Freitag, 31. Dezember 2021

Rezension: Andrea Camilleri * Rendezvous mit Tieren: Was sie uns erzählen können

Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: Kindler  
ISBN-13:
978-3463000152
Preis: 22,00 EUR
E-Book: 19,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: November 2021
Übersetzerin: Annette Kopetzki
Illustrator: Paolo Canevari 
 
 
 
 
Inhalt:
Andrea Camilleri hat einen Appell für die Tierwelt geschrieben und das aus zwei Gründen. Der erste ist, das unsere Kinder einfach nicht mehr wissen, wie ein Huhn aussieht oder der festen Meinung sind, das Fischstäbchen eine Fischsorte ist. Und der zweite Grund ist, dass die Wissenschaft in fünfzig Jahren in der Lage sein wird, die Tiere zu verstehen und ist das nicht beschämend, denn zeigen uns diese Geschöpfe nicht ihre Gefühle. Wir haben einfach nur verlernt, die Natur zu verstehen! Deshalb erzählt Andrea Camilleri aus seinem Leben mit Tieren und da sind so einige tierische Begegnungen dabei.

Meinung:
Ich liebe diesen Autor und er ist einfach eine Klasse für sich und somit bin ich immer noch extrem traurig, dass er schon verstorben ist. Wie gut, dass es noch einige Werke von ihm zu veröffentlichen gibt. Seine Bücher sind klug, zynisch, politisch, kritisch und mit einer herrlichen Portion Menschenkenntnis und Humor. Seine Reihe um Commissario Salvo Montalbano hat einen besonderen Platz in meinem Leserherz und da muss und kann ich noch einige Teile schmökern. Aber wie mir nun seine Geschichten über seine tierischen Erlebnisse gefallen haben, erzähle ich euch nun.

Andrea Camilleri ist ein Freund der Tierwelt und gibt hier einige Anekdoten aus seiner Kindheit preis, aber auch von seiner Familie und sie haben so einige tierische Freunde nie ein selbst ausgesuchtes, sondern immer tierische Lebewesen, die die Familie Camilleri ausgesucht haben. Dabei denken sie immer ans Wohl der Tiere und der Familie, stellen dafür verrückte Dinge an und haben damit großen Erfolg. Ich glaube, mit tierischen Freunden aufzuwachsen, ist etwas ganz Besonderes und schafft ein anderes Verständnis sowie eine andere Sicht auf die Natur und schult das Auge für Empathie. Was sind wir unbeschwert übers Feld gelaufen, haben Entdeckungen beim Wandern gemacht und vielleicht sogar Ferien auf den Bauernhof erlebt. Heute hat sich die Zeit geändert und auch die Anforderung auf Sicht und Erholung. Es muss immer Größer und Besser sein, aber manchmal sind es doch die kleinen Dinge im Leben, die in Erinnerung bleiben. Wie die Begegnung mit einem Truthahn oder einer Schlange. Für mich ist es die Schlange auf die ich fast beim wandern getreten bin oder wie ich für Marienkäfer ein Haus gebaut habe, machen das Kinder heute noch?

Die Begegnungen von Camilleri und seiner Familie ist hier ganz toll erzählt und lässt einen mit einfachen Worten bildlich mit durch die Anekdoten streifen und vieles mitfühlen. Für mich absoluter Genuss vom ersten Wort an und ein lautes JA für unsere Tierwelt, denn die haben den Sinn des Lebens verstanden. Außerdem kommunizieren sie so viel mit uns, nur wir hören nicht richtig mehr zu, wir sehen die Zeichen nicht und sind oft darüber dann erstaunt, was diese sagen wollten. So kommen ein hier die Beobachtungen, das Beschnuppern und das Erforschen von Natur und ihre Lebewesen genau richtig zuteil und lassen uns diese Augenblicke genießen. Seine Geschichten sind zeitlos und fast schon Fabeln und was lernt man daraus, das die Natur ein Wunderwerk ist.

Rendezvous mit Tieren ist einfach herrlich zu lesen und ein absoluter Genuss, da steckt jede Menge Liebe drin und Wahrheit. Absolut zu empfehlen.
 

