich ungemein. Aber beide haben auch einen interessanten Hintergrund, während Sophie aus der Düsseldorfer High Society Szene kommt, hat Pirlo bezüglich seiner Vergangenheit Geheimnisse. Allerdings gerät er nun so richtig wieder in das Familiengeschehen hinein, denn seine Brüder bauen Mist und er soll es richten. So wird er in die Angelegenheiten des Khatib-Clan hineingezogen und muss seinen kleinganovigen Brüdern helfen. Das ist doch mal unterhaltender Lesestoff, rasant erzählt mit tollen Charakteren und einen tollen Sound.

Ingo Bott ist selber Anwalt und das er mit Wörtern umgehen kann, präsentiert er uns vielseitig und spiegelt so gekonnt viele Gesellschaftsschichten wieder. Von versnobt bis Ganoven-Slang ist alles drin. Dazu noch das herrliche Düsseldorf mit seinen Ecken und der gehobenen Gesellschaft und es kann einfach nicht langweilig werden. Der Autor schafft Atmosphäre, erzählt temporeich und sein Anwaltswissen lässt er gut in die Geschichte hinein fließen, so das es trotzdem spannend und unterhaltend bleibt. Ein wirklich gelungener Auftakt, der auf so vielen Ebenen einen auf eine Fortführung neugierig macht.

Pirlo, gegen alle Regeln hat einen guten Plot, tolle Charaktere und einen guten Sound. Ein wilder Mix aus Anwaltsleben und Ganovenfamilie, der einfach rasant und megagut unterhält. Ich freu mich auf den zweiten Teil.
 
Henry und ich hatten jede Menge Lesespaß und vergeben die vollen Bücherpunkte:

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Über den Autor:
 

 
Aus einem Vermerk der Staatsanwaltschaft: DR. INGO BOTT ist nicht Dr. Anton Pirlo. Es ist aber davon auszugehen, dass er ihn gut kennt. Beide leben in Düsseldorf. Beide haben eine Wohnzimmerkanzlei gegründet. Über Ingo Bott ist einiges bekannt. Er war erst Partner in einer Wirtschaftskanzlei. Danach hat sich seine Wohnzimmergründung zu einer renommierten Kanzlei mit einem großen Team entwickelt. Man kennt ihn als Verteidiger von Unternehmen und Privatpersonen in vielen namhaften Fällen. Die WirtschaftsWoche listet Ingo Bott als einen der renommiertesten Anwälte im Wirtschaftsstrafrecht und die von ihm gegründete Einheit als Top Kanzlei in den Bereichen Wirtschaftsstrafrecht und Compliance. Ingo Bott hat den Europarat in Strafrechtsfragen vertreten und hält Vorträge im In- und Ausland. Er liebt Sprache und schreibt Romane.
 
 
Vielen lieben Dank an den S. Fischer Verlag für das  Rezensionsexemplar. 
 

Mittwoch, 22. September 2021

Rezension: Jasmin Schreiber * Der Mauersegler

Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Verlag: Eichborn
ISBN-13:
978-3847900795
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: August 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Prometheus ist auf der Flucht vor seinen Taten, vor den Konsequenzen, vor seinen Gefühlen und vor sich selbst. Der Polizei, seinen Eltern, seiner Freundin und den Eltern seines besten Freundes. Am Ende landet er an einem dänischen Strand und bleibt mit seinem Auto im Sand stecken. Und bevor er sich versieht, weckt ihn ein Pony auf und er wird von zwei Frauen aufgesammelt und landet auf ihren Ponyhof mit Pension. Dort darf er bleiben, ohne Fragen zu beantworten, denn jeder darf seine Geheimnisse für sich allein behalten. Was ist mit Prometheus los? Was hat er getan? Und welche Vergangenheit verbergen die beiden Frauen?

