Samstag, 2. Oktober 2021

Rezension: Sabine Schoder * Immer ist ein verdammt langes Wort

Broschiert: 352 Seiten
Verlag: S. Fischer
ISBN-13: 
978-3737357432
Preis: 14,00 EUR
E-Book: 12,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: September 2020
 
 
 
 
Inhalt:
Rena hat schwere Monate hinter sich und doch ist noch nicht alles wieder heil. Seit diesem Unfall steht ihr Leben kopf. Koma, Schmerzen, die sie immer noch begleiten und auch noch Gedächtnislücken. Manchmal erwacht sie aus Situationen heraus, die sie sich selbst nicht erklären kann. Aber in ihr steckt auch eine Kämpferin und das hält sie zusammen. Sie muss stark sein für ihre Mutter und sich. Nun muss sie auch noch nach dem Krankenhaus eine neue Wohnung suchen, da ihre Mutter dazu nicht in der Lage ist. Und schwups landen sie in einer ungewöhnlichen Gegend, einem sozialen Brennpunkt und Rena versucht es sich schön und gut zu reden, immerhin ist dort viel Grün. Doch das Leben ist unberechenbar und während sie versucht, es sich und ihrer Mutter angenehm zu machen, fällt ein Junge vom Balkon über ihr in ihre Wohnung. Was für Auswirkungen wohl diese Begegnung haben wird? Wird Rena ihre Gedächtnislücken überwinden? Und hat Liebe überhaupt einen Platz in ihrem Leben?

Meinung:
Sabine Schoder hat mir schon wunderbare Lesestunden beschert, mich mit ihrem Humor und den verpackten ernsten Themen überzeugt. So ist ja auch ganz klar, dass ich dieses Buch lesen musste und es ist sogar mit dem Delia Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurden. Kein Wunder bei der Autorin, aber ob sie mich mit dieser Geschichte auch überzeugen konnte, erzähle ich euch nun.

Rena hatte einen Unfall, der es in sich hatte und der sie für einige Zeit aus dem Leben gerissen hat. Koma, künstliche Hüfte, Schmerzen und Gedächtnislücken. An den Unfall kann sie sich nur verschwommen erinnern und irgendwie passen die Dinge nicht zusammen. Nun steht sie also wieder im Leben und das ist auch schon wieder ziemlich chaotisch. Ihre Mutter hat nämlich in der Zwischenzeit nicht nur ihren Job verloren, sondern auch ihr Zuhause und Rena muss alles in die Hand nehmen. Überhaupt ist die Beziehung Mutter-Tochter eher umgekehrt, denn Rena muss für diese instabile und psychische kranke Ma da sein. Nun also eine neue Wohnung, eine neue Umgebung und der Versuch, sich dort einzuleben. Es fällt allen beiden schwer, aber Rena muss positiv denken, darf nicht wanken oder zweifeln, weil sonst ihre Familie noch mehr auseinander bricht. Dabei geht es ihr noch gar nicht gut und die Schmerzen sind manchmal übermächtig, dazu kommt, dass sie immer wieder in Situationen gerät, an die sie sich später nicht mehr erinnern kann oder Erinnerungen hat, die sie selbst gar nicht kennt. Sie ist nicht auf der Höhe und als ob das nicht schon alles schwer genug ist, fällt ein junger Mann vom Balkon über ihr vor ihre Füße. Kick mit zwei verschiedenen farbigen Augen, ein Typ, der charmant mit anpacken kann und eine Schulter zum Anlehnen. Rena ist verwirrt, überfordert und kann es nicht glauben, muss sie sich jetzt, ausgerechnet jetzt, verliebt.

Die Geschichte fängt schwer an, fast melancholisch und belastet einen mit Rena‘s Schicksal stark, so ein junger Mensch und dann solch ein Unfall. Das überhaupt so eine starke Frau aus ihr geworden ist, ist wirklich verwunderlich, aber wenn nicht, sie, würde die Welt um sie herum noch mehr zerbrechen. So ist man sofort an ihrer Seite, möchte mehr von ihr wissen, ihr irgendwie helfen und ist total euphorisch als Kick auftaucht. Ihre bissigen und gleichzeitig humorvollen Gespräche hellen die Buchseiten auf und vertreiben auch die dunklen Wolken um Rena und doch passt irgendwas nicht zusammen. Dieses Suchen nach Antworten begleitet uns die ganze Zeit und ist ein großer Bestandteil der Geschichte. Und während man sucht, bahnt sich eine zarte Liebe heran und Geheimnisse werden aufgedeckt, bis die Autorin das ganze mit einem großen Knall aufdeckt.

Sabine Schoder hat für mich eine besondere Art zu ihren Figuren und ihren Themen, sie passen einfach und gehen immer viel tiefer als gedacht. Dazu kommen immer die klugen und herrlich humorigen Dialoge und somit bekommt sie mich immer. Sie nimmt Jugendliche ernst, gibt ihnen in ihren Büchern besonderen Raum und trifft Themen, die einen Packen und mehr als nur realistisch sind. Ihre Protagonisten sind aus dem Leben und das macht sie alle so einmalig, allerdings hatte ich irgendwie mit dem Ende ein Problem. Ohne Frage, es passte, machte aus allem Sinn und doch ist mir diese Lösung nun ja nicht ganz meins gewesen. Die Logikfehler, die mehrfach schon erwähnt worden, finde ich persönlich nicht Schwerwiegen und manches muss man doch einfach unter künstlerischer Freiheit verbuchen dürfen. Aber trotz meiner Skepsis fand ich es wieder klasse geschrieben und ich hatte ganz wunderbare Lesestunden. Sabine Schoder hat schon ein sehr glückliches Händchen für solche Geschichten.

Immer ist ein verdammt langes Wort, ist wieder richtig gut gelungen und machte wirklich große Freude beim Verschlingen. Humorvoll, tiefgehend und mit einer Prise Wahrheitssuche. Nicht mein letztes Buch von ihr.
 
Henry und ich hatten vergnügliche Lesestunden und dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

 
Sabine Schoder, Jahrgang 1982, hat Grafikdesign in Wien studiert und sich dort Hals über Kopf verliebt. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Vorarlberg und widmet sich nach dem Erfolg ihres Jugendromans ›Liebe ist was für Idioten. Wie mich.‹ hauptberuflich dem Schreiben.
 
 
Vielen lieben Dank an den S. Fischer Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 


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