Henry und ich haben die Worte mit Liebe aufgesogen und vergeben dafür fünf Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:
 
 
Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle, Sizilien, geboren. Er war Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Seine erfolgreichste Romanfigur ist der sizilianische Commissario Montalbano. Insgesamt verfasste Camilleri mehr als 100 Bücher und galt als eine kritische Stimme in der italienischen Gegenwartsliteratur. Andrea Camilleri war verheiratet, hatte drei Töchter und vier Enkel und lebte in Rom. Er starb am 17. Juli 2019 im Alter von 93 Jahren in Rom.
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar. 
 

Donnerstag, 30. Dezember 2021

Rezension: Antti Tuomainen * Der Kaninchen-Faktor

Broschiert: 352 Seiten
Verlag: Rowohlt  
ISBN-13:
978-3498001322
Preis: 16,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Oktober 2021
Übersetzer: Niina Katariina Wagner und Jan Costin Wagner
 
 
 
 
Inhalt:
Henri Koskinen ist Versicherungsmathematiker und kommt mit der Personalführung seines Chefs nicht klar. Dieser stellt ihn nun vor die Wahl, entweder Kellerbüro oder kündigen. Henri kündigt und nicht nur das kommt ganz Dicke, nein, sein Bruder verstirbt und hinterlässt Henri einen Abenteuerpark mit jeder Menge Problemen. Aber Henri glaubt ja daran, dass man mit Mathematik alles lösen kann und so fängt sein kalkulieren bis in die letzte Dezimalstelle an. Nur gibt es manchmal Dinge, die nicht zu berechnen sind und Kriminelle sind da unberechenbar und die Liebe. Wird Henri die Schulden seines Bruders begleichen können? Kann er den Abenteuerpark retten? Und wer hat sein Herz geklaut?

Meinung:
Das ist nun schon mein vierter Roman von Antti Tuomainen und ich mag seine menschlichen Beschreibungen und seine Situationskomik total gern. Er schafft es immer, seine Protagonisten in ausweglose Situationen zu manövrieren und dann die schrecklichsten Verbrechen geschehen zu lassen. Dabei beschreibt er seine Figur so toll, dass man einfach mit gehen muss. Nun hat er einen Versicherungsmathematiker ins Feld geschickt und ob der mich auch begeistern konnte, erzähle ich euch nun.

Henri Koskinen ist der Herr über die Mathematik und Logik, Gefühle sind ihm da eher fremd und Zwischenmenschliches zuwider. Warum sollte er sich den Schrott seiner Kollegen anhören, Teambuilding machen, wenn es doch an jedem allein ist, die beste Statistik für die Versicherung zu berechnen. So erhofft er sich vom Personalgespräch so viel und landet am Ende auf der Straße und das Schlimmste, es werden keine Versicherungsmathematiker mehr gebraucht, Henri ist in einer Situation, die ihn kalt erwischt und dann steht auch noch ein Anwalt vor seiner Tür. Somit kommt es noch dicker für ihn, denn sein Bruder ist verstorben und hinterlässt ihm seinen Abenteuerpark. Nun hat Henri die Wahl weiter auf Jobsuche oder er übernimmt das Erbe seines Bruders und wird Abenteuerparkbetreiber. Er beschließt sich wenigstens alles anzugucken, die Finanzen zu prüfen und sich den Wunsch seines Bruders durch den Kopf gehen zu lassen. Schneller als Henri lieb ist, wächst ihm der Park ans Herz und damit die Probleme, denn eines Tages stehen zwielichtige Figuren in seinem Büro und verlangen, das er die Schulden seines Bruders begleicht. Aber wovon? Der Park läuft zwar gut, aber Henris Bruder hat schon zu viel Geld herausgezogen, das es brenzlig wird, nun ist also ein gut durchdachter Plan wünschenswert. Henri fängt an zu rechnen, zu kalkulieren und kommt auf eine gute Idee und auf ziemlich viele neue Probleme.