Meinung:
Mit ihrem Debüt „Marianengraben“ konnte mich die Autorin total begeistern, wie man über Trauer und Verlust schreiben kann und doch der Humor und die Hoffnung nicht verloren gehen ist einfach verdammt gut umgesetzt und macht solch eine Freude zu lesen. Also ist ja wohl absolut verständlich, dass ich ihren zweiten Roman auch lesen musste und ob mir dieser gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Wir haben hier Prometheus, einen aufsteigenden Arzt, ein Kerl, der es im Leben geschafft hat und die Karriereleiter hochklettert, aber kennenlernen wir ihm am tiefsten Punkt seines Lebens. Weinend, schreiend und der Moment, wo das eigene Leben keinen Sinn mehr macht. Aber wie kam es dazu? Wie konnte aus dem kleinen Jungen, der mit seinem toten Hund zu seinem besten Freund geht, um dieses zu bestatten, zu einem Mann werden, der alles verliert und an seiner Schuld zugrunde geht. Das erfahren wir Stück für Stück in Rückblenden, die Prometheus Leben beleuchten und seine Freundschaft zu Jakob erzählen. Aber zuerst landen wir in Dänemark und wie verzweifelt sich Prometheus fühlt und das er sich sogar von Natur, Landschaft und Tier beobachtet fühlt. Alles klagt ihn an, alle zeigen mit dem Finger auf ihn und doch gibt er sich genau dort seinen Gefühlen hin und weint, bricht zusammen und findet doch etwas zur Ruhe und sich selbst.

Diese Geschichte widmet sich auch wieder den Themen um Krankheit, Trauer und Tod, setzt aber noch anders an und bezieht Reue, Schuld am eigenen Handeln und falsche Ambitionen mit ein. Wie schon im Debüt ist man überwältigt von den Emotionen und man selbst durchläuft so eine ganze Reihe eigener Gefühle, dazu, Wut, Traurigkeit, Fassungslosigkeit, Ohnmacht und jede Menge Liebe. Jasmin Schreiber hat ein tolles Talent, einen solche Gefühle zu transportieren und doch schafft sie es auch immer wieder, den Leser zum Lachen zu bringen. Obwohl sie hier doch auch ernster und erwachsener schreibt. Sich eine Figur nimmt, die nicht unbedingt allen sympathisch ist und mit dieser Figur auch zeigt, was Erfolg und Karrieredenken aus einem macht. So setzt sie auch ihre Geschichte in Szene während wir Prometheus langsam kennenlernen und seine Rückblenden miterleben, ist er dort ein ganz anderer Mensch. Steht im Alltag im Krankenhaus, in der Forschung mit beiden Beinen auf den Boden und ist zu seiner Umwelt nicht immer nett. Für Privates hat er keine Zeit, sein Ziel ist immer Höher und schneller nach ganz oben zu gelangen. Nun steht er orientierungslos im Nichts, spricht mit Ponys und Bäumen und hadert mit seinem Handeln. Diese Gegensätze sind so wunderbar herausgearbeitet und geben den Roman eine ganz besondere Tiefe.

Aber Jasmin Schreiber hat hier nicht nur einen Verlorenen als Hauptprotagonist, sondern stellt ihn ein Frauenpaar zur Seite Aslaug und Helle. Helle ist hier der mütterliche Typ und sehr spirituell, was herrlich zu lesen ist. Aslaug dagegen spürt sofort, was mit Prometheus los sein könnte und führt ihn mit ihrer etwas rauen Art durch seine Trauer hindurch und gibt ihm Aufgaben, die vielleicht helfen können. Dazu schreibt die Autorin noch ganz wunderbare Vergleiche und Metaphern mit hinein, die beim Lesen zum Schmunzeln einladen und die Traurigkeit im Zaun halten. So steht nicht nur der Verlust eines geliebten Menschen im Raum, sondern auch der Umgang mit seinen Taten. Wie kann ich mit der Schuld leben und wie dazu stehen, um meinen Mitmenschen wieder in die Augen schauen zu können. Großartig erzählt, klug, feinfühlig und nicht wertend und die Mauersegler einfach ein toller Spielball mit vielen Deutungsmöglichkeiten.

Der Mauersegler ist wieder tiefgehend, emotional und traurig schön. Diese Autorin kann über Trauer und Tod schreiben und dabei die Balance zwischen Humor und Hoffnung perfekt halte.
 

Henry und ich waren von der Wucht der Gefühlen beeindruckt und somit gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

Jasmin Schreiber, geboren 1988, ist studierte Biologin und arbeitet als Schriftstellerin. Ihr Bestseller MARIANENGRABEN war das erfolgreichste belletristische Debüt 2020, im März 2021 folgte ihr humorvoll erzählerisches Sachbuch ABSCHIED VON HERMINE, das sich ebenfalls in der SPIEGEL-Bestsellerliste platzieren konnte. Im Wissenschaftspodcast BUGTALES.FM erzählt sie von Nacktmullen, Bärtierchen und Walexplosionen. Gemeinsam mit einer absurden Anzahl an Tieren lebt Schreiber in Hamburg und macht das Internet auf Twitter und Instagram unter @LaVieVagabonde unsicher.