Antti Tuomainen hat aus einer einfachen Situation wieder ein skurrilen, abgefahrenen, unterhaltenden Spannungsroman gestrickt, der allein von seinem Protagonisten getragen wird. Henri ist ein Sonderling, mit Menschen kann er eigentlich nicht gut und Gefühle deuten, ist nicht seine Stärke, er ist ein Mann der Zahlen und übernimmt einen Park für Kinder. Das allein ist schon eine Herausforderung, vor allem da sein Bruder dem Personal Versprechungen gemacht hat, die Henri nun ausbaden muss. So ist unser Held im Dauerstress und dann kommt auch noch die Liebe dazu, Bauch flattern, Reden ohne Punkt und Komma und ein Grinsen im Gesicht, was er nicht beeinflussen kann. So straucheln wir zwischen Schmunzeln und kriminellen Energien hin und her und haben dabei jede Menge Spaß. Denn Henri gerät in Situationen, über die er hinaus wachsen muss. So bleibt dem Ganzen trotz der Gefahr und den töten immer etwas komödiantisches anbei, was die Schärfe entzieht, aber den Spaß am Lesen nicht verdirbt.

Dieser Autor ist immer eine gute Geschichte wert und nicht umsonst die Nr. 1 aus Finnland. Ich mag unglaublich gern, wie er seine Figuren aufbaut und uns dabei doch menschlich so mitnimmt. Er besitzt eine gute Beobachtungsgabe und trifft erstaunlich gut den Punkt für Gefühle und Entwicklung. Ich hatte wieder große Freude an der Geschichte, auch wenn ich etwas lang gebraucht hatte für diese 350 Seiten, aber manchmal kommt das Leben dazwischen, wie cool dann das andere es noch schwerer haben. Und bei seinen Kriminellen hat sich der Autor richtig schön ausgetobt und mit einigen herrlichen Klischees gearbeitet.

Der Kaninchen-Faktor hat wieder richtig Spaß gemacht mit seinen fein gezeichneten Charakteren und mit diesem Humor, der schwarz und komödiantisch war. Dieser Finne ist halt richtig cool.
 
Henry und ich mögen diese skurrilen, abgefahrenen Geschichten und für diese gibt es vier Bücherpunkte:
 
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Über den Autor:
 
 
Antti Tuomainen, Jahrgang 1971, ist einer der angesehensten und erfolgreichsten finnischen Schriftsteller. Er wurde u.a. mit dem Clue Award, dem finnischen Krimipreis, ausgezeichnet, seine Romane erscheinen in über 25 Ländern. Antti Tuomainen lebt mit seiner Frau in Helsinki.
 
 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das  Rezensionsexemplar.  
 

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Rezension: Tom Hillenbrand * Goldenes Gift


Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: KiWi
ISBN-13:
978-3462054644
Preis: 12,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 7. Teil
Erscheinungsdatum: November 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Xavier Kieffer hat jetzt sogar seinen eigenen Honig im Restaurant am Start. Produziert von einem Stadtimker und dieser wird tot aufgefunden. Aber nicht nur das, seine und Xaviers Bienenstöcke verschwinden über Nacht auch noch. Das geht natürlich nicht und so geht der Koch der Spur des Honigs nach. Gleichzeitig passiert Valérie am anderen Ende der Welt auch was Merkwürdiges, sie sieht, wie Bienenstöcke geklaut werden und so wird auch sie beim Honigthema hellhörig und ihre journalistischen Antennen schwingen aus. Gibt es da einen Zusammenhang? Wo sind die Bienenstöcke hin? Und bringen sich die zwei in große Gefahr?

Meinung:
Xavier Kieffer ist wieder am Start und das schon zum siebten Mal und ich freute mich riesig darauf. Immerhin hat durch diesen Koch meine Begeisterung für diesen klasse Autor begonnen und diese Liebe zur Lektüre soll noch lange nicht abreißen. Nun also ein neuer Streich in der Lebensmittelbranche und das Bienen-Thema ist ja hochaktuell und was uns da erwartet, hatte mich extrem neugierig gemacht. Nun endlich habe ich es gelesen und erzähle euch mal, ob es mir gefallen hat.

Diesmal haben wir zwei Erzählstränge, denn wir folgen nicht nur Xavier in Luxemburg, sondern begleiten auch dessen besser Hälfte Valérie ins Silicon Valley. Dort fährt Valérie nach einer Party durch die Mandelfelder zurück zum Hotel und verirrt sich. Dabei beobachtet sie, wie ein paar Männer Bienenstöcke aufladen, weg transportieren und Valérie folgt ihnen trotz nächtlicher Stunde Gefahr und fremde Gegend, denn ihr journalistischer Instinkt schlägt aus. Sie ist sogar so sicher, dass hier ein Bienendiebstahl stattgefunden hat, dass sie die Polizei vor Ort einschaltet, mit dem Ergebnis, das beim Tatorttreff die Bienenstöcke wieder da sind. Wie kann das sein? Valérie wird als Irre abgestempelt und das nagt sehr an ihr, so folgt sie der Spur der Bienen einfach weiter und landet damit in Europa. Das trifft sich richtig gut, denn da ist ihr Liebster mit ähnlichen Problemen am Start. Zuerst ist sein Imker tot, der ihm noch Honig schuldete, dann verschwinden seine Bienenstöcke, dann sagt ihm sein Patissier, dass sein Honig schlecht ist und Xavier sieht Rot oder doch eher goldiges Bernstein. Je mehr Xavier sich umhört, umso skurriler wird es um den Imker und da unser Koch nun mal neugierig ist, bleibt er an der Sache dran. So ist unser Paar mitten drin im Honigskandal und deckt so einiges Unschöne auf.

Tom Hillenbrand nimmt sich hier eines brisanten Themas an, denn das Bienensterben beschäftigt uns alle. Es ist ein Mysterium, das immer mehr Bienen verschwinden und so viele Bienenvölker sterben, die Zukunft sieht nicht rosig aus und irgendwann müssen wir selbst bestauben. Aber warum ist das so und es geht hier nicht nur um dieses Thema und die zukünftige Lösung, sondern auch um das Endprodukt und ich schaue meinen Honig jetzt mit kritischen Blick an. Ist es wirklich Honig oder irgendein gepanschter Blödsinn, das ist die große Frage und wie bekomme ich das raus. Ich bin ja immer sehr froh, wenn man auf solche Missstände aufmerksam gemacht wird und das passiert mit dieser Reihe immer schön regelmäßig und dafür bin ich dem Autor dankbar. Er flechtet die Hintergründe, die Auswirkungen immer ganz gekonnt in seine Geschichten ein, dass man staunt, versteht und extrem sauer wird und doch im Kriminalfall aufgeht. Hier hat er mal nicht nur Xavier ermitteln lassen, sondern auch Valérie und sie steht Xavier in nichts nach, sie kann auch so richtig dran bleiben und sich in Gefahr bringen.

Diese Reihe mag ich einfach gern, ich habe mich wieder heimisch gefühlt, bin mit Xavier durch Luxemburg geschlendert, habe in seinem Restaurant köstlich und deftig gegessen und mich mit seiner Kaffeemaschine rumgequält. Es hat schon das Gefühl ausgelöst, Freunde zu treffen oder heimkommen, deshalb habe ich es einfach sehr genossen. Somit ist das Grundgefühl beschrieben, beim Fall fand ich allerdings schon einige Längen vor, die einen doch manchmal etwas zäh vorkamen und da durch das beide ermittelten, war die Balance nicht immer rund. Gestört hat mich das nicht wirklich, denn ich hatte ja meinen Xavier Spaß und viel geraucht. Für mich ist dieser Autor einer der Großen und ich hoffe, er deckt weiterhin mit Xavier Kieffer Lebensmittelskandale auf.

Goldenes Gift war anders als sonst, aber wieder spannend, informativ und mit dem besonderen luxemburgischen Lebensgefühl. Xavier, du bist der beste Koch ever.
 
Henry und ich lieben diese kulinarische Reihe und für diesen Teil gibt es vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:


Tom Hillenbrand, geboren 1972, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Redakteur bei SPIEGEL ONLINE. Seine Sachbücher und Romane haben sich bereits hunderttausende Male verkauft, sind in mehrere Sprachen übersetzt und standen auf der SPIEGEL-Bestseller- sowie der ZEIT-Krimi-Bestenliste. 

Quelle: KiWi Verlag

Xavier Kieffer - Reihe:

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1. Teil: Rezension I 2. Teil: Rezension I 3. Teil: Rezension

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 4. Teil: Rezension I 5. Teil: Rezension 6. Teil: Rezension
   
 
Vielen lieben Dank an den KiWi Verlag für das  Rezensionsexemplar.
 

Mittwoch, 22. Dezember 2021

Rezension: Alexander Oetker * Rue de Paradis: Luc Verlains fünfter Fall

Broschiert: 288 Seiten 
ISBN-13: 978-3455012125
Preis: 16,00 EUR 
E-Book: 9,99 EUR 
Reihe: 5. Teil
Erscheinungsdatum: November 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Ein malerischer Landstrich, umgeben vom Meer und den Bassin d‘Arcachon und dann passiert eine Katastrophe, eine Sturmflut zerstört die Rue de Paradis. Eine alte Dame stirbt und schon naht das nächste Unheil. Tatsächlich hätten dort gar keine Häuser gebaut werden dürfen und nun sollen alle abgerissen werden. Da wird Luc als einer von ihnen losgeschickt, um die Bewohner von einer Umsiedelung zu überzeugen und gerät mitten rein in Streit, Kampf und Mord. Abgeschnitten von der Welt muss er unter den Nachbarn einen Mörder finden. Welche Geheimnisse verbergen die Bewohner? Kann Luc überhaupt was bewirken? Und was hat der Tote verbrochen, um zu sterben?

Meinung:
Luc Verlain ermittelt nun schon zum fünften Mal und diesmal ist er wieder in seiner Gegend, nämlich in Aquitaine. Das lässt mich hoffen und verspricht mir viel, das es nämlich wieder ein richtig guter Krimi wird. Leider konnte mich nämlich der vierte Fall nicht vom Hocker reißen, obwohl dieser sehr reißerisch angelegt war. Nun aber wieder das Meer und jede Menge Probleme vor Ort. Ob sich meine Hoffnung bewahrheitet und ich wieder Krimigenuss bekommen habe, erzähle ich euch nun.

Luc ist in heller Aufregung, denn in jeder Minute könnte es losgehen mit der Geburt und er Vater werden. So kommt ihn der Anruf seines neuen Chefs mehr als ungelegen. Nicht nur das dieser neue Mann eine Pfeife ist und sehr arrogant daher kommt, nein, Luc ist selber Schuld, er wollte den Posten nicht und muss sich nun mit diesem Tölpel herumschlagen. Dieser erteilt ihm nun den Auftrag, dass er mit den Überflutungsopfern sprechen soll und sie von der Umsiedlung zu überzeugen, bevor am nächsten Tag die Bagger anreisen. Luc ist empört, schnappt sich aber seinen Vater und zusammen fahren sie in die Rue de Paradis. Dort angekommen merken die beiden schnell, dass dicke Luft herrscht und alle Bewohner eher auf Widerstand aus sind und ihren Bürgermeister alles andere als ihren Freund sehen. Alle Häuser abzureißen, außer seins hört sich doch nach politischer Bestechung an und wohin sollen sie umgesiedelt werden, in einen grauen Vorort weit weg vom Meer, aber nicht mit ihnen. Es ist schnell zu merken, dass man hier auf keinen grünen Nenner kommt und die Lage spitzt sich immer mehr zu. Luc versucht mit jeden einzeln zu sprechen und darüber wird es Nacht und das nächste Unheil holt diesen Landstrich ein, denn der Damm bricht und bevor alle Bewohner sich ins Restaurant retten können, entdecken sie einen Toten, den Bürgermeister. Abgeschnitten von der Außenwelt muss Luc nun ermitteln und seinen Vorgesetzten in Zaun halten.

Ein bisschen hat mich das Szenario an alte Krimi-Klassiker erinnert a la Agathe Christie, alle potenzielle Verdächtigen unter einen Dach, jeder hat ein Geheimnis und alle legen die Decke des Schweigens darüber. Oder wie in einer Dorfdynamik, jeder kennt jeden und seine Geheimnisse nur halt eben Luc nicht und da muss seine Erfahrung ran. Genau das hat mir wieder richtig gut gefallen, dieser Spannungsaufbau, die Suche und Charmeur Luc am Werk. Menschlich, eingehend, verstehend und mitfühlend, das macht unseren Commissaire aus und er hat hier einiges zu tun. Da kommt es schnell mal zu Handgreiflichkeiten und einen Chef, der sich profilieren möchte. So spitzt sich die Lage immer mehr zu, je höher das Meerwasser steigt. Allein diese Symbolik fand ich richtig gut eingeflochten und erhöhte von jeder Stunde zu Stunde noch den Spannungsbogen. Dann folgten immer mehr die Aufdeckung der Geheimnisse bei Kerzenschein und so war auch die Atmosphäre gut greifbar.

Alexander Oetker hat mich hier wieder für sich gewonnen, so mag ich die Reihe doch viel lieber. Wieder mit lokalen Problemen, idyllischen Landstrich und französischer Küche. Hier steht nicht nur der Fall in Vordergrund, sondern auch ein Lebensgefühl und das macht für mich diese Reihe aus. Außerdem hat mich das Vorwort erstaunen lassen, denn 2010 hat auch in Frankreich eine Sturmflut einen Landstrich eingeschlossen und 29 Menschen das Leben gekostet und das nur, weil die Verantwortlichen die Warnungen nicht beachtet hatten, so hat der Autor seine Geschichte an die Ereignisse von damals angelehnt und somit an die Opfer gedacht. Das hat mich tief berührt, vor allem da dieses Jahr auch hier das Wasser eine Katastrophe ausgelöst hat. So stimmte für mich extrem viel an den Fall und ich freu mich auf einen weiteren Fall mit Luc.

Rue de Paradis ist wieder ein richtig guter Fall mit Luc, atmosphärisch, knifflig und mit jeder Menge Charme. Der Spannungsbogen ist wie die Sturmflut ständig gestiegen.
 

Henry und ich haben diesen Luc Verlain Fall richtig genossen und dafür gibt es vier Bücherpunkte:

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Über den Autor:

 
Alexander Oetker, geboren 1982, ist der Frankreich-Korrespondent von RTL und n-tv und profunder Kenner von Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Seine Luc-Verlain-Krimis sind regelmäßig Spiegel-Bestseller, seine Romane und Reiseführer Erfolgsgaranten im Buchhandel. Alexander Oetker pendelt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen zwischen Brandenburg, Paris und der französischen Atlantikküste. 
 
 
 
Luc Verlain - Reihe:

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 1. Teil: Rezension I 2. Teil: Rezension
 
 
3. Teil: Rezension I 4. Teil: Rezension

 Vielen lieben Dank an den Hoffmann und Campe Verlag für das Rezensionsexemplar. 
 

Dienstag, 21. Dezember 2021

Rezension: Julie Chapel * Hard to say I love you

Broschiert: 400 Seiten
Verlag: Moon Notes
ISBN-13:
978-3969760161
Preis: 15,00 EUR
E-Book: 9,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Oktober 2021
 
 
 
 
Inhalt:
Layla studiert Englisch und wird von ihrer Mitbewohnerin Stella zu einem Creative-Writing-Workshop mitgeschleppt. Sie möchte eigentlich gar nicht selber schreiben, sondern Lektorin werden, aber was macht man nicht alles für die Freundin und die Liebe. Layla landet beim strengsten Coach und nach seiner Meinung fehlt ihr was ganz Wichtiges zum Schreiben, nämlich Gefühl. Layla, die sich selbst eingekapselt hat, versteht zwar, was er meint, aber kann mit der Umsetzung nichts anfangen, aber sie nimmt den Kampf an und ihre ganze Welt wird auf den Kopf gestellt. Kann Layla schreiben? Warum schlägt ihr Herz schneller, wenn Coach Jordan sie ansieht? Und warum möchte sie nicht über ihre Gefühle sprechen?

Meinung:
Ich lese in letzter Zeit eher weniger Liebesgeschichten, ich kann gar nicht sagen, warum, aber irgendwie habe ich gerade nicht so den Draht dazu. Vielleicht weil es immer ein gut aussehender vermögender Kerl sein muss, der das arme Mädchen rettet, oder die dramatisierte Vergangenheit, die bewältigt werden muss. Kann es nicht mal ganz normale Leute treffen, mit Problemen, die nicht gekünstelt daher kommen. Aber ich habe hier ja einen Julie Chapel vor mir und diese Autorin begleite ich schon ein paar Jahre und wenn ich was weiß, dann das sie mich immer begeistern konnte und ein Händchen für die schönsten Geschichten hat, die das Herz einfangen und in Besitz nehmen. Ob auch Laylas Geschichte mich erobert hat, erzähle ich euch nun?

Layla ist eine junge, zurückhaltende Frau, für außenstehende könnte sie vielleicht unterkühlt und arrogant daher kommen, aber das sie einfach nur vorsichtig ist und eher aus Selbstschutz im Schatten bleibt, wird man schnell feststellen. Übrigens brachte sie mir das direkt näher, auch wenn wir nicht die gleiche Ausgangslage haben, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen, Schule kann so grausam sein. So ist das Studium für sie ein Neustart, raus aus der Familie und weg von ihrem Heimatort, der so viele verletzende Erinnerungen parat hat. Aber manches holt einen doch ein und Layla muss entscheiden, wie sie damit umgeht. Somit hat sie ihre Gefühle gut eingepackt, weggeschlossen und soll nun darüber schreiben? Ein Desaster kündigt sich an, wieso hat sie sich bloß auf diesen Schreibkurs eingelassen und dieser Coach mit seinen zweifarbigen Augen macht sie zusätzlich fertig. Dabei trifft Jordan einen Ton, der sie innerlich anstachelt, denn sein niederschmetterndes Urteil ist einfach nicht gerechtfertigt. Bevor Layla sich versieht, lässt sie sich auf diesen Kurs doch ein und kommt Jordan näher, als sie geplant hat.

Ach, diese beiden, jetzt soll ich über diese beiden was schreiben, dabei würde ich doch glatt das Buch nochmals lesen wollen. Denn in diesen kleinen Schatz gibt es so viel zu entdecken, allein bei diesem Schreibkurs. So haben wir nicht nur Texte aus Laylas Feder, sondern so viele unterschiedliche Stimmen kommen dran, Themen, Texte und ein Feuerwerk aus Worten. Man kann ja so viel mit Worten ausdrücken und es gibt so viele unterschiedliche Arten des Ausdrucks, ob als Gedicht, Liebesbrief, Slam oder Haiku man muss es so schreiben, das der Zuhörer gepackt wird, das es diesen ins Herz trifft, das er zuhören mag und weiterlesen möchte. Layla ist da ein gutes Beispiel für Höhen und Tiefen, humorvoll kann sie verdammt gut, aber so persönlich hat sie zwar die Worte in Kopf und doch wollen sie nicht aufs Papier. Allein dieser Zwist ist für ihre Gefühlswelt richtig gut eingeflochten und man leidet mit dieser jungen Frau so mit. Durch ihre unbeholfene Art macht sie es selbst Jordan verdammt schwer, sie zu verstehen.

So bin ich wieder mal durch Michigan mit der Autorin spaziert, bin durch bunte Blätter getanzt und habe es geliebt, die Geschichte von Layla und Jordan zu lesen. Julie Chapel hat nämlich die Gabe, es so wirklich realistisch zu erzählen, man fiebert mit, man ist verzweifelt, man ringt selbst um Worte und hofft so sehr, dass Layla noch die Kurve hinbekommt. Ich habe mich in diese Geschichte beim Lesen verliebt und bin wieder über die Vielfalt von der Autorin entzückt. Es hat mich voll mitgerissen, mich lachen lassen, mich emotional mitgenommen und mich von der kreativen und originellen Seite begeistert. Wer also gute, richtig gute Liebesgeschichten mit Herz lesen möchte, sollte ein Buch von dieser wunderbaren Autorin lesen. JAWOHL!

Hard to say i love you, ist ein Wunderwerk von Worten und Vielfalt, es bewegt, ist witzig und einfach absolut gelungen und eine Liebesgeschichte, die man gern auch zweimal liest.
 
Henry und ich sind schwer verliebt in die Geschichte und dafür gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 

 
Hinter dem Pseudonym Julie Chapel steckt die Autorin Juliane Käppler. Die Literatur und das Eintauchen in fremde Welten sind ihre große Leidenschaft. Schon als Kind begann sie, Gedichte zu verfassen, später dann Erzählungen und Kurzgeschichten. Das Schreiben ist für sie seit jeher ein Teil ihrer selbst. Heute schreibt sie als freiberufliche Autorin für verschiedene Verlage und in ganz unterschiedlichen Genres wie dem Jugendbuch. Mit ihrem Sohn, ihrem Mann und zwei Katzen, die auf die Namen Goethe und Schiller hören, lebt sie in Mainz und Alzenau.
 
 
Vielen lieben Dank an Julie Chapel für das Rezensionsexemplar.